Den Steuerzahler kosten die externen Berater über 1 Million Franken
Bundesämter gönnen sich teure Coaches

Gleich zwei Bundesämter gönnen sich externe Beratungen für Mitarbeitende und Führungskräfte. Kostendach: mehr als eine Million Franken. Was steckt dahinter?
Publiziert: 09.04.2025 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2025 um 09:04 Uhr
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Zwei Bundesämter kaufen extern teure Personalberatungen ein.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Zwei Bundesämter geben fast 1,2 Millionen für externes Coaching aus
  • Sie betonen die Notwendigkeit für Veränderungsprozesse und IT-spezifische Anforderungen
  • Die Firma Beweggrund GmbH erhält den Zuschlag für den vierjährigen Rahmenvertrag
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Deborah BischofRedaktorin Politik

Es ist eine Summe, die aufhorchen lässt: 1'189'100 Franken. Für maximal so viel sicherte sich das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) zusammen mit dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) ein Mandat für externe Personalberatungen.

Diese beinhalten Einzel- und Gruppencoachings für Mitarbeitende und Führungskräfte. Dabei soll es unter anderem um die Förderung der persönlichen Entwicklung gehen, den Umgang mit herausfordernden Situationen, die Zusammenarbeit oder die Lösungssuche bei teaminternen Konflikten, wie es in der öffentlichen Ausschreibung hiess. Das klingt nach Ärger.

Knatsch bei den Ämtern?

Auf Anfrage heisst es bei beiden Bundesämtern, dass man sich in einem Umfeld bewege, das stetigen Veränderungen unterworfen sei. Diese Prozesse wolle man optimal und nachhaltig begleiten, so das BAZG.

Dieses war in der Vergangenheit mehrfach in den Medien. Auslöser war ein Zollgesetz, das die Kompetenzen der Behörde massiv ausweiten soll. Umstritten war, ob Zöllner Waffen tragen dürfen und wie man mit heiklen Daten umgeht. Der damalige Zoll-Chef Christian Bock gab das Amt darauf im Mai 2023 ab. An seine Stelle trat per Anfang 2024 Pascal Lüthi.

Das BAZG bestätigt, dass unter anderem auch Prozesse im Zusammenhang mit der Zusammenführung und der Digitalisierung in die Beratung fallen könnten. Es betont jedoch: «Die Ausschreibung steht in keinem Zusammenhang mit dem Amtsantritt des neuen Direktors.» Dieser habe sich positiv auf die Stimmung ausgewirkt. Zudem hätten Mitarbeitende bereits in den vergangenen vier Jahren bei Bedarf von externen Coachings profitieren können. Weil der bisherige Vertrag bald auslaufe, habe man ihn neu ausgeschrieben, so das BAZG.

Weniger fassbar sind die Gründe bei den Informatikern vom BIT. Es begründet: Der technologische Wandel in der IT sei sehr schnell. Dies führe dazu, dass sich Aufgaben und Zusammenarbeitsformen rascher veränderten. Das Coaching sei eine ergänzende Massnahme in der Personalentwicklung. Die interne Zufriedenheitsumfrage zeige, dass die Stimmung unter den Mitarbeitenden gut sei.

Nicht die einzigen mit externen Beratern

Auf die Frage, weshalb man nicht auf das eidgenössische Personalamt zurückgreife, sondern extern Leistungen einkaufe, schreibt das BIT: Man beziehe auch intern punktuell Beratungen. «Aufgrund der spezifischen Anforderungen im Bereich der IT benötigt das BIT aber darüber hinaus Coaching-Leistungen, welche es mit dieser Ausschreibung abdeckt.»

Den Zuschlag für die externen Coachings erhielt die Firma Beweggrund GmbH. Der Rahmenvertrag dauert vier Jahre. Das Kostendach beträgt 1'189'100 CHF, wobei maximal rund 200'000 CHF für das BAZG und maximal rund 900'000 CHF für das BIT vorgesehen sind. Die tatsächlichen Kosten werden erst nach Bezug abgerechnet.

Laut Referenzen auf der Website der Beweggrund GmbH haben schon andere Ämter von deren Beratungen gebraucht gemacht, darunter etwa das Bundesamt für Verkehr, die Zollverwaltung und das Verteidigungsdepartement.

Generell ist bekannt, dass sich die Bundesverwaltung immer wieder teure Beratungen und externe Dienstleistungen ins Haus holt. 2024 betrugen die Kosten dafür insgesamt 673 Millionen Franken. Parlamentarierinnen und Parlamentarier fordern deshalb seit Jahren, die Ausgaben für externe Beratungen und Dienstleistungen zu senken.

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