Elisabeth Baume-Schneider (58)? Als Simonetta Sommaruga (62) Anfang November ihren Rücktritt bekannt gab, hatte noch keiner den Namen der Jurassierin auf dem Schirm. Nicht einmal sie selbst habe an sich als mögliche Nachfolgerin gedacht, sagt sie.
Nun, weniger als einen Monat später, steht die in der Deutschschweiz weitgehend unbekannte Ständerätin auf dem Bundesratsticket der SP. EBS, wie sie auch genannt wird, war zwar mit Rückstand auf ihre beiden Kontrahentinnen ins Bundesratsrennen gestartet. Doch diesen holte sie rasch auf. Bei den öffentlichen Hearings der SP hinterliess sie mit ihrer frischen, unverkrampften Art einen bleibenden Eindruck.
Sie ist sie selbst, und vielleicht ist es genau das, was sie ausmacht. Ein Beispiel? Als Baume-Schneider nach einem Auftritt in den Nachrichten des Westschweizer Fernsehens das Studio verliess, klingelte ihr Telefon: Es war ein Mann aus dem Wallis. Er fand ihren Auftritt überzeugend und wollte ihr gratulieren, also hatte er ihre Nummer im Internet herausgesucht. Die Jurassierin nahm ab und telefonierte über 20 Minuten mit dem Mann, sehr zum Leidwesen ihres Kommunikationsteams, das die wartenden Journalisten vertrösten musste.
Ein Skilift, ein Pub, billiges Benzin
Baume-Schneider wirbt für sich als Kandidatin der Randregionen. Sie setze sich für die Schweiz in ihrer Gesamtheit ein, auch dort, «wo nicht alle zehn Minuten ein Bus fährt». Der Bund müsse die ländlichen Regionen stärker berücksichtigen, zum Beispiel bei der Sanierung von Gebäuden oder bei Solaranlagen, findet sie.
Warum ihr das so wichtig ist, wird spätestens dann klar, wenn man in ihrem Wohnort ankommt, einem 1500-Einwohner-Dorf, eingeklemmt zwischen dem Kanton Bern und Frankreich. Ein stillstehender Skilift, ein Pub und das billigste Benzin des Landes: willkommen in Les Breuleux.
Das Büsi adoptierte sie von Pierre-Yves Maillard
In einem grossen Haus am Waldrand oberhalb des Dorfs lebt Baume-Schneider mit ihrem Mann Pierre-André. Die beiden erwachsenen Söhne sind beide ausgezogen – dafür grasen seit zwei Jahren auf der Wiese neben dem Haus Schwarznasenschafe. In der Stube streicht ihr ein Büsi um die Beine – es gehörte einst dem Waadtländer Nationalrat Pierre-Yves Maillard (54), erzählt sie.
Von der Stube aus sind die Windräder auf dem Mont Crosin, dem grössten Windpark seiner Art in der Schweiz in der Nähe von Tramelan BE, gut zu sehen. Das leichte Rauschen der Rotoren ist für die Atomkraftgegnerin der ersten Stunde kein Problem. Die Masten erinnern vor allem an die Kantonsgrenzen: Weniger als zwei Kilometer, und die Bundesratskandidatin wäre Bernerin gewesen!
Romande mit Nähe zur Deutschschweiz
Elisabeth Baume-Schneider ist jedoch Jurassierin, ein Kanton, der ihr ans Herz gewachsen ist und in dem sie von 2003 bis 2015 in der Regierung sass. Als respektierte Minderheitsstimme in der Exekutive verstand sie sofort, dass die wirtschaftliche Zukunft des Juras in einem engeren Austausch mit der Deutschschweiz liegt. Sie rief insbesondere die erste zweisprachige Matura des Landes ins Leben und war Präsidentin der Nordwestschweizer Regierungskonferenz.
Die SPlerin selbst hat nicht erst in der Schule Deutsch gelernt, sondern ist dank ihres Deutschschweizer Vaters zweisprachig aufgewachsen. Während das Hochdeutsch ziemlich holprig ist, spricht sie fliessend, wenn auch mit französischem Akzent, Schweizerdeutsch.
Stimme jener, die sonst kaum gehört werden
Ihr Vater war einst freisinniger Gemeinderat im Jura. Sie selbst war, bevor sie der SP beitrat, in der Revolutionären Marxistischen Liga aktiv. Darauf angesprochen, sagt sie: «Ich habe immer versucht, nah an der Realität von Familien, Kindern und Jugendlichen zu sein. Ich glaube nicht, dass das ausreicht, um mich als linksextrem zu bezeichnen.»
