Wieder Verzögerungen und Mehrkosten
Bei der Armee funkts einfach nicht

Ein weiteres Milliardenprojekt im Verteidigungsdepartement verzögert sich: Statt 2032 wird die Armee das Projekt für modernere Kommunikationsmittel nach derzeitigem Stand erst 2035 abschliessen können.
Publiziert: 20.02.2025 um 18:12 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2025 um 18:20 Uhr
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Steht unter Druck: Armeechef Thomas Süssli muss die milliardenteuren IT-Projekte voranbringen.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Schweizer Armee verzögert Milliardenprojekt für moderne Kommunikationsmittel bis 2035
  • Lieferschwierigkeiten und Qualitätsmängel bei israelischer Lieferantin Elbit verursachen Verzögerungen
  • Parlament bewilligte 1,8 Milliarden Franken für das Projekt
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Es ist wie verhext. Jahr für Jahr kauft die Schweizer Armee für Milliardenbeträge Rüstungsgüter ein – und regelmässig kommt es zu langen Verzögerungen und hohen Mehrkosten. Ende 2024 hatte die Finanzaufsicht des Parlaments Alarm geschlagen. Gleich bei sieben grossen Rüstungs- und IT-Vorhaben erkannte die Delegation massive Probleme und Risiken. Gesamtkosten: satte 19 Milliarden Franken. Es war nur ein weiteres Kapitel in einer langen Reihe von Pleiten, Pech und Pannen.

Mittlerweile verzögert sich ein weiteres Milliardenprojekt im Verteidigungsdepartement (VBS): Statt 2032 wird die Armee das Projekt für modernere Kommunikationsmittel nach derzeitigem Stand erst 2035 abschliessen können. Vergangene Woche hat das Departement von Viola Amherd (62) den Bericht zu den Armee-Topprojekten veröffentlicht. Demnach verzögert sich das Projekt «Telekommunikation der Armee (TK A)» um drei Jahre. Auch mit Mehrkosten im zweistelligen Millionenbereich wird gerechnet.

Qualitative Mängel und erst noch zu spät

Dabei geht es um den Ersatz mobiler Kommunikationsmittel. Über Funk, Mobilfunk und andere Datenverbindungen sollen Soldaten und Einsatzkräfte schnell und zuverlässig miteinander kommunizieren können. Das Parlament bewilligte für das Projekt vor längerem 1,8 Milliarden Franken.

Ein Grund für die Verzögerung sind Lieferschwierigkeiten und Qualitätsmängel bei der israelischen Lieferantin Elbit. «Die Firma hat Probleme, ihre Qualität zu garantieren und in der Zeit zu liefern, in der wir es erwarten», sagte Projektaufsichtsleiter und Cyberkommandochef Simon Müller am Donnerstag in Bern vor den Medien. Beispielsweise hätten einige Komponenten die falsche Kabellänge.

Laut Gesamtprojektleiter Matteo Pintonello vom Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) gilt es, weitere Aspekte für den späteren Projektabschluss zu berücksichtigen. Die neuen Geräte müssten in 1800 sogenannte Trägerplattformen eingebaut werden. «Es handelt sich um den wohl grössten Fahrzeugumbau der Armeegeschichte.» Das brauche Zeit.

Übungsabbruch bleibt eine Option

Die Armee erstellt derzeit zusammen mit Armasuisse eine Neuplanung des Projekts. Im laufenden Jahr wolle man mit Elbit die technische Reife, Termintreue und Qualität der Beschaffung sicherstellen, sagte Müller. Bis Anfang 2026 soll das Projekt neu aufgestellt sein. Er sei zuversichtlich, sagte Müller, hielt aber fest: «Wenn wir bis dann keine Verbesserung feststellen, müssen wir einen Abbruch des Teilprojekts in Betracht ziehen.» Das allerdings würde bedeuten, wieder bei null zu beginnen.

Die Verzögerung bedeute nicht, dass alle modernen Geräte erst 2035 bei der Truppe seien, sagte Müller. «Dort, wo wir den Reifegrad haben, setzen wir die Geräte ein.» Insgesamt gelte aber: «Wenn wir keine gute Kommunikationslösung haben, geraten wir in Rückstand.» Die heutigen Geräte seien seit rund 30 Jahren im Einsatz.

Der Lieferrückstand beim israelischen Hersteller führt auch zu Verzögerungen bei anderen Beschaffungsprojekten, wie die Armee und Armasuisse festhielten. In den vergangenen Monaten waren mehrfach Probleme bei weiteren Grossprojekten im VBS bekanntgeworden.

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