Drei Kandidaten stehen auf der Matte, um am Freitag die Nachfolge von Heinrich Schifferle anzutreten. Der bisherige Präsident tritt nicht mehr an. Auch, weil er wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung in seinem ehemaligen «zivilen» Job verurteilt wurde.
Drei Kandidaten. Und ein haushoher Favorit! Philipp Studhalter (44), von 2016 bis 2021 Präsident des FC Luzern und damit automatisch Ränke- und Machtspiele- erprobter Wirtschaftsanwalt. Studhalter sitzt seit 2017 im Komitee der Swiss Football League und wird vom FCL portiert. Aber nicht nur. «Elf weitere Klubs haben das auch getan», so der Luzerner Mitinhaber der eigenen Anwaltskanzlei.
Thomas Grimm (62) war bereits Präsident der Swiss Football League. Zehn Jahre später will er sich wieder wählen lassen. Warum? Der Berner Jurist erklärts.
Blick
Thomas Grimm, warum sollen sie die Klubs wählen?
Thomas Grimm
Ich habe eine grosse Erfahrung. Ich habe klare Vorstellungen, wie die nötigen Reformen anzugehen sind. Ich bin international vernetzt, auch wegen meiner zwei Jahre an der Spitze der ukrainischen Premier League, ich habe Kontakte zu internationalen Ligen. Und ich bin total unabhängig.
Aber sie mussten doch von einem Klub portiert worden sein. Und das war nicht YB, wo sie zwei Jahre lang Präsident waren.
Richtig. Das war der FC Schaffhausen, wofür ich Präsident Roland Klein sehr dankbar bin. Aber ich habe sonst keine Beziehung zum FCS.
2011 wurden Sie nach nur zwei Jahren zum Rücktritt gedrängt. Weshalb macht da ein Comeback Sinn?
Weil der Job nun eine anderer ist. Ich hätte niemals kandidiert, wenn sich das Anforderungsprofil nicht geändert hätte. Dass das Komitee und der Präsident mehr strategisch wirken soll, ist auf mein Profil zugeschnitten.
Und doch verstehen nicht alle ihre Comeback-Kandidatur.
Ich bringe neuen Wind von aussen in die Liga, und das gefällt nicht allen. Ich weiss aber, dass meine Kandidatur zu diesem Zeitpunkt richtig ist.
Sie sind 2011 über den «Fall Sion» gestolpert, als die Walliser trotz Transferverbots neue Spieler anheuerten und die Liga sie am Ende mit einem Abzug von 36 Punkten bestrafte. Aber dieses Dossier hatte ihnen das Komitee da entzogen. Wirft das nicht immer noch Schatten?
Im Gegenteil! Eigentlich sollte dieser Fall ein positives Bild von mir zeichnen. Wenn man damals auf mich gehört hätte, als ich sagte, dass man diese Spieler schnellstens aus dem Verkehr zu ziehen habe, weil ich wusste, dass Uefa und Fifa das niemals tolerieren würden, wäre das Ganze niemals so eskaliert. Die damals getroffene einvernehmliche Lösung war zum Vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Was ist Ihr Vorschlag, um Krawalle in Stadien zu unterbinden?
Ich habe einen Gegenvorschlag zur andiskutierten Schliessung der Gästesektoren: Wenn es zu Vorfällen kommt, wird die Kurve geschlossen, bis alle ihre Personalien angegeben haben. Erst dann dürfen die Auswärtsfans raus. Und wenn das drei Stunden dauert.
Und der Modus?
14 Teams in der Super, 16 in der Challenge League, mit Möglichkeit des Aufstiegs von U21-Teams der SL-Klubs. Ein direkter Absteiger, denn eine geschlossene Liga wie im Eishockey ist gemäss Fifa verboten. Das Thema Barrage lassen wir noch offen. Jedenfalls darf man keinen Modus mehr haben wie den aktuellen, bei welchem die halbe Liga im Abstiegskampf ist. Wenn es um die nackte Existenz geht, setzt kein Klub auf den Nachwuchs. Bei einer Wahl würde ich die Reform gleich als erstes anpacken.
Thomas Grimm (62) war bereits Präsident der Swiss Football League. Zehn Jahre später will er sich wieder wählen lassen. Warum? Der Berner Jurist erklärts.
Blick
Thomas Grimm, warum sollen sie die Klubs wählen?
Thomas Grimm
Ich habe eine grosse Erfahrung. Ich habe klare Vorstellungen, wie die nötigen Reformen anzugehen sind. Ich bin international vernetzt, auch wegen meiner zwei Jahre an der Spitze der ukrainischen Premier League, ich habe Kontakte zu internationalen Ligen. Und ich bin total unabhängig.
