Die Parallelen sind unübersehbar: Brienz in Graubünden und Mitholz im Berner Oberland. Zwei Dörfer, überragt vom Bau des Gebirges. Die Gefahr lauert in den Felswänden. Soweit man zurückdenken kann, kommt in Brienz immer etwas herab. Derweil in Mitholz uralte Munitionsrückstände in die Luft zu fliegen oder das Grundwasser zu verseuchen drohen. Der Bevölkerung beider Orte bleibt wohl nur eines übrig: Sie muss ihre Heimat verlassen.
Hier aber hören die Gemeinsamkeiten auf. Während sich Bundesrätin Viola Amherd in einer einfühlsamen Videobotschaft an die Mitholzerinnen und Mitholzer wandte, kümmert sich in Brienz der Gemeindepräsident Daniel Albertin um die Sorgen der Dorfbewohnerinnen und -bewohner. Er tut das gut, findet die richtigen Worte, wenn er sagt: «Wir lassen euch nicht allein.»
Dennoch irritiert die Abwesenheit Berns im Albulatal. In Mitholz steht die Armee in der Verantwortung, in Brienz trägt der menschengemachte Klimawandel das Seinige dazu bei, dass die Gesteinsmassen immer dramatischer ins Rollen geraten. In Mitholz stellt der Bund Millionen bereit, wer hingegen den Aufbruch in Brienz bezahlt, ist noch völlig offen.
Eine Evakuierung ist eine hoch emotionale Sache. Ohne Heimat sein, schreibt der russische Schriftsteller Dostojewski, heisse leiden. «Wir werden eure Heimat nicht ersetzen können, aber wir wollen gemeinsam faire und gute Lösungen finden», sagte Amherd in Mitholz. Es stünde der Landesregierung gut an, auch Brienz zur Chefsache zu erklären.