Politisch ist Pierre Maudet (42) kilometerweit entfernt von seiner ehemaligen Rolle als Hoffnungsträger der FDP und als Bundesratskandidat. Angefangen hat der Fall des ehemaligen Genfer Staatsrats mit einem Korruptionsskandal um eine Reise nach Abu Dhabi 2015. Doch seitdem jagt ein Tiefpunkt den nächsten.
Maudets neuester Coup: Er eröffnet eine Anlaufstelle für «Verwaltungsopfer der Covid-Krise», wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Maudet inszeniere sich so als «Robin Hood». Denn er berät «Opfer» ebenjener Kantonsverwaltung, der er selbst als Staatsrat angehört hat – und für die er auch wieder kandidiert. Für seine Beratungsstelle hat Maudet eigens ein Geschäftslokal in der Genfer Innenstadt gemietet.
Mitarbeiter hegten Mordgelüste
Freiwillig war sein Rücktritt als Staatsrat im vergangenen November nicht. Er kam erst, nachdem die Genfer Kantonsregierung ihm schrittweise immer mehr Macht und am Schluss das ganze Departement entzogen hatte. Ein Grund waren die vielen Absenzen im Team. Ein Untersuchungsbericht, der bislang nicht veröffentlicht wurde, hatte Maudet deswegen ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.
Laut dem «Tages-Anzeiger» waren die Zustände in Maudets Departement insbesondere nach Beginn der Corona-Krise chaotisch: Zuständigkeiten wurden in rasendem Tempo gewechselt, ein Generalsekretär entmachtet. Einzelne Mitarbeiter äusserten demnach Suizidabsichten, ein anderer gab an, Maudet mit der Pistole über den Haufen schiessen zu wollen.
Erst vor Gericht, dann die Wahlen
Trotz aller Skandale denkt Maudet nicht daran, von der politischen Bühne abzutreten. Er hat wegen des Berichts eine Verleumdungsklage eingereicht. Und gleichzeitig mit seinem Rücktritt angekündigt, diesen März wieder für sein altes Amt zu kandidieren – als Parteiloser, da die FDP ihn ausgeschlossen hat.
Vorher wird sich Maudet aber noch vor Gericht verantworten müssen: Wegen der Abu-Dhabi-Affäre und Korruptionsverdachts hat die Genfer Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn erhoben. (gbl)