Nach SVP-Angriff auf Amherd nimmt Mitte-Partei Ueli Maurer ins Visier
«Ihr Leistungsausweis ist grösser als der ihrer VBS-Vorgänger»

Am Samstag forderte die SVP Verteidigungsministerin Viola Amherd zum Rücktritt auf. Das will sich deren Partei nicht gefallen lassen: Die Mitte schiebt Ueli Maurer die Schuld an Versäumnissen im VBS zu.
Publiziert: 12.01.2025 um 19:54 Uhr
|
Aktualisiert: 12.01.2025 um 20:17 Uhr
1/7
Am Samstag forderte die SVP Verteidigungsministerin Viola Amherd (62) zum Rücktritt auf.
Foto: Keystone

Das will die Mitte nicht auf sich sitzen lassen! Am Samstag hat die SVP den Rücktritt von Verteidigungsministerin Viola Amherd (62) gefordert. Diese sei mit ihrer Agenda «zu einem Sicherheitsrisiko für die Schweiz geworden», wettert die Volkspartei. Die Rücktrittsforderung: ein äusserst seltener Vorgang in der Schweizer Politik. Eine herbe Provokation.

Darauf haben Mitte-Politikerinnen und Politiker entsprechend heftig reagiert. «Ein bisschen Trump, ein bisschen Bolsonaro, etwas Orban. Hauptsache randalieren», schrieb Nationalrätin Nicole Barandun (56, ZH) auf X. Die Mitte wies den Angriff als «haltlos» zurück: «Der SVP geht es offensichtlich nur um eigene Aufmerksamkeit».

«Nicht einmal als Finanzdirektor zu gebrauchen»

Inzwischen ist die Mitte zum Gegenangriff übergegangen. Ins Kreuzfeuer nimmt sie insbesondere Amherds Vorgänger, SVP-Bundesrat Ueli Maurer (74). Barandun kommentiert die SVP-Kritik an Amherd lakonisch: «So ist es, wenn man den Laden nach den ach so perfekten SVP-Bundesräten übernimmt. Das geht zurück bis Ueli Maurer, und der war - wie man heute weiss - nicht einmal als Finanzdirektor zu gebrauchen.» 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Auch Mitte-Präsident Gerhard Pfister (62) schiesst gegen alt Bundesrat Ueli Maurer. Dieser habe es, im Gegensatz zu Amherd, nicht geschafft, einen Kampfjetkauf an der Urne durchzubringen. «Dafür war er dann später der Meinung, man solle die CS in Ruhe und weiter machen lassen.» Pfisters Fazit: «Der Leistungsausweis von Viola Amherd ist grösser als der mancher ihrer Vorgänger im VBS von der SVP.» 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Zur Erinnerung: Mit einer hauchdünnen Mehrheit hatten die Schweizerinnen und Schweizer unter Viola Amherd dem Kauf eines Kampfjets 2020 zugestimmt. Unter Ueli Maurer dagegen ist die Gripen-Vorlage 2014 abgestürzt. Als Finanzminister wiederum war Ueli Maurer mit dem Niedergang der Grossbank CS befasst - und kommt bei der parlamentarischen Untersuchungskommission PUK nicht besonders gut weg

Ab 1995 war das VBS in SVP-Hand

Besonders betonten Mitte-Vertreterinnen und Vertreter, dass das Verteidigungsdepartement vor Amherds Amtsantritt 2019 jahrzehntelang von SVP-Bundesräten geführt worden war: Ueli Maurer, Guy Parmelin (65), Samuel Schmid (78, ab 2008 bei der BDP) und Adolf Ogi (82) standen an der Spitze des Departementes. Unter dieser SVP-Führung sei die Armee in Grund und Boden gespart worden und man habe «x planlose Projekte verantwortet», schreibt die Aargauer Ständerätin Marianne Binder (66). 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Auch Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (60) haut auf Maurer, Parmelin & Co ein: «Beschaffungsflops sind doch grösstenteils unter den VBS-Departementschefs der SVP entstanden», spricht sie einen Blick-Artikel vom Samstag an. Die Blick-Recherche hatte aufgezeigt, wie viele Projekte im VBS schief laufen. 

Während sich Mitte und SVP gegenseitig die Schuld an Mängeln im VBS zuschieben, löste die Rücktrittsforderung bei führenden Köpfen aus FDP oder SP keine Reaktionen aus. Weder gingen sie auf die Provokation der SVP ein, noch sprangen sie Amherd zur Seite. Vielleicht sind sie einfach froh, keinen Bundesrat aus den eigenen Reihen an der Spitze des VBS (gehabt) zu haben. 


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?