Darum gehts
- Bundesratswahl: Martin Pfister und Markus Ritter kandidieren für Viola Amherds Nachfolge
- Pfister: Zuger Gesundheitsdirektor mit Krisenerfahrung
- Ritter sitzt seit über 13 Jahren im Nationalrat
Pfister: «Es bedeutet mir viel»
«Es bedeutet mir viel», sagt Pfister zu seiner Wahl im ersten Interview mit Blick TV. Er sei spezieller und emotionaler Tag gewesen, sagt er. «Ich konnte heute nichts mehr machen für meine Kandidatur, bis ich im Bundeshaus angekommen bin.» Die vielen Medien hätten ihn dann doch nervös gemacht.
Auch persönliche Fragen beantwortet Pfister ruhig. Sein Vater war Journalist, deshalb hatte er schon früh viele Zeitungen gelesen.
Er habe als Kind nicht davon geträumt, Bundesrat zu werden. «Ich wollte Zirkusclown werden». Dafür spielt er jetzt in einer Guggenmusik.
Ihn ärgere es, wenn man den Politikern nicht redliches Bemühen attestierte. «Sie wollen das beste für das Land».
Vermeintlicher Aussenseiter Martin Pfister wird Bundesrat
Am Mittwoch wurde Martin Pfister von National- und Ständeräte zum Nachfolger von Viola Amherd gewählt. Wer ist der Zuger Regierungsrat, den im zweiten Wahlgang obsiegte? Ein Mann, den vor fünf Wochen noch kaum jemand ausserhalb der Zentralschweiz kannte. In letzter Minute stieg er ins Rennen um die Nachfolge von Viola Amherd (62) und lieferte ein Aufholrennen.
Bis zum Wahltag hielt sich der baldige Bundesrat relativ bedeckt. So wirkte Pfister stets zurückhaltend, auf Fragen zog er ab und zu den Joker. Der Vater von vier Kindern konnte auch am Bundeshaus auf die Unterstützung seiner Familie zählen.
Seit 2016 politisiert Pfister als Gesundheitsdirektor im Regierungsrat Zug. Während der Corona-Pandemie konnte er Erfahrungen im Krisenmanagement sammeln. Dies wird auch gefordert sein, sollte Martin Pfister jetzt das Verteidigungsdepartement (VBS) von Viola Amherd (62) übernehmen. Für diese Aufgabe dürfte ihm auch seine Armeeerfahrung nützlich sein. Als Offizier habe er Führungserfahrungen, wie der Oberst gegenüber Blick sagte.
Pfister gewählt
Der neue Bundesrat heisst Martin Pfister. Er erhält 134 Stimmen. Grosser Jubel auf der Tribüne, wo die Zuger sitzen. Ritter macht 110 Stimmen. Auch er erhebt sich und applaudiert lange.
Der Zuger Gesundheitsdirektor Pfister wird der 123. Bundesrat der Schweiz. Erst am letzten Tag ist er auf das Mitte-Kandidatenkarrussel gesprungen. Anfangs war er bei der Bevölkerung noch unbekannt, doch in den letzten Wochen konnte der das Blatt drehen.
Pfister wird nun aus dem zweiten Stock nach unten gebracht und wird gleich erklären, ob er die Wahl annimmt. Unter grossem Applaus vom ganzen Saal tritt er vor die Bundesversammlung und betritt das Rednerpult.
Zuger Fasnächtler feiern Wahlsieg
Zug gratuliert seinem Martin Pfister und verkündet Wahlfeier
Der Zuger Regierungsrat hat erfreut auf die Wahl seines Kollegen Martin Pfister in den Bundesrat reagiert. Nach über 50 Jahren stelle der Kanton Zug wieder ein Mitglied der Landesregierung.
«Dies ist ein historischer Moment für den Kanton Zug. Die Wahl zeigt das Vertrauen, das Martin Pfister auf nationaler Ebene entgegengebracht wird. Sein Engagement und seine politische Weitsicht werden die Schweiz bereichern», teilt der Landammann Andreas Hostettler am Mittwoch mit.
