«Das ist himmelschreiend ungerecht!»
Deutsche regen sich über «fetten Einkaufsrabatt» für Schweizer auf

Gute Nachrichten für Einkaufstouristinnen: Deutschland führt den digitalen Ausfuhrschein ein und streicht damit die sogenannte Bagatellgrenze von 50 Euro. Diese Nachricht sorgt bei unseren Nachbarn für Wirbel – ein Experte warnt Deutschland vor einem Loch in der Kasse.
Publiziert: 03.12.2024 um 11:06 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2024 um 06:50 Uhr
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So titelte die «Bild» am Dienstagmorgen.
Foto: BILD

Auf einen Blick

  • Deutschland digitalisiert Mehrwertsteuerrückerstattung für Schweizer Einkaufstouristen ab 2026
  • Steuerexperte warnt vor möglichem Missbrauch und Loch in der Steuerkasse
  • 76 Prozent der «Bild»-Leser finden den Steuerrabatt für Schweizerinnen und Schweizer ungerecht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Bern will den Schweizer Einkaufstouristen ans Portemonnaie: Ab Januar wird die Zollfreigrenze für Einkäufe im Ausland von 300 auf 150 Franken pro Person gesenkt. Damit werden die Euro-Schnäppchen in Deutschland für Schweizerinnen und Schweizer unattraktiver. Wer für mehr Geld ennet der Grenze shoppt, muss seine Einkäufe mit der hiesigen Mehrwertsteuer versteuern.

Doch Deutschland kontert jetzt, wie Blick gestern publik machte: Ab 2026 wird der Ausfuhrschein für Mehrwertsteuerrückerstattungen digitalisiert. Damit entfällt das Stempeln am Zoll, und die langen Wartezeiten werden verkürzt. Zusätzlich wird die Bagatellgrenze von 50 Euro abgeschafft, sodass die Schweizer Kundschaft auch für kleinere Beträge die Mehrwertsteuer zurückfordern kann.

«Ich finde das nicht fair»
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Schweizer zur Wertfreigrenze:«Ich finde das nicht fair»

Steuerexperte warnt Deutschland vor Loch in der Kasse

Diese Nachricht sorgt in Deutschland für Aufregung – und für rote Köpfe. Die «Bild»-Zeitung titelte am Dienstagmorgen: «Steuer-Hammer! Schweizer kriegen fetten Einkaufsrabatt bei uns». Michael Jäger (62), Chef des Europäischen Steuerzahlerbunds, warnt gegenüber der Zeitung vor Missbrauch. «Wer soll denn bitte kontrollieren, ob der Schweizer dann nicht sein Handy einem deutschen Freund ausleiht, damit der auch die Mehrwertsteuer spart?» Am Ende drohe ein grosses Loch in der Steuerkasse, so Jäger.

Deshalb müsse Deutschland aufpassen, dass das neue System nicht zum «Bumerang» werde und Steuerausfälle und die Kosten für die App höher sind als der positive Effekt. «Dafür braucht es eine Kosten-Nutzen-Analyse. Es kann ja nicht sein, dass wir Deutschland zum Steuerparadies für reiche Schweizer machen – und wir am Ende noch draufzahlen.»

Die Deutschen findens ungerecht

Die Zeitung weist weiter darauf hin, dass die Schweizer und Schweizerinnen zu den «reichsten Bürgern Europas» gehören würden. Das Jahreseinkommen sei doppelt so hoch wie jenes eines Deutschen.

In einer Umfrage fragt die «Bild» gleich auch noch ihre Leserinnen und Leser, was sie von der neuen Regelung für Schweizerinnen und Schweizer halten. Die Meinung in unserem Nachbarland scheint gemacht zu sein: Bei rund 40’000 Teilnehmenden finden 76 Prozent, dass der Steuerrabatt «himmelschreiend ungerecht» sei. 19 Prozent sprechen sich dafür aus, 5 Prozent wollten sich nicht festlegen.

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