Auf einen Blick
- Eskalation an Sekundarschule in Schlieren
- Lehrermangel führt zu Unruhe
- Quereinsteiger kritisiert Zustände offen, wird daraufhin gefeuert und eskortiert
- Eine Klasse hatte dieses Schuljahr bereits acht verschiedene Lehrpersonen
Eigentlich sollte der Anlass die Gemüter beruhigen und die Wogen glätten. Kein Wunder: Die Situation an der Sekundarschule in Schlieren ZH ist alles andere als optimal. Der Grund: Mehrere Lehrpersonen sind krankgeschrieben, was zu Unruhe unter den Schülern und Eltern führt.
Also lud die Leitung zu einem Infoabend ins Schulhaus Kalktarren ein, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Mit dabei: Der 56-jährige Quereinsteiger Peter T.*, der als Vertretung eingesprungen war. Er ist von den Zuständen an der Schule schockiert – und kritisiert die Zustände offen. «Seit ich als Lehrer und Schulleiter arbeite, bin ich oft auch Anwalt für jene Kinder, die an der Schule sonst keine Stimme haben», sagt er nach dem Elternabend zum «Tages-Anzeiger».
T. prangerte an, dass es keine ordentliche Übergabe gab und teilweise sogar Lehrmittel fehlten. Da platzte dem Schulleiter schliesslich der Kragen. Er wies ihn zurecht: «Heb de Latz!» und «Du bist gefeuert!». Daraufhin wurde T. aus dem Saal eskortiert.
«Sie waren ein guter Lehrer, der mit Leidenschaft unterrichtet hat»
Die Schulbehörde bestreitet Teile der Vorwürfe. Es sei auch nicht so eskaliert, wie T. das darstelle. Schulpräsidentin Bea Krebs, die ebenfalls am Elternabend vor Ort war, räumt aber ein, dass es wegen häufig wechselnder Bezugspersonen disziplinarische Probleme gibt. Eine Klasse hatte dieses Schuljahr bereits acht verschiedene Lehrpersonen. Eltern und Schüler stehen hinter dem geschassten Vertretungslehrer. In einem E-Mail bedankte sich ein Vater für seine «Offenheit». Schüler schrieben T. zum Beispiel: «Sie waren ein guter Lehrer, der mit Leidenschaft unterrichtet hat.»
Das kantonale Volksschulamt bestätigt, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt. Der Lehrermangel macht es zunehmend schwierig, langfristige Vertretungen zu finden. Martin Peter vom Volksschulamt erklärt gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Solche Situationen sind für die Schulen sehr herausfordernd.» Die Eltern wollen nun gemeinsam mit den Behörden und der Schulleitung Lösungen finden. Treffen sind bereits vereinbart.
* Name geändert