Trotz massiver Finanzprobleme bei der Armee
Bürgerliche klammern sich an Patrouille Suisse

Armeechef Thomas Süssli warnt bereits vor einem faktischen Aus fürs Heer. Grund sind weitreichende Finanzprobleme. Dringend nötige Sparmassnahmen aber fallen schwer. Auch, weil sich das Parlament dagegen wehrt.
Publiziert: 06.02.2024 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2024 um 15:40 Uhr
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Während Verteidigungsministerin Viola Amherd von einem Finanzloch nichts wissen will, ...
Foto: AFP via Getty Images
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Die Armee hat ein Finanzproblem. In den nächsten paar Jahren fehlt über eine Milliarde, um bereits beschlossene Rüstungsprojekte zu bezahlen. Während Verteidigungsministerin Viola Amherd (61) davon nichts wissen will, warnt Armeechef Thomas Süssli (57) schon vor dem Ende des Heers. Um die dringendsten Lücken zu schliessen, spart er an allen Ecken und Enden. Als Erstes mussten beliebte Publikumsanlässe wie das «Air Spirit 24» über die Klinge springen.

Doch das reicht nirgends hin. Sorgen machen Süssli gerade stetig wachsende Betriebskosten für veraltete Waffensysteme. Lieber heute als morgen würde er daher den alten Kampfjet F-5 Tiger loswerden, bestätigte Süssli dem «Tages-Anzeiger». Auch Verteidigungsministerin Amherd hatte die Ausmusterung schon beantragt. Bisher aber wehrte sich das Parlament dagegen. Denn das würde das Ende der Patrouille Suisse bedeuten.

«Für mich gibt es keinen Verhandlungsspielraum»

Nun aber ist klar, dass das Geld dafür eigentlich fehlt. Dennoch hat die bürgerliche Mehrheit im Parlament nicht vor, einzulenken. «Für mich gibt es bei der Patrouille Suisse nach wie vor keinen Verhandlungsspielraum», stellt SVP-Ständerat Werner Salzmann (61, BE) klar. «Sie ist das Aushängeschild der Armee, jeder öffentliche Auftritt ist Werbung.»

Das sei wichtig für eine Milizarmee; sie brauche einen möglichst direkten Draht zur Bevölkerung. «Sonst bewegen wir uns hin zu einer abgekapselten Berufsarmee», so Salzmann. «Das wollte das Parlament nie.»

Das sieht Mitte-Sicherheitspolitiker Martin Candinas (43, GR) ganz ähnlich. «Die Armee hat eben Publikumsanlässe gestrichen. Sie muss dafür sorgen, dass sie auch in Zukunft eine breite Öffentlichkeit erreichen kann», sagt er. Immerhin sei die Patrouille Suisse in der Schweiz eine Institution. «Einem Grounding stünde ich kritisch gegenüber.»

Schon mit der Armeebotschaft 2022 wollte Amherd die F-5-Flotte definitiv vom Himmel holen. Denn spätestens, wenn die neuen F-35-Tarnkappenjets über der Schweiz kreisen, wird der Tiger militärisch endgültig nicht mehr benötigt. Betriebskosten von 25 Millionen Franken pro Jahr sollten so eingespart werden. Die Patrouille Suisse stand vor dem Aus.

Alternativvorschläge stiessen auf Skepsis

Die bürgerliche Parlamentsmehrheit aber wollte nichts davon wissen. Zwar werde der Tiger-Kampfjet militärisch tatsächlich nicht mehr benötigt, räumte Salzmann damals ein, «aber es ist eine emotionale Frage». Amherds Grounding-Versuch blieb chancenlos.

Das dürfte bei einem erneuten Anlauf nicht anders aussehen. Bisherige Alternativvorschläge stiessen jeweils auf Skepsis. So wäre ein Ersatz der Tiger durch Propellermaschinen denkbar. Nebst der Patrouille Suisse hat die Luftwaffe schon heute mit der PC-7 eine weitere Kunstflugstaffel. Die ist allerdings deutlich gemächlicher unterwegs.

«Daher gehen wir mit der Patrouille Suisse eher an die grossen Flugshows. Die langsameren und leiseren PC-7 kommen oft an kleineren Anlässen zum Einsatz», hatte Luftwaffenchef Peter Merz (56) gegenüber Blick erklärt. «Die Lösung mit Propellermaschinen überzeugt mich nicht», sagt denn auch SVP-Sicherheitspolitiker Salzmann. «Das ist von der Dynamik her einfach nicht dasselbe.» Für den erneut bedrohten Tiger-Kampfjet zeichnet sich daher noch viele Flugstunden ab.

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