Wahl in den Bundesrat
So stehen die Wahlchancen von Rösti, Vogt, Herzog und Baume-Schneider

Noch fünf Tage, dann werden zwei neue Mitglieder der Landesregierung gewählt. Blick sagt, wer am kommenden Mittwoch die besten Chancen hat.
Publiziert: 02.12.2022 um 06:47 Uhr
|
Aktualisiert: 02.12.2022 um 14:09 Uhr
1/7
Albert Rösti hat gut lachen: Der Berner SVP-Nationalrat könnte bereits im ersten Wahlgang in den Bundesrat gewählt werden.
Foto: ANDREA SOLTERMANN

«Wo ist eigentlich Hans-Ueli Vogt?» Wer am Mittwoch an der Feier für Nationalratspräsident Martin Candinas (42) war, hörte diese Frage immer wieder. Denn während SVP-Bundesratskandidat Vogt (52) wegen Nicht-Einladung abwesend war, nutzte Konkurrent Albert Rösti (55) die Reise von Bern nach Graubünden und zurück für den Wahlkampf.

Hier ein Gespräch mit einem Ständerat, dort ein Schwatz mit einer Nationalrätin. Da ein schelmischer Spruch bei einer Mitte-Vertreterin, dort Schäkern in einem Grünen-Trupp. «Er hat sich zu uns gesetzt und mit uns debattiert», meint eine Grünen-Nationalrätin zu Blick. «Das hat er schon noch gut gemacht.»

Rösti könnte es im ersten Wahlgang schaffen

Das Werben zahlt sich aus: Rösti könne es am Mittwoch schon im ersten Wahlgang schaffen. Und zwar deutlich, mit 130 oder gar 140 Stimmen, hört man. Was kein Spitzenergebnis wäre, aber doch ansehnlich.

Politikwissenschaftler Claude Longchamp über die Bundesratswahlen
21:46
Wer macht das Rennen?Claude Longchamp über die Bundesratswahlen

Panikattacken von jungen Linken, die einen Bundesrat Rösti im Umwelt- und Energiedepartement fürchten wie der Teufel das Weihwasser und ihn darum auf jeden Fall verhindern wollen, werden von alten Parlamentshasen nur müde belächelt: Das SVP-Rennen sei gelaufen.

Knapp, knapper, SP

Deutlich mehr Spannung verspricht der Zweikampf um die Nachfolge von Simonetta Sommaruga (62, SP). Die Strichlisten der Parteistrategen zeigen: Es ist knapp, sehr knapp. Sie sagen einen zweiten, allenfalls gar dritten Wahlgang voraus, der mit wenigen Stimmen Unterschied entschieden wird.

Zu wessen Gunsten? Darauf wagen nicht einmal mehr mal alte Hasen zu wetten. «Wahrscheinlich ist Eva Herzog noch ganz leicht im Vorteil.» Doch die 60-jährige Basler Ständerätin hat deutlich an Boden verloren. Im Herzog-Lager ist zunehmend Nervosität spürbar. «Letzte Woche habe ich gedacht, Evas Wahl sei eine klare Sache», so eine Nationalrätin. «Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.»

Baume-Schneider punktet bei Welschen und auf dem Land

Ihre jurassische Konkurrentin Elisabeth Baume-Schneider (58) hat nicht nur die Bauern im Parlament verzaubert. Nein, sie sammelt auch andernorts Stimmen. Bei Vertretern von Randregionen etwa, die ländliche Anliegen durch die Jurassierin besser vertreten sehen: So dürfte die ländlich geprägte Mitte-Fraktion zur Hälfte auf EBS, wie Baume-Schneider genannt wird, setzen.

Das sind die Favoriten für die Bundesrats-Wahl
2:10
Politik-Chefin Sermîn Faki:Das sind die Favoriten für die Bundesrats-Wahl

Umgekehrt könnte es bei Grünen und GLP aussehen. Deren Parlamentarier kommen eher aus Städten und dürften sich mit der urbanen Herzog eher identifizieren. Auch bei FDP und im Wirtschaftsflügel der SVP dürfte Herzog vorn liegen, denn sie gilt als eine, die weiss, dass Wohlstand auch florierende Unternehmen braucht.

Allerdings: Etwas mehr als ein Drittel der Freisinnigen stammt aus der lateinischen Schweiz. «Und die halten zusammen wie Pech und Schwefel», so ein Deutschschweizer. Und in der SP? Die Stimmen dürften sich fifty-fifty aufteilen.

Herzog kommt auf 123 Stimmen – das ist nur die Hälfte

Herzogs Hoffnungen ruhen daher auf Rösti: Wird dieser gewählt, sind die Hürden für EBS höher. Dass alle sieben Bundesräte aus ländlichen Regionen stammen, wollen viele Städter im Bundeshaus nicht.

Die Erbsenzähler im Bundeshaus schütteln trotzdem den Kopf: Laut ihren Strichlisten habe Herzog bestenfalls 123 Stimmen, die Hälfte aller National- und Ständeräte. Ob das reicht?


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?