Dem frisch gewählten Bundesrat Pfister bereitet der Kanton am Donnerstag, 20. März, in Baar einen grossen Empfang. Nach Ankunft eines Extrazugs um 14.15 Uhr findet den Angaben zufolge ein Festumzug vom Bahnhof zum Schulhausplatz Marktgasse statt. Dort soll die Zuger Bevölkerung ihren Bundesrat «in einem würdigen Rahmen feiern».
Hängende Köpfe in Altstätten SG
Rund 50 Personen haben am Mittwoch im "Rittersaal" des Restaurants Sonne in Altstätten SG die Bundesratswahl verfolgt. Die Stimmung im Wohnort von Markus Ritter hielt beim Public Viewing im St. Galler Rheintal nur bis zum ersten Wahlgang.
Entgeistert schauten die Gäste in der «Sonne» Altstätten auf den Bildschirm. Nur gerade eine Stimme fehlte Martin Pfister bereits im ersten Wahlgang zum Bundesratssitz. «Vielleicht dreht es Markus Ritter noch», ermunterte ein Mann die Anwesenden im Saal. Er sollte nicht recht behalten.
Trotz der Enttäuschung gab es zum Schluss Applaus für den neu gewählten Bundesrat Martin Pfister, als dieser erklärte, die Wahl anzunehmen. Danach verfolgten die Altstätterinnen und Altstätter mit versteinerter Miene die Vereidigung des Kandidaten aus dem Kanton Zug. (SDA)
Gratulationen von allen Seiten
Martin Pfister ist mittlerweile wieder in der Wandelhalle angekommen und bekommt Gratulationen von allen Seiten. Daneben beginnt seine Medientour, wo er in Kürze auch Blick Rede und Antwort stehen wird.
Glückliche Nationalratspräsidentin
Es war auch ein grosser Tag für Maja Riniker. Die FDP-Nationalrätin durfte die Wahl leiten. «Ich bin sehr zufrieden, die Wahl ist reibungslos verlaufen», sagt sie zu Blick. «Es gab keine ungültigen Stimmen.»
«In der Heimat von Pfister ist es relativ ruhig»
Ein Hecht und Pfadifreund im Bundesrat
«Martin Pfister ist wie ein Hecht im Wasser», das sagte der Zuger Kantonsrat Jean Luc Mösch über seinen Freund und Parteikollegen Pfister nach dessen Wahl in den Bundesrat. Die beiden kennen sich schon seit Pfadi-Zeiten.
Dort hörte der neue Bundesrat auf den Namen «Hecht». Die Eigenschaften des Fisches würden Pfister auch in der Politik auszeichnen. «Er ruht wie ein Hecht im Wasser, analysiert und schlägt dann zu», so der Kantonsrat im Interview mit Schweizer Fernsehen SRF. Er werde Dossiers direkt angehen, wenn er sie analysiert habe.
Bei Mösch machte sich nach eigenen Angaben nach der Wahl nach grossem Optimismus auch grosse Erleichterung breit. Pfisters Auftreten und sein Effort in den letzten Tagen waren nach Ansicht des Kantonsrats entscheidend.
SVP-Präsident Detting: «Natürlich freut man sich als Innerschweizer»
Innerschweizer Freude bei SVP-Präsident Marcel Dettling. «Natürlich freut man sich als Innerschweizer, wenn ein Innerschweizer gewählt wird.» Die SVP hatte sich eigentlich für Ritter ausgesprochen. Die SVP werde den neuen Bundesrat nun an der Widerherstellung der Neutralität messen.
«Es lag nicht am Gmögigkeitsfaktor», sagt der unterlegene Ritter
Der unterlegene Mitte-Kandidat Markus Ritter erklärt vor den Medien seine Niederlage. Vor den Medien dankt er seiner Frau Heidi, die ihn sehr unterstützt habe. Er habe die Wahl verloren, aber «habe einen Freund gewonnen», so Ritter. Er könne sich nicht genau erklären, weshalb sich das Parlament gegen ihn und für Pfister ausgesprochen habe. Das sei Kafisatzlesen, sagte Ritter. Er glaube nicht, dass es an seinem «Gmögigkeisfaktor» gelegen habe.
