Die Top-Banker haben ganze Arbeit geleistet. Negativschlagzeile reihte sich in den letzten Jahren an Negativschlagzeile. Doch der Absturz der Credit Suisse hat Herrn und Frau Schweizer den Rest gegeben: Das Vertrauen in den Schweizer Finanzplatz ist weg.
Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Sotomo im Auftrag von SonntagsBlick mit 7407 Teilnehmenden aus der Romandie und der Deutschschweiz. Demnach traut eine satte Mehrheit von 71 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer den Bankern nicht mehr über den Weg. Die Frauen sind noch etwas misstrauischer als die Männer, Junge noch skeptischer als die ältere Generation.
Freisinn hat Vertrauen in Banken komplett verloren
Erstaunliches zeigt sich bei den politischen Lagern: So ist ausgerechnet bei den Wählern der traditionell bankennahen FDP der Vertrauensverlust mit 75 Prozent am grössten. Geringer fallen die Werte bei den Anhängern von Mitte-Links aus. Grösser ist der Vertrauensverlust dann wieder bei der SVP. Dabei hatte sich gerade der abgetretene SVP-Finanzminister Ueli Maurer (72) bis zuletzt vor die CS-Banker gestellt.
Genug ist genug. Nun soll die Politik handeln und dem Treiben der Top-Banker einen Riegel schieben. Aus rechtlichen Gründen können die CS-Pleitiers nicht finanziell zur Rechenschaft gezogen werden – auch wenn das gleich 96 Prozent aller Befragte gerne sähen. Zumindest aber soll die Politik das Banken-Beben sauber aufarbeiten. Getreu dem Motto: So etwas darf nie wieder passieren!
Politik soll die Schraube anziehen
86 Prozent der Befragten fordern eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK). Auch hier reicht die Zustimmung über sämtliche Parteigrenzen hinweg, wobei die Anhänger der ohnehin Banken-skeptischen Sozialdemokraten und Grünen noch etwas strenger sind als jene der Bürgerlichen.
Schon jetzt aber klar ist für die Umfrage-Teilnehmenden, wer Schuld an dem Desaster hat: In der Verantwortung sehen sie nicht in erster Linie die Politik oder die Aufsichtsbehörden, die erst im letzten Moment eingegriffen haben. Wütend macht sie vielmehr das Verhalten der CS-Kaderleute: 77 Prozent der Befragten kreuzten bei möglicher Mehrfachnennung das Missmanagement der CS-Führung als Anlass zum Ärger an.
Satte Mehrheit fordert Boni-Verbot
Auch im Parlament wurden schon zahlreiche Forderungen laut, um der Risikokultur Banken Einhalt zu gebieten. Starken Rückhalt gibt es dafür aus der Bevölkerung: Zwei Drittel der Schweizerinnen und Schweizer fordern ein Boni-Verbot für die hiesigen systemrelevanten Banken.
Am meisten Zustimmung kommt mit 83 Prozent aus den Reihen der SP-Wähler. Aber auch bei den SVP-Unterstützern sprechen sich 68 Prozent dafür aus. Weniger als die Hälfte sind es nur bei den FDP-Sympathisanten: 38 Prozent.
«So einstimmige Antworten habe ich noch nie gesehen», kommentiert Sotomo-Geschäftsführer Michael Hermann (51). «Besonders die einhellige Forderung nach finanzieller Haftung der Verantwortlichen ist eindrücklich. Sie zeigt den starken Kontrast zwischen der Selbstwahrnehmung der CS-Verantwortlichen und der Stimmung in der Bevölkerung.»
Top-Banker in der Schweiz müssen sich künftig warm anziehen. Die Zeiten der leeren Drohungen aus der Politik dürften vorbei sein.