Im Bündner Südtal Misox haben Ende vergangener Woche schwere Unwetter ein Bild der Zerstörung hinterlassen. Im Tal zwischen dem San-Bernardino-Pass und Bellinzona TI kam es zu grossen Schäden. Ein Mann kam dabei ums Leben, zwei Personen werden noch immer vermisst. Mehrere Strassen wurden gesperrt, sind mittlerweile teils aber wieder befahrbar. Auch die Autobahn A13 durchs Misox wurde teilweise unterspült und zerstört.
Am Dienstag drückte Verkehrsminister Albert Rösti (56) an einer Medienkonferenz den Hinterbliebenen der Verunglückten sein Beileid aus und informierte über das weitere Vorgehen. Für den Bund liegt der Fokus auf einer raschen Reparatur der A13 – besonders mit Blick auf den beginnenden Ferienreiseverkehr.
Rösti wagte keine Prognose, wann die A13 wieder durchgehend zweispurig befahrbar sein wird. «Es soll sicher nicht Monate dauern», machte er klar. Erst in 7 bis 10 Tagen könne man allenfalls Genaueres sagen, wenn der Fluss wieder in seinem Bett sei.
Ziel ist es, im Juli eine Baupiste mit je einer Fahrspur pro Richtung für Personenverkehr und Lastwagen zur Verfügung zu stellen. Möglichst in etwa drei bis vier Wochen. «Wir werden alles daran setzen, dass wir den Juli nicht ausschöpfen müssen – aber ich kann nichts garantieren.» Das hänge auch vom Wetter in den nächsten Wochen ab, so Rösti.
Alternativrouten und Umfahrungen
Bis dahin will der Bund den Verkehr auf den Alternativrouten möglichst flüssig halten. Das betrifft besonders den Gotthard, aber auch den Simplon und Grossen St. Bernhard. Die für diese und nächste Woche geplanten Sperrnächte im Gotthard-Strassentunnel werden gestrichen.
Rösti hofft zudem auf die Mithilfe seiner Amtskollegen im Ausland, damit die Schweiz in den nächsten Wochen möglichst umfahren wird. Schon jetzt wird an der Grenze und auf den Zufahrten über die A13-Sperrung informiert.
Zudem werden im ÖV die Kapazitäten erhöht: Die SBB bieten am Wochenende zusätzliche Nord-Süd-Verbindungen an. Jeder und jede könne durch das Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr seinen Beitrag leisten, betonte Rösti. Auch im Güterverkehr werde es mehr Kapazitäten geben.
Lastwagen-Nachtfahrverbot aufheben
Als weitere Option prüft das Bundesamt für Strassen (Astra) eine Aufhebung des Sonntags- und Nachtfahrverbots für Lastwagen – zumindest zu bestimmten Zeiten. Eine grundsätzliche Aufhebung des Verbots lehnt Rösti ab. «Sonst würden wir den Verkehr regelrecht anziehen», warnte er. Das Astra kann übrigens in alleiniger Kompetenz über eine temporäre Aufhebung der Fahrverbote entscheiden.
Auch von einer Gotthard-Maut will Rösti nichts wissen. Eine Maut müsse «unverhältnismässig hoch» sein, damit sie wirke. Auch einer Verdichtung des Tropfensystems lehnt der Bund ab. Aufgrund des Gegenverkehrs im Tunnel sei das Risiko zu gross, so Astra-Direktor Jürg Röthlisberger (60).
Reparaturarbeiten haben bereits begonnen
Die A13 ist zwischen Lostallo und Mesocco im Graubünden seit Freitagabend gesperrt. Am Montag begannen die ersten Reparaturarbeiten.
Der Tessiner Bundesrat Ignazio Cassis (63) hat das Katastrophengebiet am Sonntag besucht und war sichtlich bewegt.
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Bund hilft Kantonen subsidiär
Der Bund helfe subsidiär, wo es nötig sei, sagt Rösti mit Blick auf die Schadensbilanz im Misox. Die Federführung für die Räumung liege beim Kanton Graubünden, doch der Bund könne bei Bedarf mithelfen. Es liege am Kanton zu sagen, was er brauche. Der Bund stehe jedenfalls mit den betroffenen Kantonen in Kontakt.
