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Astra zuversichtlich
A13 soll in «drei bis vier Wochen» wieder befahrbar sein

Die Auswirkungen des Einsturzes eines Strassenabschnitts auf der San-Bernardino-Route sind nicht voll erfasst. Klar ist jedoch: Es droht ein Verkehrskollaps im Nord-Süd-Verkehr. Was Wirtschaft und Politik nun fordern.
Publiziert: 23.06.2024 um 20:20 Uhr
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Aktualisiert: 24.06.2024 um 09:40 Uhr
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Auf der A13 zwischen Lostallo und Soazza präsentiert sich ein Bild der Zerstörung.
Foto: keystone-sda.ch

Am Freitagabend wurde das Bündner Südtal Misox von heftigen Niederschlägen heimgesucht, die einen verheerenden Erdrutsch auslösten, der unter anderem Teile der Autobahn A13 auf einer Länge von rund 200 Metern zerstörte. Die Verbindung auf der San-Bernardino-Route zwischen Thusis GR und Bellinzona TI bleibt bis auf Weiteres gesperrt.

Laut der Kantonspolizei Graubünden könnten die Reparaturen «monatelang» dauern – mit erheblichen Auswirkungen auf den Verkehr. Der Zustand der A13 und die genauen Schäden sind noch nicht beziffert. Das Bundesamt für Strassen (Astra) erklärt, dass die ersten Reparaturarbeiten bereits am Montag beginnen könnten, abhängig von den Wetterbedingungen. Die Räumungsarbeiten sind bereits angelaufen. Wie lange die Arbeiten dauern, sei zurzeit noch völlig unklar. Zuerst müsse das Schadensausmass eruiert werden: «Wir gehen davon aus, Anfang Woche ein besseres Bild zu haben», so Jérôme Jacky, Leiter Information und Kommunikation beim Astra, auf Blick-Anfrage.

Astra-Vizedirektor Guido Biaggio sagte gegenüber SRF, dass man zuerst nur eine Hälfte der Strasse reparieren könnte, sodass sie dann einspurig befahrbar sei. «Wir sprechen von einem Zeithorizont von drei, vier Wochen, wenn das Wetter mitmacht», so Biaggio.

Güterverkehr zittert

Besonders betroffen von der Sperrung ist der Güterverkehr, da rund jede siebte Transitfahrt über die A13 abgewickelt wird. Der Schweizer Nutzfahrzeugverband Astag zeigt sich in einer Medienmitteilung am Sonntag von der Katastrophe betroffen, sorgt sich aber gleichzeitig um die Versorgungssicherheit. Man müsse sich um die Sicherstellung des lokalen Güterverkehrs – allenfalls mit Unterstützung der Armee – kümmern, eine Erhöhung der Kapazität auf der Gotthardroute A2 ins Auge fassen und über eine Aufhebung des Sonntags- und Nachtfahrverbots für Lastwagen nachdenken. Zudem sei eine internationale Koordination nötig, um den Gütertransitverkehr über Deutschland und Österreich umzuleiten, lässt der Verband verlauten.

Die Logistikbranche ist sich der Problematik zwar bewusst, hält den Ball aber vorerst flach, wie die Aussagen von Benjamin Giezendanner (42), Aargauer SVP-Nationalrat und CEO von Giezendanner Transporte, vermuten lassen: «Der Unterbruch der A13 ist für den Güterverkehr bis im August kein grosses Problem», erklärt er. Er rechne vorerst nicht mit einem Versorgungsengpass.

«Brandstifter» Alpen-Initiative?

Der Individualverkehr steht am Nadelöhr Gotthardtunnel vor enormen Problemen. Insbesondere der Kanton Uri wird sich in der Ferienzeit auf Ausweichverkehr über die Kantonsstrassen gefasst machen müssen, wie der Urner FDP-Ständerat Josef Dittli (67) sagt: «Beim Personenverkehr wird bei vielen Reisenden die Versuchung gross sein, bereits früher ab der Autobahn zu gehen. Das muss die Politik unter allen Umständen verhindern.»

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Laut Dittli hätte die aktuelle Situation verhindert werden können: «Hier zeigt sich, dass die Verkehrspolitik der 1990er-Jahre ein Fehler war. Hätte man sich mit der Alpen-Initiative nicht gegen eine zweite Röhre gestellt, könnten wir den Verkehr durch den Gotthard heute vierspurig führen. Es ist zu hoffen, dass bei der jetzigen Situation nicht diejenigen am lautesten lärmen, die damals den Brand gelegt haben.»

Bündner Politiker zeigen sich kämpferisch

Der heutige Präsident der Alpen-Initiative und SP-Nationalrat Jon Pult (39) ist mit seinen Gedanken bei den vermissten Personen: «Bevor diese nicht geborgen wurden, finde ich es verfehlt, über die Verkehrspolitik am Gotthard zu sprechen. Klar ist: Es wird dort verkehrstechnisch in kommender Zeit bestimmt herausfordernd.» Man werde aber einen Weg finden, damit umzugehen.

Währenddessen mahnt der Bündner Mitte-Nationalrat Martin Candinas (43) zur Besonnenheit: «Klar ist, dass wir keine neue Verkehrsverbindung herbeizaubern können.» Heisst, man müsse den Verkehr über die bestehenden Achsen leiten und die Reisenden sensibilisieren, den ÖV zu nutzen.

Überlegungen, den Verkehr über die Kantonsstrasse im Misox zu leiten, nahm der Bündner Regierungspräsident Jon Domenic Parolini (68) am Sonntag an einer Pressekonferenz den Wind aus den Segeln. Die lokale Kantonsstrasse für den Transitverkehr zu nutzen, sei keine Alternative, machte er klar: «Wenn der internationale Verkehr über die Kantonsstrasse läuft, ist der Kollaps programmiert.»

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