Baume-Schneider präsidiert heute die einflussreiche Umweltkommission des Ständerats. Sie gilt als Schafferin, die sich nicht ins Rampenlicht stellt. Jüngst soll sie unter anderem mitgeholfen haben, die vom Parlament durchgepeitschte Solaroffensive mehrheitsfähig zu machen. Ein wichtiges Dossier der linken Politikerin ist aber auch die Sozial- und Asylpolitik. Die ehemalige Sozialarbeiterin sieht sich als Stimme jener, die sonst nur wenig Gehör finden. So macht sie sich beispielsweise stark für eine Ausweitung des S-Status auf weitere Personengruppen.
«Habe enorm viel Freude an diesem Abenteuer»
Bevor sie in den Ständerat gewählt wurde, leitete Baume-Schneider vier Jahre die Hochschule für Sozialarbeit in Lausanne VD. Sie habe dort einen enormen Respekt vor der Sozialhilfe bekommen. Es empöre sie, dass in der Schweiz Armut immer noch als individuelle Verantwortung angesehen werde. «Dieses soziale Netz muss unbedingt positiver gestaltet werden, ebenso wie die anderen Sozialversicherungen.»
Sind Sie Morgen- oder Nachtmensch?
Elisabeth Baume-Schneider: Beides, aber vor allem Morgenmensch.
Wo haben Sie die besten Ideen?
In der Natur, während ich Musik höre oder am Bahnhof, Menschen beobachtend.
Wie erholen Sie sich von einem stressigen, nervigen Tag?
Ich lasse mich vom Fernseher einlullen oder diskutiere mit meiner Familie über andere Dinge.
Was wollten Sie als Kind werden?
Ich wollte immer Tierärztin werden. Aber ich bereue nichts.
Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Mit dem Verkaufen von Osterglocken.
Was ist Ihre Superkraft?
«Bärndütsch»!
Welche Aufgabe erledigen Sie in Ihrem Haushalt?
Bügeln.
Was können Sie besser als Ihr Mann?
Bügeln! Nein, Scherz. Pastetli und Focaccia machen.
Woran scheitern Sie immer?
Meinen Arbeitsplatz angenehm für andere zu halten.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Ich mag Fondue sehr. Oder Kürbissuppe.
Was ist Ihr geheimes Laster?
Wenn ich gestresst bin, spiele ich das Spiel «2048» auf meinem Handy.
Wo, ausser in der Schweiz, würden Sie gern leben?
In Montepulciano in der Toskana. Die Region, der Wein, ich liebe alles dort. Das «Chez Antonella» ist mein Lieblingsort.
Sind Sie Morgen- oder Nachtmensch?
Elisabeth Baume-Schneider: Beides, aber vor allem Morgenmensch.
Wo haben Sie die besten Ideen?
In der Natur, während ich Musik höre oder am Bahnhof, Menschen beobachtend.
Wie erholen Sie sich von einem stressigen, nervigen Tag?
Ich lasse mich vom Fernseher einlullen oder diskutiere mit meiner Familie über andere Dinge.
Was wollten Sie als Kind werden?
Ich wollte immer Tierärztin werden. Aber ich bereue nichts.
Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Mit dem Verkaufen von Osterglocken.
Was ist Ihre Superkraft?
«Bärndütsch»!
Welche Aufgabe erledigen Sie in Ihrem Haushalt?
Bügeln.
Was können Sie besser als Ihr Mann?
Bügeln! Nein, Scherz. Pastetli und Focaccia machen.
Woran scheitern Sie immer?
Meinen Arbeitsplatz angenehm für andere zu halten.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Ich mag Fondue sehr. Oder Kürbissuppe.
Was ist Ihr geheimes Laster?
Wenn ich gestresst bin, spiele ich das Spiel «2048» auf meinem Handy.
Wo, ausser in der Schweiz, würden Sie gern leben?
In Montepulciano in der Toskana. Die Region, der Wein, ich liebe alles dort. Das «Chez Antonella» ist mein Lieblingsort.
Baume-Schneider steckt voller Tatendrang. «Ich habe enorm viel Freude an diesem Abenteuer», sagt sie in Bezug auf ihre Bundesratskandidatur. Sie verspüre keinen Druck: Als Aussenseiterin hat sie schliesslich nichts zu verlieren und alles zu gewinnen.
Schliesslich ist auch ihr klar: Die Chancen sind klein, dass sie am 7. Dezember zur nächsten Bundesrätin gewählt wird. Insbesondere deshalb, weil sie Westschweizerin ist und mit ihr im Bundesrat die Deutschschweiz untervertreten wäre. Sie dürfte auch deshalb von vielen aufs Ticket gesetzt worden sein, um die Chancen Herzogs zu steigern.
Baume-Schneider lässt sich davon nicht entmutigen. Sie freue sich darauf, alle Fraktionen von der Qualität ihrer Arbeit zu überzeugen, die bei den Sozialdemokraten einstimmig anerkannt wird. «Ich bin wie alle Jurassier: bescheiden, aber wenn ich loslege, bin ich eine Chrampferin.»