Die Medienkonferenz ist damit beendet.
Ausland soll mithelfen
Rösti hofft, dass seine Amtskollegen im Ausland Einfluss auf die Verkehrslenkung nehmen. Wichtig sei, dass diese über die Situation informiert seien.
Röthlisberger ergänzt, dass die Verkehrsteilnehmenden schon an der Grenze und auf den zufahrenden Autobahnen über die Sperrung informiert würden. Das zeige auch Wirkung.
Der Simplon könne eine gewisse Zusatzlast aufnehmen, so Röthlisberger.
Rösti wagt keine Prognose
Wann ist die A13 wieder durchgängig auf jeweils zwei Spuren befahrbar? Man werde alles tun, damit dies möglichst rasch der Fall sei. Rösti will aber keine Prognose machen. Erst in 7 bis 10 Tagen könne man allenfalls Genaueres sagen, wenn der Fluss wieder in seinem Bett sei. «Wir werden alles daran setzen, dass wir den Juli nicht ausschöpfen müssen – aber ich kann nichts garantieren.» Das hänge auch vom Wetter in den nächsten Wochen ab. Es solle aber nicht Monate dauern.
Rösti gegen Maut
Nun beginnt die Fragerunde. Soll das Tropfensystem am Gotthard verdichtet werden oder braucht es eine Maut für Ausländer?
«Wir haben die Option geprüft», sagt Astra-Direktor Röthlisberger. Aufgrund des Gegenverkehrs im Tunnel wolle man nichts am Tropfensystem ändern. Und zur Maut: «Diese wirkt nicht.»
«Eine Maut wird in weiten Kreisen abgelehnt», sagt auch Rösti. Für eine Wirkungslenkung müsste diese in einer «unverhältnismässigen Höhe» sein.
Wird das Nachtfahrverbot aufgehoben?
Wird das Nachtfahrverbot aufgehoben? Dazu ist noch keine Entscheidung gefallen. Das Astra werde alles prüfen, so Rösti. Das Astra hat die Kompetenz dazu, das Nachtfahrverbot zumindest temporär aufzuheben. Ob das etwas bringen würde, wird nun angeschaut.
Rösti betont zudem: «Wir machen etwas und bieten zusätzliche Kapazitäten an.»
Güterverkehr ist nicht das Problem
Es gibt auch zusätzliche Kapazitäten im Güterverkehr, so Rösti. Der Güterverkehr sei aber nicht das grosse Problem, sondern der Ferienverkehr. Touristen sollen allenfalls auch auf den ÖV umsteigen, um die Strasse zu entlasten.
Ausländer sollen Schweiz umfahren
Als Massnahme wurde der Verkehr vor allem über die A2 via Gotthard umgeleitet. Um den Verkehr zu erleichtern, werden geplante Sperrnächte am Gotthard vorerst ausgesetzt. «Der Kanton Uri muss einen Teil des Verkehrs aufnehmen», so Rösti. Er will auch seine Amtskollegen im Ausland informieren, damit die Schweiz möglichst umfahren wird.
Bach wieder in sein Bett bringen
«Die Natur ist nicht beherrschbar», so Rösti. Es brauche etwa eine Woche, um den Bach wieder in sein Bett zu bringen. Die Reparaturarbeiten haben aber bereits begonnen – soweit möglich. Im Juli soll die A13 wieder einspurig befahrbar sein – etwa in drei Wochen.
Ferienverkehr als Problem
Für den Bund liegt der Fokus bei der Infrastruktur der A13. Man müsse den Ferienverkehr so gut wie möglich über die Bühne bringen, betont Rösti.
Rösti drückt Beileid aus
Albert Rösti erinnert zuerst an die zwei Vermissten und das Todesopfer und drückt den Hinterbliebenen sein Beieid aus. Was die A13 betreffe, habe man erhebliches Glück gehabt, dass dort nicht mehr passiert sei. Rösti dankt auch den Helferinnen und Helfern sowie dem Astra für ihren Einsatz.