Unfälle alarmieren Politik – Mitte-Nationalrat hat brisante Forderung
Dürfen bald wieder nur 18-Jährige 125er-Motorrad fahren?

Erst vor einigen Jahren wurde die Altersgrenze für das Motorrad gesenkt. Jetzt ist die Zahl der Verkehrsunfälle gestiegen – ein Mitte-Nationalrat und Anwalt fordert darum, die Regeln rückgängig zu machen. Auch der Bundesrat will nun Massnahmen prüfen.
Publiziert: 18.02.2025 um 18:46 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2025 um 22:38 Uhr
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Seitdem auch Jüngere aufs Motorrad steigen, ist die Zahl der Unfälle gestiegen. (Symbolbild)
Foto: imago/Andre Lenthe

Auf einen Blick

  • Nationalrat will Mindestalter für Töfffahren erhöhen, Bundesrat plant Bericht
  • Mehr Unfälle seit Senkung der Alterslimite, Beratungsstelle fordert Korrektur
  • 156 Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren 2022 schwer verunfallt, sechs starben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias BruggmannRedaktor Politik

Für viele Jugendliche ist es ein Stückchen Freiheit: der erste Töff oder das erste Motorrad. Seit 2021 dürfen sich schon 16-Jährige auf Töffs der 125er-Klasse setzen. Damit wurde eine EU-Norm übernommen. Auf kleinere Motorräder darf man sich seither schon ab 15 Jahren setzen. Doch das könnte sich schon bald ändern.

Zumindest, wenn es nach Mitte-Nationalrat und Anwalt Sidney Kamerzin (49) geht. Mit einem Vorstoss will er erreichen, dass man erst ab 16 Jahren auf Kleinmotorräder sitzen darf, ab 18 Jahren dürfte man dann auf die grössere 125er-Maschine umsteigen.

Mehr Unfälle bei den Jungen

«Die Situation ist klar: Seitdem das Gesetz angepasst wurde, gab es viel mehr Unfälle mit jugendlichen Lenkern – das muss gestoppt werden», begründet Kamerzin seinen Vorstoss gegenüber Blick. Der Anwalt beobachtet das Problem in seiner Kanzlei. «Die Verfahren in solchen Fällen sind sehr langwierig und vergrössern das Leid der Familien, die bereits durch den Verlust oder die Behinderung ihres Kindes betroffen sind. Hinzu kommt, dass die erhaltenen Genugtuungen im Vergleich zum empfundenen Schmerz oft lächerlich gering sind.»

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Die Zahlen geben Kamerzin recht. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) schreibt auf Blick-Anfrage: «In der Tat hat in den letzten Jahren die Anzahl schwerer Motorradunfälle von Jugendlichen zugenommen.» Im vergangenen Jahr sind 156 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 17 Jahren mit dem Töff schwer verunfallt, sechs starben. 2021 wurde die Alterslimite gesenkt. «Im Schnitt der vier Jahre vor der Gesetzesänderung verunfallten 56 Jugendliche schwer mit einem Töff», schreibt das BFU weiter.

Die Beratungsstelle habe sich damals gegen die Herabsetzung ausgesprochen. «Die Realität hat die Befürchtungen bestätigt.» Deshalb brauche es eine Korrektur. «Es gibt zu viele Jugendliche, die sich mit dem Töff schwer oder sogar tödlich verletzen.» Es gebe aber auch Lücken bei der Ausbildung. «Die Mindestanforderungen für den Erwerb eines Führerscheins sind relativ gering.»

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Der Bundesrat empfiehlt den Vorstoss zwar zur Ablehnung – aber nur, nur weil er derzeit selbst einen Bericht zum Thema plant. «Dabei sollen verschiedene Massnahmen – wie eine Erhöhung des Mindestalters, aber auch Anpassungen in der Fahrausbildung – geprüft werden.» Eine kategorische Ablehnung tönt anders.

«Bundesrat darf nicht warten»

Doch das reicht dem Mitte-Nationalrat Kamerzin nicht. «Die Zahlen sind eindeutig. Der Bundesrat darf nicht warten. Jeder Tag ist eine zusätzliche Gefahr für die Jugendlichen, da in diesem Alter die Risikobereitschaft grösser ist.»

Auch Grünen-Nationalrätin Florence Brenzikofer (49) unterstützt die Überprüfung der Altersgrenze. «Jedoch ist es auch wichtig, dass weitere Massnahmen analysiert werden.»

SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger (51) ärgert sich derweil über die «voreilige Übernahme von EU-Recht». Auch sie will jetzt den Bericht des Bundesrates abwarten. «Sicherheit geht vor, das ist klar. Aber man darf jetzt nicht vorschnell die Altersgrenze erhöhen. Gerade auf dem Land sind viele junge Leute auf das Motorrad angewiesen.» Darum soll man stattdessen auch andere Massnahmen, zum Beispiel bei der Ausbildung anschauen.

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