«Ich hätte es sehr gerne gemacht, mit letzter Kraft», hielt Ritter fest. Nun gelte es, andere Ziele weiterzuverfolgen. «Ich bin immer noch Nationalrat und Bauernverbandspräsident.»
Pfister wünsche er eine «glückliche Hand bei vielen Geschäften, die auf ihn warten», sagte Ritter. «Und Gottes Segen.»
Verliert Ritter seinen Nimbus?
Ritter galt als einer der mächtigsten Menschen im Bundeshaus. Nun verliert er die Wahl in den Bundesrat. Verliert er seinen Nimbus? Für Rolf Cavalli, der stellvertretende Blick-Chefredaktor, wird das eine wichtige Frage der nächsten Monaten sein. «Es erinnert an Gerhard Pfister, der als Präsident zurücktritt aber im Parlament bleibt. Solange sie im Nationalrat sitzen geben sie 120 Prozent.
Es war ein kurzer Wahlkampf: Doch am Mittwoch wählen die National- und Ständeräte einen Nachfolger von Viola Amherd (62). Zur Auswahl stehen Martin Pfister (61) und Markus Ritter (57).
Martin Pfister ist seit 2016 Gesundheitsdirektor des Kantons Zug. Während der Corona-Pandemie konnte er so Erfahrungen im Krisenmanagement sammeln. Der Vater von vier Kindern ist mit seiner Frau Cacilda Teil einer grossen Patchwork-Familie. Die Unterstützung seiner Liebsten sei ihm immer sehr wichtig gewesen, betonte er mehrfach. Auf das Bundesrats-Kandidatenkarrussel sprang er erst ganz am Schluss auf. Reicht es für ihn, auch wenn er in Bern bisher weniger vernetzt war als sein Gegner Ritter?
Blick berichtet live
Markus Ritter politisiert nämlich schon seit über 13 Jahren auf nationaler Ebene. Als Bauernpräsident gelang es dem St. Galler Nationalrat, viele Interessen der Bauern-Fraktion durchzuboxen. Er gilt deshalb als mächtiger Strippenzieher – der sich aber schon mit vielen im Parlament angelegt hatte. Während des Wahlkampfs sparte er nicht mit privaten Einblicken, zeigte sich auf seinem Bauernhof in Altstätten SG, den mittlerweile die Söhne führten. Gelingt Ritter die Krönung seines politischen Schaffens?
Kurz vor Schluss ist das Rennen offen: Ritter startete als Favorit, doch bald wurde klar, dass auch Pfister nicht chancenlos ist. Besonders bei SP und Grünen dürfte der Zuger punkten. Ritter selbst könnte bei der SVP Stimmen sammeln. Spannend wird auch, inwiefern das Parlament die Herkunft der beiden Kandidaten in die Entscheidung einbezieht. Während die Innerschweiz schon länger auf einen nächsten Bundesratssitz wartet, ist der Kanton St. Gallen mit Karin Keller-Sutter (61) bereits in der Landesregierung vertreten.
Sämtliche Parteien führten in den vergangenen Wochen Hearings mit den beiden Kandidaten durch. In die Karten schauen liess sich bislang die GLP. «Die Positionen von Martin Pfister sind näher an unseren Zielen», sagte Fraktionschefin Corina Gredig (37). Eine Wahlempfehlung sei das jedoch noch nicht. Die FDP empfiehlt derweil beide Kandidaten zur Wahl. Die SVP unterstützt «grossmehrheitlich» Markus Ritter. SP und Grüne liessen es nach den letzten Hearings noch offen, wen sie wählen – am Mittwochmorgen wird es eine letzte Fraktionssitzung geben.
Blick berichtet den ganzen Vormittag live im Ticker und einer Sondersendung von Blick TV verpasst du keine Entscheidung: Mehrere Reporter aus Bundesbern liefern Stimmen der Entscheidungsträger und der stellvertretende Blick-Chefredaktor Rolf Cavalli ordnet das Resultat ein.