Die Turbulenzen um den – mittlerweile abgesagten – Gender-Tag in Stäfa ZH nehmen kein Ende. Nachdem SVP-Nationalrat Andreas Glarner (60, AG) in den sozialen Medien gegen den Gender-Tag geschimpft und damit eine Empörungswelle von Gender-Gegnern befeuert hatte, folgte die Kritik auf dem Fuss.
Leute wie Glarner würde Stäfa und die Schule für ihre Stimmungsmache missbrauchen, so FDP-Gemeindepräsident Christian Haltner (67). Und die Zürcher Mitte-Bildungsdirektorin Silvia Steiner (65) machte deutlich: «Wer in dieser Art Hetze betreibt und Personendaten veröffentlicht, nimmt seine Verantwortung als Politiker nicht wahr.»
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Chiesa nimmt Glarner in Schutz
Jetzt bekommt Glarner den politischen Segen für seine Aktion von ganz oben. Zumindest ganz oben aus der eigenen Partei: SVP-Präsident Marco Chiesa (48) nimmt den Aargauer Nationalrat in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» in Schutz.
«Problematisch ist nicht Glarner, problematisch ist der obligatorische Gender-Tag», sagt Chiesa. Sein Parteikollege habe bloss klargemacht, dass es untragbar sei, dass eine Schule diese Ideologie weitergebe. Die Opfer in dieser Geschichte seien die Kinder und nicht die Schule, so Chiesa.
Drohungen relativiert
Zwar verurteilt der SVP-Chef die Drohungen gegen Schule und Lehrpersonen «scharf». Doch er relativiert sogleich: «Die Schule muss das in Kauf nehmen, wenn sie einen solchen Tag auf einem Brief samt Gender-Logo und Telefonnummer ankündigt.»
Der Tessiner Ständerat legt in Glarner-Manier nach: «Wir wollen keine Indoktrination von Kindern, wir wollen keine Gender-Ideologie, die biologische Tatsachen leugnet», so Chiesa. «Es gibt biologische Frauen und Männer, basta.» Wer das Gegenteil verbreite, könne auch behaupten, die Erde sei eine flache Scheibe. «Solcher Unsinn hat an Schulen nichts verloren.» (rus)