Wer bekommt das Mandarinli, wer die Rute? Am Samichlaus-Tag standen die letzten Hearings bei den Fraktionen an – und diese können den Ausschlag geben, wer auf der Zielgeraden im Rennen um die Bundesratssitze davonzieht. Mit klaren Präferenzen hielten sich die meisten Parteien am Dienstagabend aber zurück.
Die SP-Kandidatinnen Eva Herzog (60, BS) und Élisabeth Baume-Schneider (58, JU) mussten am Dienstag bei FDP, Mitte und GLP antraben. Die Grünliberalen sprachen sich danach grossmehrheitlich für die Baslerin Herzog aus. FDP, Mitte und SVP gaben dagegen bekannt, dass sie für keine der beiden SP-Kandidatinnen deutlich besser als die andere fanden.
«Die beiden SP-Kandidatinnen haben alle Kompetenzen, um Bundesrätin zu werden», sagte etwa FDP-Fraktionschef Damien Cottier (47). Jeder und jede in seiner Fraktion wähle am Mittwoch gemäss seinen und ihren Präferenzen.
«Wir werden Jositsch nicht wählen»
Die SVP teilte mit, dass sie sich ebenfalls ans SP-Ticket halten wolle. Die SVP werde daher weder Evi Allemann (44) noch Daniel Jositsch (57) wählen, auch wenn «deren Namen im Bundeshaus herumgereicht werden», sagte SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (43) am Abend. Die SVP-Fraktion hatte die beiden SP-Kandidatinnen Herzog und Baume-Schneider bereits vor einer Woche angehört, entschied aber erst am Dienstag über das weitere Vorgehen.
Sowohl beim SVP- als auch beim SP-Ticket gab auch die Mitte-Fraktion keine Wahlempfehlung ab. Alle vier Kandidierenden seien wählbar, so Fraktionschef Philipp Matthias Bregy.
Auch Grüne ohne Wahlempfehlung
Die beiden SVP-Anwärter Albert Rösti (55, BE) und Hans-Ueli Vogt (53, ZH) mussten bei SP, Mitte und Grünen antraben. Und auch da fiel es den Fraktionen schwer, einen klaren Favoriten auszumachen. So teilte etwa die SP mit, dass die SP-Fraktionssitzung am Morgen vor den Wahlen fortgesetzt werde. «Klar ist, dass die SP auf dem SVP-Ticket wählen wird», so die Partei via Twitter.
Die Grünen wollen es ebenfalls den Mitgliedern ihrer Fraktion überlassen, wen sie zum Nachfolger Ueli Maurers wählen. Sowohl Albert Rösti als auch Hans-Ueli Vogt stellten ein Risiko für die Umwelt, das Klima und den Schutz der Grundrechte dar, so die Genfer Ständerätin Lisa Mazzone. (34, GE) Auf die Frage, ob die Fraktion der Grünen allenfalls keinen der beiden Kandidaten oder eine dritte Person wählen werde, legte sich Mazzone nicht fest: Jeder und jede werde nach dem Gewissen entscheiden, sagte sie nach den Anhörungen Röstis und Vogts im Bundeshaus in Bern. (sie)