Auch wenn die Schritte noch (zu) klein sind: Es tut sich was auf dem Weg zu einer klimafreundlicheren Schweiz. Am Montag hat der Nationalrat ein Postulat gutgeheissen, das den Bundesrat beauftragt zu zeigen, wie der Bund die Umstellung des öffentlichen Stadtverkehrs auf umweltfreundliche Busse fördern kann.
Denn zwar verursachen Dieselbusse hohe CO2-Emissionen, der Umstellung auf Elektrobusse stehen aber die höheren Anschaffungskosten gegenüber. Dennoch wollen Städte, zahlreiche Verkehrsbetriebe und – wie sich nun gezeigt hat – auch die Politik die Umstellung auf moderne Gelenktrolleybusse und Elektrobusse forcieren.
Es braucht rund 94 Millionen Franken
Eine Umfrage, die der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) bei Transportunternehmen in Städten wie Bern, Chur, Genf, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich durchführte, zeigt, dass in den nächsten acht Jahren für die Umstellung auf umweltfreundliche Busse im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen grob geschätzt Mehrkosten von rund 94 Millionen Franken anfallen. In den Kosten enthalten sind neben den umweltfreundlicheren Bussen beispielsweise auch die Ladestationen.
VöV-Direktor Ueli Stückelberger freut sich über den Rückenwind aus dem Parlament. Er erhofft sich vom Bundesrat, namentlich von Energie- und Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga (58), nicht nur Vorschläge, ob und wie sich der Bund an den Mehrkosten für Elektrobusse beteiligen kann. Der VöV-Boss hat auch schon klare Vorstellungen, in welchem Umfang die Ablösung von Dieselbussen durch Elektrofahrzeuge erfolgen soll: «Ich denke an eine Beteiligung ähnlich der im Agglomerationsverkehr», sagt Stückelberger. Dort würde der Bund einen Anteil von 30 bis 50 Prozent berappen. Den verbleibenden Teil der Mehrkosten müssten sich die Städte und Kantone teilen.
Die Unterstützung soll befristet sein
Elektrobusse eignen sich für den Einsatz im Stadt- und Agglomerationsverkehr besonders gut, weil sie sehr leise sind, keine Schadstoffe ausstossen und bis zu dreimal weniger Energie verbrauchen als herkömmliche Busse mit Verbrennungsmotoren. Vor allem aber ist die Strecke, welche die Elektrobusse täglich zurücklegen, von Anfang an bekannt. Die Batterie und die Ladestationen können von vornherein exakt auf den späteren Einsatz abgestimmt werden.
Die Förderung der Umstellung des Stadtverkehrs auf Elektrobusse soll aber befristet sein. Denn vor allem die Anfangsinvestitionen sind hoch. Einerseits, weil die Elektrobusse noch sehr teuer sind, andererseits, weil erst auch Ladestationen angeschafft werden müssen. Wenn dereinst aber höhere Stückzahlen bei den Elektrobussen produziert werden, sollten deren Preise klar sinken und sich denen von Dieselfahrzeugen angleichen.
Wie Stückelberger freut sich auch CVP-Verkehrspolitiker Martin Candinas (38). Für ihn war der Entscheid des Nationalrats zur Förderung von Elektrobussen auf den Strassen «wegweisend». Als Präsident des Informationsdienstes für den öffentlichen Verkehr (Litra) findet Candinas zudem, die Schweiz könne mit den Elektrobussen im öffentlichen Verkehr (öV) auf den Strassen eine Vorbildfunktion einnehmen.
Verschiedene Systeme stehen zur Wahl
Als einer der Vorreiter in Sachen Elektrobusse gilt in der Schweiz die Carrosserie Hess AG, die auf eine bald 140-jährige Firmengeschichte zurückblicken kann. Das Unternehmen aus dem solothurnischen Bellach, das seit 1940 Trolleybusse baut, erhielt im Januar beispielsweise den Zuschlag für die Erneuerung der Trolleybusflotte in Lausanne. Hier kommen Fahrzeuge zum Einsatz, die über eine gewisse Strecke ohne Oberleitung fahren und so auch Agglomerationsgebiete bedienen können.
In Bern ist ein Hess-Elektrobus im Einsatz, der am Ende der Buslinie 17 jeweils für einige Minuten aufgeladen werden kann. Ein anderer Hess-Bus-Typ fährt in Genf. Dieser wird an Haltestellen auf seiner Strecke jeweils für etwa 20 Sekunden geladen. Es steht – auch von anderen Herstellern – somit eine ganze Reihe von Fahrzeug-Lösungen zur Verfügung, mit denen der Strassen-ÖV CO2-neutral und ressourcenschonend aufgestellt werden kann.
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