Aber sie mussten doch von einem Klub portiert worden sein. Und das war nicht YB, wo sie zwei Jahre lang Präsident waren.
Richtig. Das war der FC Schaffhausen, wofür ich Präsident Roland Klein sehr dankbar bin. Aber ich habe sonst keine Beziehung zum FCS.
2011 wurden Sie nach nur zwei Jahren zum Rücktritt gedrängt. Weshalb macht da ein Comeback Sinn?
Weil der Job nun eine anderer ist. Ich hätte niemals kandidiert, wenn sich das Anforderungsprofil nicht geändert hätte. Dass das Komitee und der Präsident mehr strategisch wirken soll, ist auf mein Profil zugeschnitten.
Und doch verstehen nicht alle ihre Comeback-Kandidatur.
Ich bringe neuen Wind von aussen in die Liga, und das gefällt nicht allen. Ich weiss aber, dass meine Kandidatur zu diesem Zeitpunkt richtig ist.
Sie sind 2011 über den «Fall Sion» gestolpert, als die Walliser trotz Transferverbots neue Spieler anheuerten und die Liga sie am Ende mit einem Abzug von 36 Punkten bestrafte. Aber dieses Dossier hatte ihnen das Komitee da entzogen. Wirft das nicht immer noch Schatten?
Im Gegenteil! Eigentlich sollte dieser Fall ein positives Bild von mir zeichnen. Wenn man damals auf mich gehört hätte, als ich sagte, dass man diese Spieler schnellstens aus dem Verkehr zu ziehen habe, weil ich wusste, dass Uefa und Fifa das niemals tolerieren würden, wäre das Ganze niemals so eskaliert. Die damals getroffene einvernehmliche Lösung war zum Vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Was ist Ihr Vorschlag, um Krawalle in Stadien zu unterbinden?
Ich habe einen Gegenvorschlag zur andiskutierten Schliessung der Gästesektoren: Wenn es zu Vorfällen kommt, wird die Kurve geschlossen, bis alle ihre Personalien angegeben haben. Erst dann dürfen die Auswärtsfans raus. Und wenn das drei Stunden dauert.
Und der Modus?
14 Teams in der Super, 16 in der Challenge League, mit Möglichkeit des Aufstiegs von U21-Teams der SL-Klubs. Ein direkter Absteiger, denn eine geschlossene Liga wie im Eishockey ist gemäss Fifa verboten. Das Thema Barrage lassen wir noch offen. Jedenfalls darf man keinen Modus mehr haben wie den aktuellen, bei welchem die halbe Liga im Abstiegskampf ist. Wenn es um die nackte Existenz geht, setzt kein Klub auf den Nachwuchs. Bei einer Wahl würde ich die Reform gleich als erstes anpacken.
12 Klubs haben Studhalter portiert
Weshalb das Missverständnis entstand, die Liga habe über Gebühr Stimmung für Studhalter gemacht, als sie bei der Zusendung der GV-Unterlagen an die Klubs geschrieben habe, Studhalter hätte die Stimmen all dieser Klubs auf sicher. «Nein. Es ist wie im Fussball: Man führt 2:0. Aber es bleibt noch die Nachspielzeit», so Studhalter. Sprich: Es ist noch alles möglich. Ist es. Aber mehr als unwahrscheinlich. Wenn nur schon die zwölf Klubs, die Studhalter portiert haben, diesen wählen, ist die Sache geritzt. Denn es braucht die einfache Mehrheit der 20 SFL-Klubs.
Studhalter bringt nicht das Bild eines Ruderboots kurz vor der Ziellinie. Obwohl das in seinem Fall passender wäre, ist er doch ehemaliger Spitzenruderer und wassert auch heute noch oft morgens um sechs Uhr auf dem Vierwaldstättersee ein.
Der dritte Mann im Kandidatenkarussell ist Werner Baumgartner (59), seit 2013 Präsident von Challenge-League-Schlusslicht SC Kriens. Der selbständig tätige Immobilien- und Hotel-Entwickler ist seit zwei Jahren Mitglied im neunköpfigen Liga-Komitee und denkt, deshalb «durchaus ein gutes Standing» zu haben, obwohl er einen kleinen Klub präsidiere, wie er letzte Woche gegenüber der «Luzerner Zeitung» sagte.
Die Wahlchancen des leidenschaftlichen Ski- und Mountain-Bikefahrers sind minim, und doch sagt er im selben Artikel: «Mal schauen. Ich glaube, meine Chancen stehen besser, als sie zuletzt dargestellt wurden. Es wäre eine spannende Aufgabe, um im Schweizer Fussball etwas zu bewegen.» Zum Beispiel die Super League aufzustocken, denn «die Zeit sei reif dafür.»
