Oberste Sicherheitsdirektorin Kayser-Frutschi kritisiert Kantone und Städte wegen Krawallen
«Heute schaut jeder für sich»

Karin Kayser-Frutschi ist die oberste Sicherheitsdirektorin der Schweiz. Jetzt fordert sie einheitliche Regeln für Demonstrationen und bei Gewalt in Fussballstadien.
Publiziert: 15.04.2023 um 13:39 Uhr
1/5
Die neue oberste Sicherheitsdirektorin Karin Kayser-Frutschi fordert einen schweizweit einheitlichen Umgang mit Demonstrationen.
Foto: Keystone

In Zürich gehen Linksextreme auf die Polizei los und in Basel verletzten Fussballfans Sicherheitskräfte. In den vergangenen Monaten wurden schweizweit Krawalle zu einem grossen Problem. Just in dieser Zeit bekommt die Schweiz zwei neue oberste Sicherheitsdirektoren: Die Nidwaldnerin Karin Kayser-Frutschi (56, Mitte) und der Neuenburger Alain Ribaux (61, FDP) präsidieren die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren.

Seit Donnerstag sind die beiden im Amt und nach wenige Tagen spricht Kayser-Frutschi Klartext. Sie fordert einen schweizweit einheitlichen Umgang mit Demonstrationen. «Heute schaut jeder Kanton und jede Stadt für sich. Mal wird ein Gesuch für eine Demonstration bewilligt, mal nicht. Mal mit Auflagen, mal nicht», sagte sie gegenüber «CH Media». Das ginge nicht. «Wir sind auch unseren Polizistinnen und Polizisten auf der Strasse eine klare Haltung schuldig.»

«Schauen, wo der Leidensdruck am grössten ist»

Die gleiche Kritik bringt sie auch bezüglich der Handhabung von Gewalt bei Fussballspielen an: «Die einen Bewilligungsbehörden wollen mit Nulltoleranz vorgehen, andere sind zurückhaltender und betonen den wirtschaftlichen Nutzen der Fussballspiele», sagte sie zu «CH Media». Sie fordert die Kantone auf, Gemeinsamkeiten zu suchen. «Nun müssen wir schauen, wer bereit ist, sich zu bewegen, und wo der Leidensdruck am grössten ist.»

Tatsächlich konnten sich kürzlich Kantone, Städte und Clubs vorerst nicht auf schärfere Massnahmen wie personalisierte Tickets einigen – obwohl auch Sportministerin Viola Amherd (60) darauf drängt.

Gut organisiert Clubs

Kayser-Frutschi ist dann auch nicht die Einzige, die sich ärgert. Wie Blick berichtete, fallen in Polizeikreisen und in Amherds Departement hinter vorgehaltener Hand harte Worte. Besonders im Visier sind die Clubs. Sie seien äusserst gut organisiert. «Wenn denen was nicht passt, schiessen sie aus allen Rohren und stellen unliebsame Meinungen auch mal öffentlich an den Pranger.» Das habe man schon erleben müssen, berichtet ein Insider.

Genau auf diese Clubs setzt aber Kayser-Frutschi: Sie hofft auf Initiativen aus den Fussballvereinen. «Im Hockey haben die Clubs die Massnahmen auch selber umgesetzt. Im Fussball ist das bis jetzt leider nicht gelungen», sagte sie gegenüber «CH Media».

(bro/SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?