Auf einen Blick
- Lehrer wirft Buch nach Schülerin
- Vater und Bruder sind empört
- Lehrer ist sich keiner Schuld bewusst
- Familie fordert Konsequenzen
«Wo nimmt der Lehrer sich dieses Recht heraus?», fragt Güray Unudulmazkan (48) beim Telefonat mit Blick. Es geht um einen Vorfall, der sich am Dienstag in einer Sekundarschule in Frenkendorf BL zugetragen hat.
Wie er gegenüber Blick erklärt, hat der Lehrer seine Tochter (13) mit einem Buch beworfen. «Sie hat ihren Kopf auf den Tisch gelegt und dann wurde sie vom Buch getroffen», so der besorgte Vater.
Lehrer sieht Fehler nicht ein
Der Lehrer habe seine Tochter zuvor beim Namen gerufen, sei aber so leise gewesen, dass sie ihn nicht gehört habe. Dies würden auch ihre Klassenkameradinnen und Kameraden bestätigen. Dann sei das Buch geflogen.
Seiner Tochter gehe es seither nicht gut, erzählt er. Der betroffene Lehrer sehe seinen Fehler nicht ein, sagt er. Für den Familienvater ist es unverständlich, wie so etwas passieren kann.
«Wieso macht man sowas? Mit einem Buch nach einem 13-jährigen Mädchen zu werfen. Man hat doch andere Möglichkeiten?», prangert er an.
Bruder ist «fassungslos»
Er meint, der Lehrer hätte zu seiner Tochter hingehen und mit ihr reden können. «So etwas geht gar nicht», schimpft Unudulmazkan. Der Lehrer betone zwar, dass er das Mädchen nicht getroffen habe, sie erzählt aber etwas anderes.
Der Vater ist sich bewusst, dass es Lehrpersonen nicht einfach hätten. Viele Schülerinnen und Schüler würden sich heutzutage komplett daneben benehmen. «Das ist doch aber ein völlig falsches Verhalten», findet er.
Auch für Efekan (20), den Bruder der Betroffenen, ist der Vorfall ein Schock. «Ich habe schon gemerkt, dass sie am Dienstag etwas bedrückt war, als ich nach Hause gekommen bin», sagt er gegenüber Blick.
Er erzählt auch, dass seine Schwester nicht mit dem Kopf auf dem Pult gelegen habe. «Sie hat sich halt so aufgestützt und den Kopf hängenlassen. Als sie mir erzählt hat, was passiert ist, war ich fassungslos», sagt er.
Lehrer habe schon früher Sachen geschmissen
«Meine Schwester rannte in der Pause nach dem Vorfall weinend aufs WC. Der Lehrer hat dann geklopft und ist zu ihr und hat gesagt, dass das, was sie gemacht habe, falsch gewesen sei und sie jetzt wieder hereinkommen soll», erzählt er. «Sie hat währenddessen die ganze Zeit geweint. Ich habe keine Worte für sowas», so der besorgte Bruder.
Er meint auch, dass das nicht das erste Mal gewesen sei, dass dem Lehrer etwas aus der Hand geflogen ist. «Mein bester Freund war auch bei ihm in der Klasse und hat erzählt, dass er mit dem Schlüsselbund beworfen wurde.»
Schulrat und Polizei einbezogen
Für ihn und den Vater ist klar, dass diese Aktion Folgen haben muss. «Wir waren auch schon bei der Polizei», sagt der Vater. Von der Schule habe er auf seine Nachrichten noch keine Antworten erhalten.
Wie der Bruder erklärt, möchte er im Moment nicht, dass seine Schwester weiter bei diesem Lehrer in den Unterricht geht. «Ich will auch die Meinung vom Schulrat hören und hoffe, dass ich heute nach der Arbeit da vorbeigehen kann», sagt er.
Im Leitbild der Sekundarschule steht: «Alle Beteiligten verhalten sich rücksichtsvoll und zuvorkommend, lösen Streitigkeiten ehrlich und ohne Gewalt.»
Nächste Woche soll gemäss dem Vater ein Treffen zwischen der Schule und der Familie stattfinden. Wie das genau ablaufen soll, ist gemäss dem Vater noch in Abklärung.
Neues zum Fall
Nachdem ein Treffen mit der Schulleitung stattgefunden hat, meldete sich der Vater erneut, weil es wichtig sei, beide Seiten zu hören. Er erzählt, dass es ein sehr gutes Gespräch gewesen sei und beide Seiten ihr Verhalten eingesehen hätten und bemüht seien, sich künftig zu bessern. Damit meinte er die Eltern, die Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, wie auch die Schulleitung. Man sei sich einig geworden, dass alle Seiten besser hätten reagieren können. Nach dem klärenden Gespräch möchte er auch nicht die alleinige Schuld dem Lehrer anlasten und sehe auch ein Fehlverhalten bei seiner Tochter.
Direkt zu den Vorwürfen geäussert haben sich auf Anfrage von Blick weder die Sekundarschule Frenkendorf BL noch der beschuldigte Lehrer.