Dass der SC Kriens vor dem Abstieg und damit vor dem Ausscheiden aus der Liga steht, hat keinen Einfluss auf Baumgartners Wählbarkeit. Der Bauernsohn selber setzt vor Freitag auf ein «Silenzio Stampa» und schreibt: «Zur Wahl möchte ich mich nicht äussern, da es ja eine interne Angelegenheit der zwanzig Clubs ist. Nach der Wahl wird sich für den neu gewählten Präsidenten die Gelegenheit sicher ergeben, und da macht es ja auch viel mehr Sinn.»
Der dritte Mann im Kandidatenkarussell ist Werner Baumgartner (59), seit 2013 Präsident von Challenge-League-Schlusslicht SC Kriens. Der selbständig tätige Immobilien- und Hotel-Entwickler ist seit zwei Jahren Mitglied im neunköpfigen Liga-Komitee und denkt, deshalb «durchaus ein gutes Standing» zu haben, obwohl er einen kleinen Klub präsidiere, wie er letzte Woche gegenüber der «Luzerner Zeitung» sagte.
Die Wahlchancen des leidenschaftlichen Ski- und Mountain-Bikefahrers sind minim, und doch sagt er im selben Artikel: «Mal schauen. Ich glaube, meine Chancen stehen besser, als sie zuletzt dargestellt wurden. Es wäre eine spannende Aufgabe, um im Schweizer Fussball etwas zu bewegen.» Zum Beispiel die Super League aufzustocken, denn «die Zeit sei reif dafür.»
Dass der SC Kriens vor dem Abstieg und damit vor dem Ausscheiden aus der Liga steht, hat keinen Einfluss auf Baumgartners Wählbarkeit. Der Bauernsohn selber setzt vor Freitag auf ein «Silenzio Stampa» und schreibt: «Zur Wahl möchte ich mich nicht äussern, da es ja eine interne Angelegenheit der zwanzig Clubs ist. Nach der Wahl wird sich für den neu gewählten Präsidenten die Gelegenheit sicher ergeben, und da macht es ja auch viel mehr Sinn.»
Die Connection zu Oligarch Kerimow
Beinahe ins Rudern gebracht hätte den Anwalt die Affäre um seine Unterschrift unter einen 160-Millionen-Deal der Stiftung des auf 17 Milliarden Franken geschätzten russischen Oligarchen Suleiman Kerimow. «Das waren reine Spekulationen, dass etwas nicht korrekt abgelaufen sein soll. Meine anwaltliche Tätigkeit war in Ordnung», sagt er heute. In der Tat: Die medialen Drohungen mit Aberkennung des Anwaltspatents und Eröffnung von Rechtsverfahren erwiesen sich als leer. 2019 zog sich Studhalter aus der Stiftung zurück. Er begründet: «Ich hatte keine Funktion mehr inne und auch keine Zeit, denn ich war neben Präsident auch CEO des FCL.»
In der Liga wird er gewiss nicht CEO sein. Im Gegenteil. Die Neudefinition des Präsidentenjobs sieht einen Rückzug aus der operativen Leitung vor hin zu einer vornehmlich strategischen Aufgabe. Studhalters Reformwille sieht auch eine Aufstockung der Super League vor. «Das Potenzial ist da. Aber Sie werden von mir keine Zahlen hören. Da braucht es zuerst eine Lagebeurteilung und dann einen Plan, der die Frage beantwortet: Wohin wollen wir?»
«Es sitzen alle im gleichen Boot, jetzt noch mehr»
Ebenso wichtig ist dem Macher etwas, das er im Komödienstadel FCL hingekriegt hat: Die verschiedenen Gruppierungen zusammenzubringen, sprich die Klubs, die in der Vergangenheit oft gegeneinander koexistierten. «Es sitzen doch alle im gleichen Boot. Wegen Corona sogar noch mehr. Das hat ein gewisses Momentum kreiert, das ich weiterführen will.»
Und die Fanthematik? Da hat Studhalter sonnenklare Vorstellungen, begibt sich vor der Wahl aber nicht aufs Glatteis. «Wir müssen eine Institution schaffen, die aufklärt - die Fankurven, die Gesellschaft -, und die kommuniziert» .
Doch zuerst muss Studhalter gewählt werden. Das wird wohl der einfachere Job sein. Denn nun ist auch die Nachspielzeit bald vorbei. Und es steht immer noch 2:0.
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Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |