Am Donnerstag liessen es die beiden neuen Bundesratsmitglieder krachen! Bundesbern war in Festlaune. Nachdem das Parlament letzte Woche den Berner SVP-Politiker Albert Rösti (55) und die jurassische SP-Ständerätin Elisabeth Baume-Schneider (58) in die Regierung gewählt hat, liessen sich die beiden in ihren Heimatkantonen feiern. Auch der neue Bundespräsident Alain Berset (50) wurde am Nachmittag in seiner Freiburger Heimat empfangen.
Rösti feiert in Kandersteg und Uetendorf
Für Rösti ging es dann nach Kandersteg BE, wo der Neo-Bundesrat aufgewachsen ist. Dort nahm der SVP-Politiker beim Bahnhof ein Bad in der Menge, schüttelte unzählige Hände und nahm die Gratulationen der sichtlich stolzen Dorfbevölkerung entgegen. Unter den Ehrengästen befand sich auch alt Bundesrat Adolf Ogi (80), der wie Rösti aus Kandersteg stammt.
«Du hast Dein politisches Ziel erreicht», rief Ogi seinem Parteifreund in der kurzen Ansprache im Festzelt zu. «Respekt herrscht – und auch Freude.»
Rösti selber sagte, vor einer «gefühlten Ewigkeit» habe er selber am Empfang des neugewählten Bundesrats Ogi in Kandersteg teilgenommen. «Ich hätte damals nie gedacht, dass ich einmal in derselben Position sein würde.» Als die örtliche Musikgesellschaft danach den Berner Marsch vortrug, trommelte Rösti freudig mit.
Kartoffelgratin für Rösti
Danach reiste die Festgemeinde im «Blauen Pfeil» der BLS nach Uetendorf BE, der Wohngemeinde des neuen Bundesrats. Die Berner Dragoner und die Ehrenformation des Kantons Bern begleiteten den Umzug durchs Dorf in der Nähe von Thun. Zum offiziellen Festakt in der Mehrzweckhalle wurde Rösti in einer Pferdekutsche gebracht.
Zu Essen gabs für Rösti und Gäste keine Rösti – sondern Kartoffelgratin. Zu den geladenen Gästen am offiziellen Festakt gehörten auch die SVP-Bundesräte Ueli Maurer (72) und Guy Parmelin (63), Ständeratspräsidentin Brigitte Häberli-Koller (64) und die bernische Regierungspräsidentin Christine Häsler (59).
Baume-Schneider in Delsberg und Les Breuleux
Die neue SP-Bundesrätin Baume-Schneider und ihre Entourage brachte ein Extrazug um 14 Uhr nach Delsberg JU. Trotz des nasskalten Wetters hatte sich die Menschenmenge schon vorher an der Avenue de la Gare versammelt. Viele wollten den historischen Moment nicht verpassen. Baume-Schneider ist das erste Mitglied der Landesregierung aus dem Kanton Jura.
Zwischen 1500 und 2000 Personen schwenkten Fahnen, um der Bürgerin von Les Breuleux zuzujubeln. Rund 800 Kinder standen Spalier, als der offizielle Zug der Gäste vorbeizog, angeführt von der neuen SP-Bundesrätin und der scheidenden Magistratin Simonetta Sommaruga (62) aus Bern. Dabei waren die jurassische Hymne «Rauracienne» und die Nationalhymne zu hören. Kinder skandierten «Elisabeth», ein Bäcker hatte ein besonderes Brot für die neue Magistratin gebacken.
Lob für die Gründerväter
Baume-Schneider – so unkonventionell, wie man sie bereits kennengelernt hat – verliess gelegentlich den eigentlichen Umzug, um Verwandte und Freund zu begrüssen, die sich entlang der Strecke versammelt hatten.
Die neue Bundesrätin lobte die Demokratie und die Gründerväter des 1979 geschaffenen Kantons Jura. Dabei versäumte sie es nicht, ihre Dankbarkeit gegenüber den Kantonen auszudrücken, die der Gründung damals zugestimmt hatten. «Es ist der Jura, der die Schweiz nach Delsberg einlädt», sagte Baume-Schneider.
Die Feierlichkeiten wurden gemäss Plan in der Heimatgemeinde Baume-Schneiders Les Breuleux mit einem offiziellen Teil in der Kirche fortgesetzt. Anschliessend sollten die Gäste in einem Festumzug durch das Dorf in den Freibergen ziehen und zum Abschluss an einem Bankett teilnehmen.
Berset in Murten und Freiburg
Bereits zum zweiten Mal nach 2018 übernimmt SP-Gesundheitsminister Berset das Bundespräsidium. Ab 13 Uhr war er heute in Murten FR, wo ihn ein Festumzug zum Berntorplatz führte. Nach einem Empfang mit der Bevölkerung ging es weiter in die Stadt Freiburg. Ab 16.30 Uhr war auch die dortige Bevölkerung zum Festumzug vom Bahnhof zum Theater Equilibre eingeladen, wo dann angestossen wurde. Anschliessend ist eine Feier für die geladenen Gäste im Club Espace fri-Son angesagt. Es dürfte eine lange Nacht werden.
(SDA/tom)