Der Patrouille Suisse droht das Aus – weil die F-5 Tiger an ihr Lebensende kommen und ausser Betrieb genommen werden müssen. Oder gibt es doch Hoffnung? Bundesrätin Viola Amherd (59) versucht jedenfalls, die bekannteste Kunstflugstaffel zu retten. «Wir prüfen Alternativen», sagte die Verteidigungsministerin am Donnerstag im Blick-Talk.
Wahrscheinlich ist, dass eine Lebensverlängerung auf einen Ersatz der Tiger durch Propellermaschinen hinausläuft. Wie würde dies das Auftreten der Patrouille verändern? Blick fragt den Mann, der es wissen muss: Luftwaffenchef Peter Merz (54).
«Jets brauchen mehr Raum»
Er kennt die Unterschiede gut, denn nebst der Patrouille Suisse hat die Luftwaffe eine weitere Kunstflugstaffel – bestehend aus neun Propellermaschinen des Typs PC-7. Das PC-7 Team ist vielleicht weniger bekannt als der grosse Bruder, in der Aviatik-Szene aber ebenfalls sehr gefragt.
Was sind denn nun die Unterschiede? «Jets sind schneller und brauchen mehr Raum», sagt Luftwaffenkommandant Merz. «Daher gehen wir mit der Patrouille Suisse eher an die grossen Flugshows. Die langsameren und leiseren PC-7 kommen oft an kleineren Anlässen zum Einsatz.»
Die Patrouille ist doppelt so schnell unterwegs
In der Tat: Während die sechs Tiger der Patrouille Suisse mit Geschwindigkeiten von 200 km/h bis zu 1000 km/h unterwegs sind, nehmen es die PC-7 mit Tempo 120 bis maximal 500 km/h eher gemütlich.
Merz findet, beides habe seinen Reiz. «Die Patrouille Suisse beeindruckt mit ihrem Tempo, ihrer Kraft und ihrem Sound», sagt er und schickt hinterher, dass der Armee durchaus bewusst sei, dass der Sound nicht von allen geschätzt werde.
«Die PC-7 hingegen sind eher ein Ballett, es sind engere Kurven und dadurch auch andere Figuren möglich.» Und im Gegensatz zur Patrouille Suisse gebe es bei den Vorführungen weniger Unterbrüche – die Zuschauer sehen die Formation also länger.
Kommission will bei Tiger bleiben
Bei einem Wechsel auf Propellermaschinen würde die Patrouille Suisse (PS) also zu einem zweiten PC-7 Team. Ist das sinnvoll? Eingefleischte Fans – darunter auch die Mehrheit der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats – sehen das wohl anders. Die Politiker haben gefordert, dass die Ausserbetriebnahme der Tiger aufgeschoben wird. Amherd aber reagierte gegenüber Blick skeptisch: «Es ist erstens eine Frage der Sicherheit und dann auch eine Frage der Kosten.»
Luftwaffenchef Merz will keine Wertung abgeben. «Wir evaluieren im Auftrag von Bundesrat und Parlament alle Möglichkeiten. Letztlich aber ist es ein politischer Entscheid, wie es mit der PS weitergeht.»
Klar ist: Andere Länder wie Frankreich mit der Patrouille de France und Grossbritannien mit den berühmten Red Arrows gehen andere Wege. Sie haben Profi-Staffeln mit eigenen Flugzeugen. Gangbar wäre dieser Weg für die Schweiz auch. Aber wie Amherd sagt: «Es ist auch eine Frage der Kosten.»
Treue Fans sind sicher
«Es wäre wohl utopisch, den F-5 Tiger nur wegen der Patrouille Suisse weiterzubetreiben», schätzt ähnlich realistisch auch Roland Studer, Mediensprecher des Patrouille Suisse Fanclub. Man werde jeden Entscheid des Verteidigungsdepartements unterstützen – auch wenn die Ausserdienststellung der F-5 vermutlich das Ende der Patrouille Suisse mit einem Kampfjet bedeute.
Doch die PC-7-Staffel sei ebenfalls «sehr attraktiv», betont Studer. Vielleicht werde diese Staffel dann einfach in Patrouille Suisse umbenannt, der Fanclub könne aber auch mit dem jetzigen Namen bestens leben. «Wir könnten sie uns durchaus auch mit Propellermaschinen vorstellen.» Klar aber sei: Der Fanclub mit seinen rund 4000 Mitgliedern soll auf jeden Fall weiterbestehen – unter dem bekannten Namen Patrouille Suisse Fanclub.