Es war ein Prämien-Hammer, den Bundesrat Alain Berset (51) Ende September verkündet hat. Die mittlere Prämie steigt im Schnitt um 8,7 Prozent. Nun wollen viele zu einer günstigen Krankenkasse wechseln. Das ist noch bis Ende November möglich.
Marcel Thom, Partner beim Beratungsunternehmen Deloitte, geht davon aus, dass rund 15 Prozent die Kasse wechseln. «Das wären zwischen 1,3 und 1,4 Millionen Personen», sagt er gegenüber den Zeitungen von CH Media. In diesem Jahr seien die günstigen Versicherungsmodelle überdurchschnittlich stark von Prämienerhöhungen betroffen.
Neuer Spitzenreiter
Je höher der Prämienschock, desto höher falle auch die Wechselquote aus, sagt auch Felix Schneuwly vom Onlinevergleichsdienst Comparis.
In diesem Jahr war die Krankenkassen KPT die preisattraktivste Krankenkasse – und wurde überrannt. Im kommenden Jahr müssen sie die Preise erhöhen und verlieren den Spitzenpost an die Concordia, wie die Zeitungen von CH Media schreiben – auch wenn die KPT in 12 der 42 Prämienregionen auf dem Podest bleiben.
Die Concordia dürfte kaum so überrannt werden, wie die KPT – die Differenzen zwischen den einzelnen Kassen und Versicherungsmodellen sind kleiner, also kann weniger gespart werden. Das bremse auch die Wechselströme.
Es droht der Prämien-Bumerang
Die vielen Wechsel führen dazu, dass der reale Prämienaufschlag wohl kleiner wird. Deloitte-Partner Thom rechnet mit einem realen Aufschlag von 7,1 Prozent. Doch es gibt auch negative Folgen.
Wenn viele Menschen wechseln, nehmen die Krankenkassen weniger Prämiengelder ein als kalkuliert. Deshalb können sie die budgetierten Kosten nicht mehr decken und müssen diese im kommenden Jahr kompensieren. Der Wechsel-Effekt allein macht 2024 1,2 Prämien-Prozentpunkte aus. Hätte also vor einem Jahr niemand die Kasse gewechselt, würde der Prämienanstieg jetzt im Schnitt «nur» 7,5 statt 8,7 Prozent betragen. Wechseln nun erneut über eine Million Menschen die Kasse, sind die Folgen für 2025 absehbar. (bro)