Die Jagdsaison ist eröffnet, ein Sitz im Bundesrat wird frei. Kaum hat SP-Bundesrat Alain Berset (51) seinen Rücktritt per Ende Jahr verkündet, dreht bereits das Kandidaten-Karussell. Logischerweise bei den Sozialdemokraten. Aber auch die Grünen blasen ins Jagdhorn.
Eilends verkündete Aline Trede (39), die Fraktionspräsidentin der Grünen, dass die Klimapartei bei der nächsten Bundesratswahl antritt. Im Dezember müssen sich alle amtierenden Bundesräte zur Wiederwahl stellen. Und die Grünen könnten versuchen, der FDP oder SVP einen Sitz abzuluchsen. Oder aber auch – Trede schliesst das explizit nicht aus – der SP. Es würden alle Szenarien geprüft, sagt sie.
Blick zeigt, welche Kandidatinnen und Kandidaten für eine grüne Kandidatur infrage kämen.
Lisa Mazzone
Jung und bereits gut vernetzt, geniesst Liza Mazzone (35) in Bundesbern grosses Ansehen. Ihre Polit-Karriere spricht für sich: 2015 jüngste Nationalrätin, 2019 bereits Mitglied im Ständerat. Dort vertritt sie den Kanton Genf. Das spräche für eine Kandidatur, denn die grossen Städte sind in der Landesregierung nicht mehr vertreten. An den Sprachkenntnissen sollte es ebenfalls nicht scheitern: Mazzone spricht Französisch, einwandfrei Deutsch und versteht Italienisch. Allerdings könnte der welsche Hintergrund ein Nachteil sein, da die lateinische Schweiz zurzeit vier von sieben Bundesräten stellt.
Bernhard Pulver
Bernhard Pulver (57) weiss, wie man regiert. Im Kanton Bern amtete er von 2006 bis 2018 als Erziehungsdirektor. Noch heute zählt er zu den beliebtesten Politikern im Kanton. Sein Nachteil: Er sass nie im Bundesparlament – doch Parlamentarier wählen am liebsten einen von ihnen. Im Herbst kandidiert er für den Ständerat, allerdings mit durchzogenen Aussichten. Stellt er sich aber geschickt an, kann ihn die Kandidatur schweizweit bekannter machen. Doch selbst wenn ihm das gelingt, könnte Albert Rösti (55) zum Hindernis werden. Denn mit ihm sitzt bereits ein Berner in der Exekutive.
Mathias Zopfi
Bei Umweltthemen politisiert Mathias Zopfi (39) links, bei Wirtschafts- und Finanzfragen eher bürgerlich. Ohne diese pragmatische Haltung hätte er es als Grüner nie nach Bundesbern geschafft. Denn Zopfi vertritt im Ständerat den Kanton Glarus, einen tief bürgerlichen Flecken auf der Schweizer Polit-Landkarte. Schafft er es aufs Ticket der Grünen, könnte seine politische Ausrichtung von Vorteil sein. Bei rechtsbürgerlichen Parteien fände er eher Anklang. Und die besitzen im Parlament entscheidendes Gewicht.
Christine Häsler
Christine Häsler (60) hat als Frau gute Chancen, auf dem Ticket der Grünen zu landen. Zudem besitzt sie viel Erfahrung dank einer langen Politkarriere: 2002 Mitglied im Berner Grossen Rat, 2006 Fraktionspräsidentin des Kantons, von 2015 bis 2018 Nationalrätin und seither Bildungs- und Kulturdirektorin im Kanton Bern. Und all diese Wahlen hat sie auf dem Land gewonnen. Wie Zopfi ist sie pragmatisch unterwegs. Wobei sie – ebenso wie Pulver – über Rösti stolpern könnte.
Martin Neukom
Zürich hat in Bern nichts zu melden. Das ist etwas zugespitzt, aber: Der Kanton ist zurzeit nicht in der Landesregierung vertreten. Da käme der Zürcher Regierungsrat Martin Neukom (36) gerade gelegen, um dem bevölkerungsreichsten Kanton in Bundesbern wieder Gehör zu verschaffen. Als Präsident der Jungen Grünen Schweiz politisierte er bereits in jungen Jahren. Mit seiner Wahl zum Regierungsrat 2019 hatte niemand gerechnet. Neukom gilt als politischer Überflieger. Allerdings war er nie Teil des nationalen Parlaments, weshalb er in Bern schlecht vernetzt ist.
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