«Die Armee bezahlt sämtliche vertraglich vereinbarten Rechnungen dieses und auch die nächsten Jahre, ohne dass es zu einer Überschreitung des Zahlungsrahmens kommt», teilte Verteidigungsministerin Viola Amherd (61) am Montag während ihrer Estland-Reise auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Es war das erste Mal, dass sich Amherd persönlich in der Sache äusserte.
Gemäss der langjährigen Praxis würden in der Finanzplanung für Rüstungsbeschaffungen jeweils höhere Beträge eingesetzt, als dass vertragliche Verpflichtungen bestünden, so die Verteidigungsministerin. Dies habe den Vorteil, dass Projekte, die aus irgendeinem Grund verzögert oder nicht umgesetzt werden, mit anderen notwendigen Beschaffungen ersetzt werden könnten. Auch die Finanzverwaltung habe dies bislang nicht kritisiert.
Zudem würden Verpflichtungskredite, die für ein bestimmtes Jahr gesprochen würden, nicht vollumfänglich im betreffenden Jahr eingesetzt, so Amherd weiter: «Die aktuelle Situation ist finanzpolitisch alles andere als exotisch.»
«Keinen Grund gegeben, den Gesamtbundesrat zu informieren»
Zugleich verwies die Bundespräsidentin auf die veränderte Sicherheitslage angesichts der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten: «Die Armee wurde während dreissig Jahren kaputt gespart und es ist offensichtlich, dass dies nicht in fünf Jahren und ohne Erhöhung der Mittel korrigiert werden kann.» Es stelle sich die Frage, «ob wir nach Jahrzehnten der Friedensdividende so weiterfahren können wie bis anhin».
Die Zeitungen von CH Media hatten am Samstag berichtet, Finanzministerin Karin Keller-Sutter (60) habe aus den Medien vom Liquiditätsengpass im Verteidigungsdepartement erfahren. Sie beriefen sich dabei auf Aussagen Keller-Sutters an einem Podiumsgespräch. Es habe keinen Grund gegeben, den Gesamtbundesrat zu informieren, teilte Amherd dazu auf Anfrage mit. Der Bundesrat verfüge im Rahmen der Finanzplanung über das nötige Zahlenmaterial. Das Finanzdepartement kenne die Überhänge bei den Verpflichtungskrediten.
Was das Tempo der Erhöhung der Armeeausgaben angeht, gibt es nach Aussage Amherds keine Differenzen zwischen ihr und Armeechef Thomas Süssli (57). Das Parlament hatte ursprünglich zwei Motionen mit der Forderung überwiesen, die Armeeausgaben bis 20230 auf 1 Prozent des Bruttoinlandprodukts zu erhöhen. In der Budget-Debatte der Wintersession erklärte es sich jedoch mit dem Antrag des Bundesrats einverstanden, die entsprechende Frist bis 2035 zu erstrecken – nach einem längeren Tauziehen zwischen National- und Ständerat. (SDA)