Michael Lauber (55), ehemaliger Bundesanwalt
Erst als sich die Schlinge um seinen Hals so fest zugezogen hatte, dass ein Herauswinden nicht mehr möglich war, zog Michael Lauber die Konsequenzen. Nach acht Jahren an der Spitze der Bundesanwaltschaft trat er Ende August zurück. Dies, nachdem das Parlament wegen der nicht protokollierten Geheimtreffen mit Fifa-Boss Gianni Infantino (50) bereits ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet hatte. Politisch ist die Fifa-Affäre damit erledigt. Doch juristisch noch lange nicht: Gegen Lauber läuft ein Strafverfahren.
Pierre Maudet (42), ehemaliger Genfer Staatsrat
Wegen der Abu-Dhabi-Affäre und Korruptionsvorwürfen ist der einstige FDP-Shooting-Star Pierre Maudet längst vom politischen Firmament verschwunden. 2020 aber ist sein Abstieg – vorerst – an einem Tiefpunkt angelangt. Nach Klagen über ein katastrophales Arbeitsklima unter Maudet hat ihm die Kantonsregierung sein Wirtschaftsdepartement entzogen. Erst seine Entmachtung hat den Genfer zum Rücktritt gebracht, doch für sein Amt kandidieren will er trotzdem wieder.
Pierin Vincenz (64), Ex-Raiffeisen-Boss
Seit seiner Entlassung aus der U-Haft vor über zwei Jahren ist der Ex-Raiffeisen-Boss aus der Öffentlichkeit verschwunden. Gesichtet am Mittelmeer und beim Golfspiel, genoss er dem Vernehmen nach die schönen Seiten des Lebens. Wähnte Pierin Vincenz sich bereits aus dem Schneider? Hochmut kommt vor dem Fall, lautet ein Sprichwort. Im November schlägt die Staatsanwaltschaft Zürich zu, erhebt Anklage. Gewerbsmässiger Betrug, Urkundenfälschung und passive Bestechung sind die Vorwürfe. Dabei geht es auch um unberechtigte Spesenbezüge: Vincenz soll 251’000 Franken in Strip-Schuppen verjubelt haben. Sechs Jahre hinter Gitter drohen ihm. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil gilt für ihn die Unschuldsvermutung. Der Abstieg vom Abstieg: Kurz nach der Anklage packt eine Zürcher Tänzerin und Geliebte im BLICK aus, Vincenz schulde ihr noch Geld. Eine schöne Bescherung wenige Wochen vor Weihnachten.
Tidjane Thiam (58), Ex-CEO der Credit Suisse
Plötzlich ging es sehr schnell, am 7. Februar kündigte Tidjane Thiam (58) seinen Rücktritt an, eine Woche später war nach fast fünf Jahren bei der Credit Suisse Schluss: Von der Beschattungsaffäre rund um Iqbal Khan (44) wollte Thiam nichts gewusst haben, doch als weitere Fälle auftauchten, musste Thiam gehen. Heute berät der einst mächtige Banker den Papst in Sachen gerechterer Kapitalismus oder bekämpft im Auftrag der afrikanische Union das Coronavirus.
Greta Thunberg (17), Klimaaktivistin
Wo ist sie denn nur geblieben? Corona hat die Klimaaktivistin in den Schatten gestellt. Die Schwedin geht wieder zur Schule, gestreikt wird praktisch nur noch im Internet. Als sie einen Tag als Chefredaktorin der grössten schwedischen Tageszeitung «Dagens Nyheter» walten durfte, wurden sie und die Zeitung wegen der «unvorsichtigen Art, mit Macht umzugehen» mit Kritik eingedeckt.
Rudy Giuliani (76), Trump-Anwalt
Wie tief ist er gestürzt, der ehemalige Bürgermeister von New York! Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 wurde er noch als Held gefeiert, inzwischen sollte er für seinen Chef Donald Trump auf irgendeine Weise die Wahl-Niederlage zu einem Sieg zurechtbiegen. Peinlich, wie ihm bei seinem Auftritt das Haarfärbemittel das Gesicht herunter rinnt, und beschämend, wie er Corona-Massnahmen missachtet und dann selber als Infizierter im Spital behandelt werden muss.
Marco Rima (59), Komiker
Bis zu diesem Jahr und einer schlaflosen Nacht gehörte Marco Rima zu den beliebtesten Komikern der Schweiz. In einem Videoclip, den er im August zur vorgerückten Stunde auf Facebook veröffentlichte, rief er dazu auf, mit dem Testen aufzuhören und outete sich als Corona-Skeptiker. Weitere einschlägige Beiträge und der Auftritt an einer Corona-Demo in Zürich folgten. Viele Fans und die meisten Branchenkollegen distanzierten sich vom ehemaligen Publikumsliebling.
Mimi Jäger (38), Influencerin
«Danke, liebe Demonstranten, unsere Pläne habt ihr ziemlich durcheinandergebracht», schrieb Mimi Jäger im Juni im Stau steckend auf Instagram und regte sich so über eine Black-Lives-Matter-Demo in Zürich auf, die ihre Shopping-Pläne tangierte. Nebst dem Zorn der Social-Media-Gemeinde zog die frühere Ski-Freestylerin und heutige Influencerin auch den Unmut vieler Auftraggeber auf sich und verlor mehrere Mandate. Kleiner Trost: Die Geburt ihres zweiten Sohnes Jay im September.
Freddy Nock (56), Hochseilartist
Dass er mit waghalsigen Aktionen in schwindelerregender Höhe von sich reden machte, ist länger her. In der Öffentlichkeit stand Freddy Nock zuletzt im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Zwar ist der Aargauer Hochseilartist anfangs November vom Aargauer Obergericht vom Vorwurf freigesprochen worden, seine Frau Ximena (45) im Mai 2008 und im März 2013 mit Tötungsabsicht tätlich angegriffen zu haben. Doch beide Parteien haben nach dem Urteil Berufung angemeldet. Affaire à suivre.
Michael Lang (29), Gladbach-Verteidiger
Ein Jahr zum Vergessen für den Nationalspieler. Bei Borussia Mönchengladbach spielte er keine Rolle mehr und wurde an Werder Bremen ausgeliehen. Dort konnte der Abstieg knapp verhindert werden – Lang sah die Spiele beim Abstiegskandidaten meist auf der Tribüne und kehrte zu Gladbach zurück. Zum Einsatz kommt er auch da kaum.
Simon Ammann (39), Skispringer
Einst der Liebling aller Schweizer, springt er nur noch hinterher. Auch an der Urne und beim Crowdfunding fehlt dem einstigen «Everybodys Darling» die Unterstützung.
Und morgen lesen Sie auf Blick.ch: Das sind die Aufsteiger 2020