Kühle Aussichten für Studierende der prestigeträchtigsten Schweizer Hochschule: Die ETH Zürich plant Einsparungen, um dem drohenden Energiemangel vorzubeugen. Die Massnahmen werden auch im Uni-Alltag spürbar. So ist daran gedacht, im Winter die Heizungen zu drosseln und auf warmes Wasser möglichst zu verzichten.
«Massnahmen wie Heiztemperatursenkung und das teilweise Abschalten der Brauchwarmwasserversorgung sind fest vorgesehen», bestätigt die Hochschule auf Anfrage. «Die ETH Zürich analysiert derzeit detailliert, wo Warmwasser für den Betrieb von Forschungsinfrastruktur relevant ist und wird in diesen Bereichen Ausnahmen machen.» Wo der Verzicht auf warmes Wasser lediglich eine Komforteinbusse bedeutet, wird gespart.
Weitere, einschneidende Schritte könnten folgen. Man bereite sich auf ein Szenario vor, «in dem Gebäude, in denen ‹nur› Verwaltungseinheiten sitzen, geschlossen werden könnten», schreibt die Medienstelle. Dies würde im Falle einer starken Mangellage oder bei Anordnung durch den Bund getan. In einer solchen Situation habe «der sichere Betrieb der Lehr- und Forschungsinfrastruktur für die ETH Zürich oberste Priorität».
Stromkosten von über 30 Millionen Franken
Sicher ist, dass die Energiekosten der Hochschule massiv steigen werden. Die ETH rechnet für 2023 mit einer Verdoppelung. «Wir gehen derzeit davon aus, dass die Stromkosten 2023 in den Bereich von über 30 Millionen Franken gehen könnten», eine präzise Vorhersage aber sei angesichts der volatilen Preise schwierig. Zum Vergleich: 2021 kostete der Strom die ETH noch 16,5 Millionen Franken. Seit Frühsommer plant die Hochschule mögliche Einsparungen und die Sicherung besonders sensibler Geräte und Laboratorien.
In Bundesbern hingegen ticken die Uhren langsamer. Immerhin ist ein symbolischer Entscheid inzwischen gefällt: Die Verwaltungsdelegation der Räte hat beschlossen, dass die Aussenbeleuchtung des Bundeshauses spätestens am 12. September erlischt.
Zudem soll die Temperatur in den Ratssälen und Kommissionszimmern jener der Bundesverwaltung angepasst werden. Energieministerin Simonetta Sommaruga (62, SP) attestiert den Bundesämtern eine Vorbildfunktion. Mitte August sagte die Bundesrätin im SonntagsBlick: «Für mich ist klar, dass die öffentliche Verwaltung hier mit gutem Beispiel vorangehen muss: Dass wir in öffentlichen Gebäuden die Heizung etwas herunterdrehen.» Für dieses Ziel wolle sie sich im Bundesrat einsetzen.