Er war der aufsteigende Stern des Westschweizer Freisinns: eloquent, charismatisch, unkoventionell – und machtbewusst. 2012 wurde Pierre Maudet (42) in den Genfer Staatsrat gewählt, mit gerade einmal 33 Jahren. Ein Wunderkind eben.
Als er fünf Jahre später auch für den FDP-Sitz im Bundesrat kandidierte, hatte er vor allem regionalpolitisches Pech: Der Ruf nach einem Tessiner in der Landesregierung war so laut, dass das Parlament sich letztlich für Ignazio Cassis (59) entschied. Doch im zweiten Wahlgang holte Maudet ganze 90 Stimmen – ein sensationelles Resultat für jemanden, der in Bundesbern eher unbekannt war. Maudet, ein Wunderkind eben.
Er stolperte in der Wüste
Vier Jahre später ist von diesem Wunder nicht mehr viel übrig. Maudet wurde von seiner Partei ausgeschlossen, seine Genfer Regierungskollegen entzogen ihm ein Dossier nach dem anderen, bis er schliesslich zurücktrat. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete bereits ab, dass es einen Prozess gegen ihn geben würde.
Wie kam es dazu? Eine Luxusreise wurde Maudet zum Verhängnis. 2015 reiste er – privat, wie er jeweils versicherte – samt Stabschef und Familie nach Abu Dhabi. Flug in der Business Class, Suite im Fünfsternehotel, Einladung ans Formel-1-Rennen: Auf Kosten des Kronprinzen des Emirats liess es sich der Genfer Regierungsrat gut gehen. Und Kosten gab es einige: 50'000 Franken soll der Trip in die Wüste wert gewesen sein.
«Ein dummer Fehler» mit Folgen
Als Westschweizer Medien den Polit-Skandal um die Reise zu den Scheichs ans Licht brachten, behauptete Maudet erst, den Trip aus dem eigenen Sack bezahlt zu haben. Erst als der Druck stieg, räumte er ein, gelogen zu haben. «Ich wollte meine Familie schützen – und habe dabei einen spontanen und dummen Fehler gemacht», erklärte er später in einem BLICK-Interview.
Der dumme Fehler brachte ihm vor zwei Wochen eine Verurteilung wegen Vorteilsnahme ein – 120'000 Franken Geldstrafe auf Bewährung, zudem muss er als Wiedergutmachung 50'000 Franken in die Genfer Staatskasse zahlen.
Abstimmung vom 7. März
Ende der Karriere oder Neuanfang?
Doch Maudet wäre nicht Maudet, wenn er sich davon beirren lassen würde. Bei seinem Rücktritt vergangenes Jahr kündigte er an, für seine eigene Nachfolge zu kandidieren. Und selbst die Verurteilung bringt ihn nicht vom diesem Plan ab.
Heute Sonntag nun schlägt die Stunde der Wahrheit. Werden sich die Genfer auf die Seite ihres Wunderkinds schlagen und ihn erneut wählen? Oder ist das Fass übergelaufen?
Maudet tritt gegen sieben andere an. Man darf gespannt sein, ob es das Ende seiner politischen Karriere ist oder ein Neuanfang.