Ende Jahr tritt Bundespräsident Alain Berset (51) aus der Landesregierung zurück. Für die Blick-Community ist bereits klar, wer auf seinen Sitz folgen soll: SP-Ständerat Daniel Jositsch (58). Und zwar eindeutig. Mehr als die Hälfte der gut 29'000 Abstimmenden spricht sich im Online-Voting für den Zürcher aus. Stand Sonntagabend wollen 51 Prozent ihn im Bundesrat sehen.
Jositsch sticht dabei ein illustres Kandidatenfeld aus. Auf Platz zwei schafft es Nationalrat Jon Pult (38, GR) mit 10 Prozent. Nationalrat Matthias Aebischer (55, BE) belegt mit gerade mal 8 Prozent den dritten Platz, gemeinsam mit dem als Favoriten gehandelten Basler Regierungspräsident Beat Jans (58). Über ein Dutzend potenzielle Kandidaten stellte Blick zur Debatte.
Resultat spielt eine Rolle
Für Jositsch ist das Ergebnis ein Aufsteller. «Ich bin mitten im Entscheidungsprozess und da ist ein solches Resultat sicher auch ein Entscheidungsfaktor», sagt er bezüglich einer allfälligen Kandidatur zu Blick. «Es spielt schon eine Rolle, wenn man das Gefühl hat, dass sich die Leute eine Kandidatur von einem vorstellen können. Und es wirkt sich sicher nicht negativ aus.»
Klar ist: Jositsch wäre gerne Bundesrat. Das hat sich schon vor einem halben Jahr bei der Nachfolge von Simonetta Sommaruga (63) gezeigt, bei der die SP einem reinen Frauenticket den Vorzug gab.
«Es ist keine Volkswahl»
«Natürlich bin ich an diesem Amt interessiert», sagt er auch jetzt. «Aber es ist ja keine Volkswahl, im Bundeshaus gelten ganz andere Regeln.»
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Den definitiven Entscheid will er erst fällen, wenn klar ist, wie der Nominierungsprozess aufgegleist wird und welche Vorgaben die Fraktion an die Anwärter macht. Das wird die SP frühestens im September entscheiden, wenn eine neue Fraktionsleitung gewählt ist. Auch die Kantonalzürcher SP hat ein Wörtchen mitzureden, wen sie ins Rennen schickt.
SP-Fraktion als entscheidende Hürde
Eine dieser ungeschriebenen Regeln ist etwa, dass das Parlament Kandidierende vom offiziellen Ticket wählt – und keine wilden Kandidaten. Für Jositsch dürfte dies zur entscheidenden Hürde werden: Hievt ihn die eigene Fraktion aufs Ticket?
Eher nicht, glaubt Politologe Claude Longchamp: «Jositsch hat seine Chancen vor einem halben Jahr verspielt», verweist er auf Blick TV auf die Querelen rund um die Sommaruga-Nachfolge. Longchamp rechnet Jositsch daher eher nur Aussenseiterchancen zu.
Schafft es der Zürcher Ständerat aber aufs offizielle Ticket, hat er gute Karten. Letzten Dezember erhielt er im ersten Durchgang 58 Stimmen, obwohl er nicht auf dem Ticket stand. Jositsch glaubt denn auch nicht, dass ihm der Knatsch geschadet hat. «Es war eine sachliche und transparente Diskussion», betont er. «Ich habe mich an die Spielregeln gehalten und den Fraktionsentscheid akzeptiert – das würde diesmal nicht anders sein.» (rus)