CS-Banker im Sturm
FDP-Ständerat Ruedi Noser verteidigt Boni

FDP-Ständerat Ruedi Noser bricht eine Lanze für CS-Mitarbeitende, die bis zuletzt einen «guten Job» gemacht hätten. Ein CS-Banker widerspricht: Boni seien toxisch für die Betriebskultur.
Publiziert: 26.03.2023 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2023 um 17:24 Uhr
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FDP-Ständerat Ruedi Noser bricht eine Lanze für CS-Mitarbeitende, die bis zuletzt einen «guten Job» gemacht hätten und jetzt mit Boni-Streichungen rechnen müssen.
Foto: Keystone
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Peter AeschlimannRedaktor

Ein glasklares Verdikt: Laut einer Umfrage im Auftrag von SonntagsBlick sind 61 Prozent der Befragten für ein Boni-Verbot bei systemrelevanten Schweizer Banken. Kein Zweifel: Die Selbstbedienungsmentalität der Bankenwelt lässt die Volksseele kochen.

Das hat nun auch der Bundesrat gemerkt. Nachdem bekannt wurde, dass die Credit Suisse an ihren Bonuszahlungen festhalten will, sprach Finanzministerin Karin Keller-Sutter (59) am Dienstag ein Machtwort: keine Boni an CS-Kader.
In einem Punkt sind sich alle Parteien verblüffend einig: Es braucht einen Kulturwandel in den Geldinstituten. «Kein weiter so!», lautet der Schlachtruf der Sozialdemokraten. Und auf Twitter forderte FDP-Chef Thierry Burkart (47), «dass keine Boni ausbezahlt werden».

Auch Ruedi Noser (61), Verwaltungsrat bei der Credit Suisse Asset Management AG, findet es richtig, dass keine Millionen-Boni mehr gezahlt werden. Gegenüber SonntagsBlick schränkt der Zürcher FDP-Ständerat ein: «Dass aber sämtlichen Angestellten mit über 250'000 Franken Lohn – inklusive variabler Lohnanteile – die Boni gestrichen werden, ist ein falscher Entscheid, der korrigiert werden muss.»

Noser nimm CS-Mitarbeitende in Schutz

Bankangestellte mit grosser Verantwortung und wichtigen Kundenkontakten erhalten bei Erreichung der Ziele oft bis zu einem Jahreslohn an Bonuszahlungen, einen Teil davon jeweils in Aktien, welche die Empfänger drei Jahre lang nicht verkaufen dürfen.

Eine Lanze brechen will Noser vor allem für CS-Mitarbeitende, die bis zuletzt einen «guten Job» gemacht hätten und jetzt bestraft werden sollen. «Die, die das Debakel verursacht haben und schlau genug waren, frühzeitig abzuspringen, werden belohnt. Das ist pervers!»

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Die Frage, welche CS-Mitarbeitende von Boni-Streichungen betroffen sind, lässt eine Sprecherin der Bank unbeantwortet: «No comment.» Keinen Kommentar gibt es auch zu den von Noser genannten 250'000 Franken. Die CS verweist lediglich auf eine Medienmitteilung des Finanzdepartements. Darin steht: «Es gilt zu verhindern, dass Mitarbeitende getroffen werden, die die Krise nicht selbst verursacht haben.»

Alle lächeln, alle wollen den Bonus

Für die Angestellten sei die Unsicherheit enorm belastend, heisst es beim Schweizerischen Bankpersonalverband: «Ein Sturm zieht auf, aber niemand weiss, ob sie oder er davon getroffen wird.» Für normale Mitarbeitende sei der Bonus ein fester Bestandteil des Lohns und ersetze den in anderen Branchen üblichen 13. Monatslohn. «Gegenüber diesen Angestellten soll die Bank ihre Verpflichtung einhalten und die zugesicherten Boni auszahlen.» Für die Führungsriege gelte das nicht: «Das Bankengesetz sieht für sie Massnahmen vor, die das Finanzdepartement nun auch verfügt hat.»

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Es sei sonnenklar, dass Boni einen negativen Effekt hätten, sagt ein ehemaliger CS-Banker zu SonntagsBlick. Wer seine Ziele mit allen Mitteln erreichen wolle, sei bereit, höhere Risiken einzugehen. «Für die Bank kann das brandgefährlich werden.»

Der «Zirkus» beginne jeweils im Herbst, erzählt der Banker. «Dann tragen die Banker ein Lächeln auf den Lippen.» Alle wollten beim Chef einen guten Eindruck hinterlassen – denn bald komme das Couvert mit dem Bonus. «Die einen bezahlen damit die Steuern oder die Ferienwohnung in den Bergen, die anderen eilen schnurstracks an die Bahnhofstrasse und kaufen sich eine neue Rolex für 35'000 Franken.»

«Kollektive Verantwortungslosigkeit»

Einer, der gegen diesen Wall-Street-Groove ankämpft, ist der Grünen-Nationalrat Gerhard Andrey (47). Er fordert einen überlebensfähigen Finanzmarkt, der sich an der Realwirtschaft orientiert und eine positive Wirkung für Mensch und Umwelt entfalte: «Der Rest gehört ins Casino für Gutbetuchte ausgelagert, wo mit Fantasieprodukten gezockt wird.»

Mitte April tagt das Parlament in einer Sondersession zum Niedergang der Credit Suisse. Die Themen dort: Regulierungen, Notrecht, Boni-Kultur. Es soll auch die Frage geklärt werden, wer eigentlich die Verantwortung für den ganzen Schlamassel trägt. Gerhard Andrey: «Es geht nun darum, einen Finanzmarkt zu zimmern, der uns nicht alle zehn Jahre um die Ohren fliegt.»

Wie man sich bisher bedient habe, so der Freiburger Unternehmer, sei untragbar: «Es herrschte kollektive Verantwortungslosigkeit.» Anreizsysteme seien nicht in Stein gemeisselt. «Andere Branchen kommen ohne exorbitante Boni aus – und funktionieren bestens.» Künftig dürfe es keine monetären Anreizsysteme mehr geben, die gefährliche Risiken förderten. Der Niedergang der CS zeige: «Dieses System hat sich überlebt.»

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