Er würde so gerne Bundesrat werden, SP-Ständerat Daniel Jositsch (57). Am Mittwoch dürfte er sich diesen Karriereschritt endgültig selbst verbaut haben. Mit seinem Verhalten verärgerte der Zürcher die Mitglieder seiner eigenen Partei derart, dass dieser Wunsch wohl geplatzt ist.
Grund für die Wut in der SP: Jositsch nahm sich nicht selbst aus dem Rennen, als er im ersten Wahlgang 58 Stimmen erhielt, als es um die Nachfolge von Simonetta Sommaruga (62) ging.
Es war SP-Fraktionspräsident Roger Nordmann (49) der ans Rednerpult steigen musste, um die Vereinigte Bundesversammlung zu bitten, sich ans offizielle Ticket zu halten. Und damit die Kolleginnen und Kollegen im Parlament aufforderte, nicht für Jositsch zu stimmen.
Denn die Gleichstellungspartei SP machte schon vor Wochen klar: Sie will eine Frau als Nachfolge für die zurücktretende Simonetta Sommaruga (62).
Um wilde Kandidatur wurde spekuliert
Doch Jositsch selbst weigerte sich am Wahltag bis zum letzten Wahlgang, zugunsten der offiziellen SP-Kandidatinnen zu verzichten, und stellte sein ganz persönliches Ziel vor jenes der Partei. Der Ärger in den eigenen Reihen ist deshalb gross. Dass der Zürcher nicht seinen Verzicht erklärte, sei schlechter Stil, heisst es. Sein Ego stehe ihm im Weg.
Jositschs Verhalten wird als Eigengoal betitelt
Auch nach der Wahl von Elisabeth Baume-Schneider (58) zeigte sich der Zürcher Professor nicht einsichtig: Er habe sich die 58 Stimmen schliesslich nicht selbst gegeben, verteidigte sich Jositsch gegenüber Blick.
Für Politologe Claude Longchamp (65) hat der Zürcher Ständerat mit seinem Verhalten ein «grosses Eigengoal» geschossen. Der Politexperte betitelt Jositsch gar als «grossen Verlierer», der nun wohl nie mehr darauf hoffen könne, von seiner Partei nominiert zu werden.
«Ziemlich pubertär»
Dass Jositsch noch bis im letzten Wahlgang Stimmen erhalten hat, sorgt bei den Genossen für grosses Unverständnis. SP-Co-Präsident Cédric Wermuth (36) nannte es auf Twitter einen «Mini-Macho-Aufstand» der Bürgerlichen. Deren Vorgehen sei «erbärmlich».
Auch Grünen-Präsident Balthasar Glättli (50) nannte es «ziemlich pubertär», dass Jositsch Stimmen erhielt, «nachdem alle Fraktionen Elisabeth Baume-Schneider und Eva Herzog empfohlen hatten».