«Am meisten stolz bin ich auf die Nummer meiner Frau»
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Bundesratskandidat Beat Jans:«Am meisten stolz bin ich auf die Nummer meiner Frau»

Der «Bauernschreck» reagiert auf die Bauernlobby
«Ich bedaure die Missverständnisse»

Beat Jans kann melken – gilt aber als Bauernschreck. Wenn er in den Bundesrat gewählt wird, will er zu den Landwirten freundlicher sein.
Publiziert: 03.12.2023 um 10:46 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2023 um 11:02 Uhr
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Der Basler Beat Jans will Bundesrat werden.
Foto: Philippe Rossier
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Herr Jans, was war der grösste Unsinn, der in den letzten Wochen über Sie geschrieben wurde?
Beat Jans: Dass ich auf dem Fussballfeld ausraste. Das stimmt nicht.

Wie ist das Gerücht entstanden?
Das weiss ich nicht. Aber im Team des Nationalrats war ich eher ein ruhiger Spieler.

Keine Blutgrätschen?
Dafür bin ich zu alt (lacht).

Und: Sind Sie wirklich ein Bauernschreck?
Im Gegenteil: Ich habe selbst eine Ausbildung zum Landwirt gemacht, bin mit vielen Bauern befreundet und helfe Kollegen auf dem Hof aus, damit sie in die Ferien gehen können.

Können Sie noch melken?
Klar! Schwieriger als das Melken ist aber das Reinigen moderner Melkmaschinen. 

Trotzdem hält Sie die Bauernlobby für einen Bauernschreck. 

Als Mitglied des Parlaments engagierte ich mich für eine nachhaltige Landwirtschaft und hatte eine klare Aufgabe für unsere Fraktion. Als Mitglied des Bundesrats werde ich die Agrarpolitik in einer Gesamtsicht vertreten.

Als Parlamentarier haben Sie eine Initiative unterstützt, gemäss der die Beamten in Bern vegan essen sollen.
Daran kann ich mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern. 

Wie oft kommt bei Ihren zu Hause Fleisch auf den Tisch?
Meine Frau ist Amerikanerin, kürzlich haben wir mit vielen Freunden Thanksgiving mit zwei Truthähnen gefeiert. Es kann aber auch mal mehrere Wochen kein Fleisch geben. An Weihnachten freuen wir uns auf ein Filet Wellington.

Vor dem Christkind kommt in Basel der Grättimann. Welche Ihrer Sünden hat er in seinem goldenen Buch notiert?
Ich komme nochmals auf die Bäuerinnen und Bauern zurück. Ich bedaure die Missverständnisse.

Im Internet kursiert das Gerücht, Sie hätten früher einem Bauern den Traktor kaputt gefahren, ohne den Schaden zu begleichen.
Der Schaden wurde beglichen. Ich habe als Lehrling einen Traktor mit Anhänger gefahren. Auf einer engen Brücke scherte der Anhänger aus und beschädigte ein Auto. Mein Lehrmeister hat das mit dem Autofahrer fair geregelt.

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Bundesratskandidat Beat Jans:«Am meisten stolz bin ich auf die Nummer meiner Frau»

Finanzministerin Karin Keller-Sutter will den Freibetrag für Einkaufstouristen von 300 auf 150 Euro deckeln. Wie finden Sie das?
Ich verstehe den Unmut aus Gewerbe und Landwirtschaft und biete Hand zu diesem Entscheid. Allerdings wird das in grenznahen Regionen möglicherweise wenig ändern. Die Menschen werden öfter über die Grenze fahren als bisher.

Als Nationalrat waren Sie dagegen, die Hamas als Terrororganisation einzustufen. Ein Fehler?
Ja, da bin ich inzwischen gescheiter geworden. Mit dem barbarischen Angriff auf Israel zeigt die Hamas ihr wahres Gesicht: Sie ist eine Terrororganisation. Das hat nichts mehr mit Freiheitskampf zu tun.

Was sagen Sie zu dem Vorwurf, Sie hätten als Basler Regierungspräsident nach dem Hamas-Terror vom 7. Oktober zu lange geschwiegen?
Es wäre besser gewesen, wir hätten rasch eine Medienmitteilung verschickt, in der wir den Terror klar verurteilen und unsere Solidarität mit Israel und den Jüdinnen und Juden in Basel bekräftigen. Das würde ich heute anders machen.

Viele Bürger haben Angst, dass die Gesundheitsprämien weiter steigen. Welches Versprechen geben Sie in diesem Zusammenhang ab?
Keines. Die Gesundheitskosten werden weiter steigen, weil unsere Gesellschaft älter wird. Die Heilungsmethoden werden besser und das Pflegepersonal braucht mehr Mittel. Wir müssen trotzdem alles tun, damit die Kosten nicht explodieren. Wir müssen die Spitalplanung verbessern und schauen, dass die Medikamente so günstig wie möglich auf den Markt kommen.

