In der Schweiz wurde Suleiman Kerimow (56) mit einem Knall bekannt. Im November 2006 raste der russische Geschäftsmann in Nizza (F) mit einem Ferrari mit Luzerner Kennzeichen in eine Palme. Die Bilder des in der Mitte geteilten Sportwagens gingen um die Welt, Kerimow erlitt schwere Verbrennungen und lag wochenlang im Koma.
Der Ferrari gehörte dem Luzerner Geschäftsmann Alexander Studhalter (53). Dieser ist nach eigenen Angaben ein langjähriger Geschäftspartner und persönlicher Freund von Kerimow. Studhalter war auch Stiftungsratspräsident der Suleyman Kerimov Foundation, die seit 2007 in Luzern angesiedelt war und unter anderem Spenden des Oligarchen erhielt. Gemäss Stiftungszweck sollte sie der «weltweiten Wohltätigkeit und Gemeinnützigkeit» dienen, etwa durch Unterstützung von Menschen und Unternehmen in Not oder die Förderung von Bildung, Forschung und Kultur.
Reichster Russe
Seine Verbindung in die Zentralschweiz brachte Kerimow die Bezeichnung «Oligarch von Luzern» ein. Das Magazin «Forbes» führte den aus Dagestan stammenden Geschäftsmann und Senator 2020 auf seiner Liste mit einem Vermögen von 25 Milliarden US-Dollar zeitweise als reichsten Russen. Seit Mitte März steht Kerimow wegen seiner engen Verbindungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) auf der Sanktionsliste der EU und der Schweiz.
Die Suleyman Kerimov Foundation wurde vor wenigen Wochen aufgelöst. Mit dem Krieg in der Ukraine habe das nichts zu tun, sagte Stiftungsratspräsident Studhalter der «NZZ». Die Stiftung habe ihren Zweck erfüllt. «Ihre Auflösung wurde bereits im November 2021 beschlossen und eingeleitet, als niemand den Krieg in der Ukraine voraussehen konnte.» Dass dieser Entscheid ausgerechnet jetzt rechtskräftig geworden ist, bezeichnet Studhalter als «blossen Zufall». Dem Stiftungsrat hatte bis vor wenigen Jahren auch sein Bruder Philipp Studhalter (45) angehört. Der Ex-Boss des FC Luzern ist heute Präsident der Schweizer Fussball-Liga.
Die Stiftung hat seit 2007 fast eine halbe Milliarde Schweizer Franken für wohltätige Zwecke ausgezahlt, wie die «Luzerner Zeitung» schrieb. 2018 wurde sie in Human Diversity Foundation umbenannt, nachdem Kerimow und Studhalter wegen Immobiliengeschäften ins Visier der französischen Justiz geraten waren. Vom Verdacht auf Steuerbetrug und Geldwäscherei wurden die beiden in der Folge entlastet.
Geschäftspartner seit 1995
Der Namensgeber sei keineswegs der einzige Geldgeber der Suleyman Kerimov Foundation gewesen. Auch habe er nie dem Stiftungsrat angehört. «Diese Stiftung hatte nie etwas mit der Geschäftstätigkeit von Kerimow zu tun», sagte Alexander Studhalter zur «NZZ». «Wir haben pro Woche rund fünf Anfragen für Unterstützung bekommen, die unser Team in Luzern abgearbeitet, geprüft und pro Fall einen Entscheid getroffen hat.»
Kerimow habe er 1995 zufällig in Moskau kennengelernt, sagte Studhalter. «Ich habe damals in Russland Personalcomputer verkauft und war froh über jeden guten Kontakt.» (sst)