Eltern empört über Kündigungswelle an Aargauer Schule – Rektor soll zurücktreten
«Es fand kein richtiger Unterricht mehr statt»

Chaos an Menziker Schule: Weil sieben Lehrer gekündigt haben, forderten mehrere Dutzend Personen die Entlassung des Schulleiters. Sie unterstellen dem Rektor Unfähigkeit und mangelnde Diplomatie. Die Gemeinde kann die vehemente Kritik nur teilweise nachvollziehen.
Publiziert: 05.12.2024 um 15:30 Uhr
In Menziken kochen die Emotionen hoch. Grund sei eine angebliche Kündigungswelle.
Foto: Primarschule Menziken

Auf einen Blick

  • Sieben Lehrer verlassen Primarschule Menziken. Petition fordert Entlassung des Schulleiters
  • Sie beklagen Unfähigkeit der Schulleitung und mangelnde Kommunikation
  • 93 Lehrpersonen insgesamt, zwei Kündigungen aktuell, elf im Vorjahr
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Sieben Lehrer haben sich offenbar entschieden, die Bildungseinrichtung in Menziken AG zu verlassen. Der Schritt sorgt in der Gemeinde für grosse Empörung. Jetzt erhebt die Elternschaft heftige Vorwürfe gegen den Schulleiter. 

Die «Aargauer Zeitung (AZ)» berichtete zuerst über die Geschichte. In einer E-Mail, die der Zeitung vorliegt, beklagen sich die Eltern über die Unfähigkeit der Schulleitung. Im Fokus steht der Rektor. Seine Art, die Schule zu führen, habe die angebliche Kündigungswelle ausgelöst.

Konkret: Innert kürzester Zeit hätten die Klassen jeweils verschiedene Vertretungen vorgesetzt bekommen. Zudem seien Kleinklassen ohne Sonderbetreuung in reguläre Klassen integriert worden, so die Vorwürfe. Der Schulleiter «schaffe Rahmenbedingungen, die die Lehrer zur Kündigung zwingen», heisst es in dem Schreiben. 

Mutter schildert «komische» Situation

Eine betroffene Mutter schildert gegenüber der «AZ» anonym die Lage nach der Krankschreibung einer Lehrerin: «Es fand kein richtiger Unterricht mehr statt, Schulnoten gab es auch keine», so ihre Erfahrung. Die Situation sei «komisch» gewesen. Erst nach mehreren Monaten sei eine Vertretung eingestellt worden, so die Mutter. 

Der Unmut sei auch deshalb gross, weil sich gut vernetzte und beliebte Lehrer zur Aufgabe ihres Jobs entschieden hätten. Einer der Lehrer habe laut dem Bericht seit 22 Jahren in Menziken gearbeitet. Er habe als eine Art Institution gegolten – nun sei auch er gegangen. 

Die Situation ist so angespannt, dass zunächst sogar eine Online-Petition gestartet wurde. Wegen der «zu scharfen Tonlage» nahmen die Initianten sie kurz darauf wieder vom Netz, berichtet die «AZ». Neben der Entlassung des Rektors forderten die Unterzeichnenden in der Petition vom Gemeinderat, Gespräche mit den Lehrern zu suchen. Ausserdem solle man jene, die bereits gekündigt haben, zur Rückkehr überzeugen.

Die betroffene Mutter teilt im Gespräch mit der «AZ» zwar die Kritik an der Kommunikation der Schulleitung – die Forderung nach der Entlassung des Rektors findet sie jedoch «völlig überzogen». «Dem schliesse ich mich nicht an», stellt sie klar. 

Gemeinde verweist auf «normale Fluktuation»

Gemeindeammann Erich Bruderer verteidigt den Schulleiter gegenüber der Zeitung: Er spricht von «normalen Fluktuationen». Bruderer räumt aber auch ein: «In Sachen Kommunikation gibt es Verbesserungspotenzial.» 

Eine Kündigungswelle könne er indes nicht erkennen. Aktuell hätten zwei Lehrpersonen gekündigt. Eine davon zum Ende des ersten Semesters 2025, die andere zum Ende des zweiten Semesters. Im vergangenen Schuljahr hatten acht Lehrerinnen und Lehrer gekündigt. Ein Jahr zuvor – als der aktuelle Rektor noch nicht in Menziken arbeitete – waren es elf. Derzeit würden 93 Lehrpersonen an der Schule arbeiten. Aus den aktuellen Zahlen könne man nicht ableiten, dass der Rektor keinen guten Job mache.

Rektor nimmt Stellung

Der Rektor selbst nimmt gegenüber der «AZ» ebenfalls Stellung: «Wenn ich von einer Lehrperson ein Arztzeugnis für eine Woche bekomme, kann ich auch nur eine Vertretung für eine Woche anstellen», erklärt er. «Kommt dann ein neues Zeugnis für eine Woche, braucht es eine neue Vertretung. Und das ist in der Regel eine andere Lehrperson.» Das Problem sei systembedingt.

Im Falle der erwähnten Krankschreibung habe es mehrere Monate gedauert, bis klar war, dass die Schule eine Person für den Rest des Schuljahres anstellen könne. «Das war sicher eine unschöne Situation für die Schülerinnen und Schüler», sagt der Rektor. Er räumt ein, dass man besser hätte kommunizieren müssen. 

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