Braucht die Schweiz mehr oder weniger Migration?
Zuwanderung ist kein Selbstzweck. Wir müssen aber auch keine Angst davor haben. 37 Prozent der Menschen in Basel haben keinen Schweizer Pass. Vor mehr als hundert Jahren war der Anteil noch höher. Basel profitiert viel von Migrantinnen und Migranten. Ohne sie würden die Spitäler nicht laufen. Und gerade die Pharmabranche rekrutiert die besten Fachleute aus aller Welt. 

Sie haben Frau Martullo-Blocher im Bundeshaus mal mit «Frau Blocher» angesprochen. Würden Sie das als Bundesrat wieder tun?
Nein, das war damals ein Versprecher, für den ich mich entschuldigt habe. 

Es gab in der Basler Kulturabteilung Vorwürfe wegen sexueller Belästigung. Offenbar untersuchten Sie die Vorwürfen erst, nachdem die GPK interveniert hatte.
Das stimmt nicht. Wir nehmen solche Vorwürfe sehr ernst. Allerdings dürfen wir aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht proaktiv kommunizieren.

Welche Meinung haben Sie zum Thema Wolf?
Ich habe im Rahmen eines Forschungsprojekts vor Jahren zweimal Wolfsprojekte in Rumänien besucht. Angesichts der starken Zunahme habe ich Verständnis dafür, dass stärker reguliert werden muss. Aber auch hier sind keine Wunder zu erwarten. Wenn Rudel zerschossen werden, besteht die Gefahr, dass die dezimierten Rudel vermehrt beginnen, Nutztiere statt Wild zu jagen. Wir müssen das genau beobachten.

Sind die Klimakleber kontraproduktiv?
Ich befürchte, dass das der Bewegung geschadet hat. Ich bin Vater von zwei Töchtern, die beim Klimastreik mitgemacht haben. Das war konstruktiv und dialogorientiert. Die Klimakleber haben auch Menschen verärgert, die ebenfalls etwas fürs Klima tun wollen.

Persönlich: Beat Jans

Beat Jans (59) ist seit 2021 Regierungspräsident von Basel-Stadt. Von 2010 bis 2020 war er SP-Nationalrat. Der gelernte Landwirt Jans studierte Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich. Mit 39 Jahren machte er ein Sabbatical auf Hawaii, wo er seine jetzige Frau Tracy kennenlernte. Die US-Amerikanerin arbeitet als Biostatistikerin in Basel; das Paar hat zwei Töchter.

Beat Jans (59) ist seit 2021 Regierungspräsident von Basel-Stadt. Von 2010 bis 2020 war er SP-Nationalrat. Der gelernte Landwirt Jans studierte Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich. Mit 39 Jahren machte er ein Sabbatical auf Hawaii, wo er seine jetzige Frau Tracy kennenlernte. Die US-Amerikanerin arbeitet als Biostatistikerin in Basel; das Paar hat zwei Töchter.

Wären Sie froh, wenn Sie das Uvek von Albert Rösti übernehmen könnten?
Für mich als Umweltwissenschaftler wäre das Uvek ein Heimspiel. Aber Herr Rösti gefällt das Departement auch (lacht).

Nach der «Ehe für alle» wünscht sich die Regenbogen-Community die Leihmutterschaft. Ihre Meinung?
Regenbogenfamilien verdienen mehr Unterstützung. Hier geht es nicht nur um die Leihmutterschaft, sondern auch um die Frage der Adoption. Ich finde es ungerecht, dass heterosexuelle Paare unkomplizierter adoptieren dürfen als homosexuelle. Das Kindeswohl sollte im Vordergrund stehen, nicht die sexuelle Orientierung der Eltern.

Sind Sie ein Feminist?
Ja. 

Was heisst das?
Ich bin überzeugt, dass die Welt besser ist, wenn alle dieselben Chancen haben. Ich möchte nicht, dass meine Töchter schlechtere Chancen haben als ihre männlichen Kollegen.

Gehören die Grünen in den Bundesrat?
Wenn sie genug Stimmanteile haben, ja. Ich halte aber wenig von Abwahlen.

Was würden Sie anders machen als Alain Berset?
Ich würde keinen schwarzen Hut tragen, sondern ein Béret. Und als EDI-Vorsteher würde ich das Thema Gleichstellung höher gewichten.

In Italien rosten 96 Ruag-Panzer vor sich hin. Soll die Ukraine sie bekommen?
Hier muss meines Wissens zuerst noch die Eigentumsfrage geklärt werden. Die Neutralität ist ein Mittel zum Zweck, um unsere Unabhängigkeit zu wahren und den globalen Frieden zu fördern. Die Ukraine verteidigt unsere Werte und unsere Unabhängigkeit. Deshalb sollte es möglich sein, dass Dritte unsere exportierten Waffen an die Ukraine weitergeben. Das sollten wir mit unserem Neutralitätsverständnis in Einklang bringen.

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