Pierre Maudet (42) muss definitiv vor Gericht. Die Genfer Staatsanwaltschaft hat heute Anklage gegen den entmachteten Genfer Staatsrat erhoben. Ihm wird Vorteilsnahme vorgeworfen im Zusammenhang mit einer Reise 2015 an ein Formel-1-Rennen in Abu Dhabi.
Auch Maudets ehemaliger Stabschef, der mit nach Abu Dhabi geflogen war, zwei Unternehmer aus dem Immobiliensektor und ein ehemaliger hoher Beamter müssen sich vor dem Polizeigericht verantworten.
Maudet weigerte sich zurückzutreten
Maudet hatte zuerst gelogen und behauptet, die Reise, an der auch seine Familie teilnahm, hätte ein Geschäftspartner bezahlt. Später räumte er ein, dass das nicht wahr ist. Der Scheich höchstpersönlich hatte die Rechnung beglichen. In den angeblich rein privaten Ferien traf sich Maudet mit dem Transportminister der Emirate.
2018 nahm die Genfer Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Maudet auf. Der einstige Bundesratskandidat der Freisinnigen wurde von der Partei zum Rücktritt aufgefordert – doch er weigerte sich, seinen Sessel zu räumen. Nach und nach wurden ihm als Konsequenz Departemente und Zuständigkeiten entzogen. Auch aus der FDP wurde er ausgeschlossen.
Nun will er gehen – und doch bleiben
Vergangene Woche hat ihm die Regierung mit dem Departement für Wirtschaftsförderung noch das letzte verbliebene Stück Verantwortung weggenommen. Maudet kündigte daraufhin seinen Rücktritt an. Bis nächstes Jahr Ersatzwahlen stattfinden, will er aber im Amt bleiben. Zudem denkt er nicht daran, sich aus der Politik zurückzuziehen. Vielmehr plant Maudet, erneut für den Sitz zu kandidieren. (lha)