Gegen flächendeckende Einführung in Städten
Jetzt wehren sich die Tempo-30-Gegner

In den Städten werden die Tempo-30-Zonen ausgeweitet. Das sorgt vielerorts für rote Köpfe. Die Gegner lehnen eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 ab und plädieren für ein «differenziertes Temporegime».
Publiziert: 11.01.2022 um 10:15 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2022 um 16:01 Uhr
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Tempo 30 sorgt für Diskussionsstoff.
Foto: keystone-sda.ch

Die Stadt Zürich drückt auf die Bremse! Der Zürcher Stadtrat will Tempo 30 auf fast allen Strassen einführen: Gilt diese tiefe Höchstgeschwindigkeit derzeit auf rund 37 Kilometern Strassen, sollen nun 150 weitere Strassenkilometer hinzukommen. Auf Ein- und Ausfallsachsen gilt zwar weiterhin Tempo 50. Tempo 30 soll es aber überall dort geben, wo die Besiedlung dicht und die Lärmbelastung hoch ist.

Aber nicht nur Zürich gibt beim Bremsen Vollgas. Auch in anderen Städten werden die Tempo-30-Zonen ausgebaut, um den Verkehr weiter zu verlangsamen und damit etwas gegen den Lärm und für die Sicherheit tun.

Tempo 30 passt nicht allen

Doch nicht alle Verkehrsteilnehmenden haben Freude an der Entwicklung. Autoverbände laufen Sturm gegen die Geschwindigkeitsreduktion. Der Touring Club Schweiz (TCS) sieht durch die flächendeckende Einführung von Tempo 30 die Funktionalität des gesamten Strassennetzes gefährdet, wie er in einer Medienmitteilung schreibt. «Um diese Funktionalität sicherzustellen, braucht es eine stringente Hierarchie im Strassennetz.»

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Darüber hinaus hat eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 innerorts auch negative Auswirkungen auf den Betrieb des öffentlichen Verkehrs und die Entwicklung des städtischen Gewerbes. «Schliesslich verlängern sich auch die Einsatzzeiten der Blaulichtorganisationen», heisst es in der Mitteilung.

Am Dienstag machten die Tempo-30-Kritiker an einer Medienkonferenz klar, dass es ein «differenziertes Geschwindigkeitsregime"» brauche. So soll Tempo 30 auf siedlungsorientierten Strassen in Wohnquartieren und Tempo 20 in Begegnungszonen durchaus möglich sein, aber auf verkehrsorientierten Strassen müsse weiterhin Tempo 50 gelten, sagte TCS-Zentralpräsident Peter Goetschi. Nur so könne die Funktionalität des Strassennetzes als Ganzes gewährleistet werden. «Man kann nicht von der Autobahn auf eine Quartierstrasse einbiegen.»

Die Rettungsdienste – Polizei, Feuerwehren, Sanität – befürchten, dass bei einem generell geltenden Tempo 30 die Einsatzzeiten länger werden. Der Gewerbeverband geht davon aus, dass sich die Anlieferungsmöglichkeiten für lokale Geschäfte verschlechtern würden. Und der Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr, geht von einem Attraktivitätsverlust für Tram und Bus aus.

Was sagt die Bevölkerung?

Der TCS verweist auch auf die Volksabstimmung von 2001, als eine nationale Tempo-30-Initiative deutlich abgelehnt wurde. Und eine neue Umfrage des Marktforschungsinstituts Link im Auftrag das TCS zeige, dass sich diese Meinung in der Schweizer Bevölkerung nicht geändert habe. Demnach bevorzugen 84 Prozent der Befragten das derzeitige System mit genereller Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h innerorts, bei dem 30 km/h nur ausnahmsweise zur Anwendung kommt.

68 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer lehnen eine generelle Einführung von Tempo 30 innerorts ab. Die Umfrage-Ergebnisse vom Dezember hätten keinen grossen Unterschied zwischen Stadt (68 Prozent) und Land (71 Prozent) ergeben.

Die Alternative, diese Beschränkung nur nachts einzuführen, wie dies etwa Lausanne gemacht hat, findet ebenfalls keine Mehrheit. 55 Prozent der Bevölkerung lehnen gemäss Umfrage diese Idee ab, 38 Prozent unterstützen sie.

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Zu einem anderen Ergebnis kommt hingegen eine Umfrage im Auftrag der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU). In dieser sprechen sich 52 Prozent der Bevölkerung für die Einführung von Tempo 30 innerorts auf allen Strassen mit Ausnahme der Hauptverkehrsachsen aus. (rus/SDA)

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