Noch ist unklar, wie lange die Schutzwirkung der Corona-Impfungen anhält. Mindestens sechs Monate, so die aktuelle Regelung. Allerdings dürfte diese Frist schon bald auf neun oder gar zwölf Monate erhöht werden, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Aussicht stellt.
Trotz absehbarer Verlängerung sind die Impfungen ein Milliardengeschäft für die Pharmabranche. Erst diese Woche hat der Ständerat in der Sommersession einen Zusatzkredit von 600 Millionen Franken für die Impfstoff-Beschaffung abgesegnet. Damit stehen insgesamt 1,1 Milliarden Franken zur Verfügung.
Lukrativer Booster
Die Experten rechnen nämlich damit, dass es wie heute bei der normalen Grippe auch bei Corona regelmässige Auffrischungsimpfungen braucht. Der Corona-Piks könnte also zur Routine werden, denn die sogenannten Booster-Vakzine frischen die Erstimpfungen auf.
Das geht ins Geld! Für die Pharmaindustrie sind die Booster ein lukratives Geschäft, wie der SonntagsBlick kürzlich berichtete. Demnach gehen Brancheninsider davon aus, dass die Konzerne für die Auffrischungsimpfung deutlich mehr verlangen werden als für die ersten Vakzine gegen das Virus. In der Branche kursieren Preise von über 100 Dollar pro Booster-Dosis. Zum Vergleich: Aktuell verlangt Pfizer/Biontech für eine Impfung (zwei Dosen) knapp 40 Dollar. Bei Moderna sind es – konservativ gerechnet – 80 Dollar.
BAG: Preise seien vertraulich
Mit den Booster-Vakzinen dürfte also ein schöner Gewinnsprung resultieren. Auf Blick-Anfrage will das Bundesamt für Gesundheit keine konkreten Zahlen nennen. «Bei den Preisen für Covid-19-Impfstoff handelt es sich um vertrauliche vertragliche Vereinbarungen mit den Impfstoffherstellern», erklärt Mediensprecherin Masha Maria Foursova dazu.
Der Bund stehe weiterhin mit Impfstoffherstellern im Gespräch. «Eine Offenlegung der Vertragsdetails würde die Verhandlungsposition der Schweiz in weiteren Verhandlungen schwächen.» Aus diesen Gründen könne man zum heutigen Zeitpunkt keine weiteren Angaben dazu machen.
Berset muss antraben
Die Thematik ruft nun Mitte-Nationalrat Christian Lohr (59, TG) auf den Plan. Der Gesundheitspolitiker will genauer wissen, wie viel der Bund für die Auffrischungsimpfungen auszugeben gedenkt.
In der Fragestunde vom Montag verlangt er deshalb von SP-Gesundheitsminister Alain Berset (49) Auskunft, ob die Folgeimpfungen tatsächlich teurer werden und ob diese aufgrund von Skaleneffekten nicht günstiger sein müssten. Und: «Mit welchen Kosten rechnet der Bundesrat für den zweiten Impfzyklus?»
Der Bundesrat müsse nun Transparenz und damit Vertrauen schaffen, sagt Lohr zu Blick. «Wir müssen genau hinschauen, damit unter dem Titel der Corona-Bekämpfung nicht unnötig Steuergelder unfair ausgegeben werden.»
Und mit Blick auf die Anbieter meint der Mitte-Mann: «Ich finde es unmoralisch, wenn man nur aufgrund der Corona-Situation allzu grosszügig Geld verdient. Da müssen wir immer wieder nachhaken!»