Auf einen Blick
- Zollfreigrenze sinkt auf 150 Franken, Einkaufstourismus wird unattraktiver
- Gewerkschafter warnen vor Mehraufwand und langen Warteschlangen an der Grenze
- App berechnet derzeit 8,1% Mehrwertsteuer statt 2,6% für bestimmte Waren
Der Gang über die Grenze soll unattraktiver werden – und das sorgt für Zündstoff: Mit der Senkung der Zollfreigrenze will der Bund die Schweizerinnen und Schweizer vom Shoppen im grenznahen Ausland abhalten. Ab Januar gilt für Einkäufe neu eine tiefere Zollfreigrenze von 150 statt 300 Franken. Wer im Ausland einkauft, muss Waren bereits ab diesem Wert verzollen.
Gewerkschafter schlagen deshalb Alarm. «Wir rechnen ab Anfang Jahr mit einem spürbaren Mehraufwand an der Grenze», sagt Daniel Gisler (55), Co-Präsident der Zollgewerkschaft Garanto.
Mitte-Nationalrat und Gewerkschafter Giorgio Fonio (40) warnt: Die neue Regelung werde zu «einer starken Überlastung des Zollpersonals» und «langen Warteschlangen bei der Einreise» führen. In einem Vorstoss macht der Tessiner deshalb nun Druck auf den Bundesrat – in der Fragestunde von kommender Woche muss die Landesregierung dazu Stellung beziehen.
Mit der App zahlt man oft zu viel
Hintergrund der Warnungen ist auch die sogenannte Quickzoll-App des Bundes. Dank ihr soll sich der administrative Aufwand für den Zoll in Grenzen halten. Damit lassen sich die Einkäufe erfassen. Die App überprüft dann, ob man Mehrwertsteuer zahlen muss, und begleicht den Betrag direkt über die Kreditkarte.
Das Problem: Die App rechnet derzeit noch mit der Mehrwertsteuer von 8,1 Prozent auf alle Waren. Auch für – bei Einkaufstouristen beliebte – Waren wie Lebensmittel oder Medikamente, für die eigentlich der reduzierte Steuersatz von 2,6 Prozent gelten würde.
Wer die tiefere Mehrwertsteuer bezahlen will, muss vorerst weiterhin zum Zollschalter. «Die Selbstverzollung zum reduzierten Mehrwertsteuersatz via App Quickzoll wird voraussichtlich erst ab 2026 verfügbar sein», heisst es beim zuständigen Finanzdepartement. Mitte-Nationalrat Fonio will deswegen vom Bundesrat wissen: «Hält er es nicht für nötig, mit der Umsetzung so lange zuzuwarten, bis die App angepasst ist?»
Zur Verteidigung des Bundesrates muss aber auch erwähnt werden, dass er die Wertfreigrenze gesenkt hat, weil ihn das Parlament dazu gezwungen hat. Vor allem die Grenzkantone drängen seit Jahren auf schärfere Massnahmen gegen den Einkaufstourismus. Schweizer Unternehmen verlieren Milliarden, weil Einkaufstouristen ihr Geld im grenznahen Ausland ausgeben.