Die Schweiz schwitzt. Am Wochenende droht der Hitze-Hammer. Doch Energieminister Albert Rösti (55) bereitet sich auf einen kalten Winter vor.
Am Donnerstag reiste Rösti nach Rom. Beim Treffen mit Energieminister Gilberto Pichetto Fratin (69) unterzeichneten Italien und die Schweiz eine Vereinbarung zur Gasversorgungssicherheit. Wenn die Gaszufuhr aus Deutschland unterbrochen ist, kann die Schweiz Gas aus Italien beziehen.
Im Notfall Energie abkaufen
«Mit dieser Regelung können Schweizer Versorger im äussersten Notfall vom italienischen Energieversorger ENI ein Teil des Erdgases abkaufen», heisst es in einer Medienmitteilung. ENI transportiere das Gas auf der Transitgas-Pipeline von Frankreich über die Schweiz nach Italien. «Die Schweiz verpflichtet sich im Gegenzug, keine Eingriffe in die von ENI in der Schweiz gebuchten Kapazitäten vorzunehmen.» Seit 2022 habe Röstis Departement mit dem italienischen Umwelt- und Energieministerium verhandelt.
Bei der Branche zeigt man sich erfreut. «Die Schweiz braucht ein Gasabkommen mit Italien», sagt Thomas Hegglin, Sprecher des Verbandes der Schweizerischen Gasindustrie. «Damit kann sichergestellt werden, dass das Gas auch in einem Krisenfall in die Schweiz fliesst.»
Kritik kommt vom Grünen-Nationalrat Kurt Egger (67). «Es braucht kein Gasabkommen mit Deutschland und Italien», sagt er. «Die Schweiz hat schon im vergangenen Jahr viel Gas gespart. Im Notfall ziehen Bevölkerung und Industrie also mit.» Für ihn ist klar: «Wir sind bereits gut vorbereitet, mit jedem Jahr werden mehr erneuerbare Energien produziert, die das Gas ersetzen können.»
Im vergangenen Jahr waren die Gasspeicher aber noch mit russischem Gas gefüllt – das wird in diesem Winter nicht mehr der Fall sein. Egger erinnert aber daran: «Wenn alles normal läuft, bekommen wir das Gas auch ohne Abkommen geliefert.»
Verhandlungen mit Deutschland dürften weitergehen
Anders als im vergangenen Winter ist unklar, ob die europäischen Gasspeicher bis zum Herbst ausreichend befüllt werden können. Russland dürfte als Lieferant ausfallen. Und auch auf anderen Kontinenten dürfte Gas gefragt sein. Das verschärft die Konkurrenz.
Schon Röstis Vorgängerin Simonetta Sommaruga (63) hatte solche Abkommen angestrebt. Sie wollte zusammen mit Deutschland ein Solidaritätsabkommen abschliessen.
Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (53) wollte bei einem solchen Abkommen auch Italien dabei haben. Doch solche trilateralen Abkommen sind nur innerhalb der Europäischen Union möglich. Jetzt dürften die Verhandlungen mit Deutschland separat weitergehen – und das Abkommen mit Italien als Argument genutzt werden.