Beraterin Hauser-Süess ist kein Einzelfall im VBS
Amherds lukrative Verträge für Ex-Spitzenbeamte

Fast 100'000 Franken in drei Monaten: Amherd-Beraterin Hauser-Süess ist nicht die einzige, die im Verteidigungsdepartement die Rente aufbessern kann. Auch ein früherer Sport-Spitzenbeamter und der Ex-Luftwaffenchef bekamen lukrative Beraterverträge.
Publiziert: 05.11.2024 um 00:41 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2024 um 12:25 Uhr
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Amherds VBS beschäftigt mit Steuergeld noch weitere Ex-Topkader, die eigentlich bereits in den Ruhestand verabschiedet worden sind.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Viola Amherd zahlt Beraterin Hauser-Süess bis zu 97'000 Franken
  • Zwei weitere pensionierte Spitzenbeamte bekamen Auftrag
  • Einer der Berater beantwortet sogar Vorstösse fürs Parlament
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Der Fall sorgt für Aufsehen: Brigitte Hauser-Süess (70), persönliche Mitarbeiterin von Mitte-Verteidigungsministerin Viola Amherd (62), hat längst das offizielle Pensionsalter erreicht. Im September feierte sie ihren 70. Geburtstag – und überschritt damit auch die allerletzte Altersgrenze für Bundesangestellte. Doch die Walliserin wird bis zum Ende von Amherds Jahr als Bundespräsidentin weiterbeschäftigt. Hauser-Süess hat ein dreimonatiges Mandat als externe Beraterin. Das wird den Steuerzahler bis zu 97’000 Franken kosten, wie die NZZ publik machte.

Nun zeigen Blick-Informationen: Amherds Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) beschäftigt mit Steuergeld noch weitere Ex-Topkader, die eigentlich bereits in den Ruhestand verabschiedet worden sind. Auch der ehemalige Chef der Luftwaffe, Aldo C. Schellenberg (66), erhielt zuletzt üppige Berater-Honorare von seinem vormaligen Arbeitgeber. Ebenso Jörg Annaheim (71), früherer Vize-Direktor des Bundesamts für Sport (Baspo).

156'000 Franken erhalten

Schellenberg bekam mit seiner Consulting-Firma einen Auftrag von der Armee. Kostendach des Mandats, das anderthalb Jahre lief: 156'000 Franken. Derweil wurde Annaheim in den Jahren 2022 und 2023 vom Baspo als Berater engagiert, sein Mandat belief sich auf insgesamt 180'000 Franken.

Warum wurden die beiden VBS-Pensionäre angeheuert – und nicht interne Ressourcen genutzt? Beim VBS weiss man, dass Mandate für Ex-Kader heikel sein können. Amherd-Sprecher Lorenz Frischknecht sagt, Verträge mit pensionierten Mitarbeitenden seien nur «in begründeten Ausnahmefällen möglich». Ein betriebliches Interesse müsse nachgewiesen werden, eine Zustimmung aus dem Generalsekretariat des Departements sei ebenso nötig.

Luftwaffen-General aus dem Ruhestand geholt

Aldo C. Schellenberg bekleidete bis zur Pensionierung 2020 verschiedene Spitzenpositionen in der Armee, Bekanntheit erlangte er als Luftwaffen-Chef. Immer wieder musste Schellenberg auch Kritik einstecken. In seine Amtszeit fielen etwa das Nein zum Gripen-Kampfjet oder Kritik rund um die Beschaffung von Lenkwaffensystemen. Seit Mai dieses Jahres ist der Ökonom Schellenberg zudem Verwaltungsratspräsident des vom Bund kontrollierten Flugsicherungsunternehmens Skyguide.

Weshalb holte das VBS den Luftwaffen-General aus dem Ruhestand? Schellenberg habe eine «Auslegeordnung der bestehenden und früheren Sicherheits- und Verteidigungsstrategien der Schweiz» erstellt, heisst es bei der Armee. Es war Grundlagenarbeit für eine künftige sicherheitspolitische Strategie der Schweiz.

Personalengpass im Bundesamt für Sport

Auf eine lange Karriere in der Bundesverwaltung blickt auch Ex-Kader Jörg Annaheim zurück. Der Jurist und frühere SP-Politiker beriet bereits Bundesrat Otto Stich. Er hatte ranghohe Posten im Finanzdepartement, bevor er 2007 Chef Sportpolitik und Ressourcen im Bundesamt für Sport (Baspo) wurde. Annaheim trat Ende August 2018 als «Chef-Sportpolitiker» in den Ruhestand.

Doch offenbar war er für das Departement nun so unentbehrlich, dass er auf Mandatsbasis zurückgeholt wurde. Das Sport-Bundesamt erklärt dies mit einem «personellen Engpass auf Grund einer Vielzahl gleichzeitig anstehender sportpolitischer und konzeptioneller Arbeiten». Brisant ist, dass er dabei auch Arbeiten übernahm, die zu den Kernaufgaben eines Bundesamtes gehören: So bearbeitete er Vorstossantworten für das Parlament.

Keine Einzelfälle

Wie eine Auswertung des «Tages-Anzeigers» zeigte, arbeiten noch andere prominente Ex-Topkader als Berater weiterhin für den Bund. So unterstützt etwa Mario Gattiker, früherer Staatssekretär für Migration, das Aussendepartement bei den Verhandlungen zum EU-Rahmenabkommen. Sein Mandat beläuft sich auf 70'000 Franken.

Weil all die Beraterhonorare mit öffentlichen Geldern bezahlt werden, müssen sie ab einer Auftragshöhe von 50'000 Franken ausgewiesen werden. Zu beachten ist, dass in den Honoraren üblicherweise sämtliche Aufwendungen enthalten sind – bis hin zu Sozialleistungen, Spesen und Ferientagen.

«Alles läuft im Hintergrund»
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