Darum gehts
- Bundesrat wird männlicher, viele Gruppen sind unterrepräsentiert
- Zentralschweiz erstmals seit 22 Jahren wieder im Bundesrat vertreten
- 40 Prozent der Schweizer haben Migrationshintergrund, kaum im Bundesrat repräsentiert
Der Bundesrat repräsentiert das ganze Land – aber längst nicht alle sind im Gremium vertreten. Jetzt ist klar: Die Regierung wird noch männlicher. Vorgaben zur Geschlechterverteilung gibt es keine. Und ebenso wenig Vorgaben dazu, welche Bevölkerungsgruppen repräsentiert sein müssen. Es ist lediglich darauf zu achten, dass alle «Landesregionen und Sprachen angemessen vertreten sind», wie es in der Bundesverfassung heisst. Gemessen an ihrem Anteil sind deshalb zahlreiche Gruppen untervertreten.
Frauen
In Zukunft werden fünf der sieben Mitglieder des Bundesrates Männer sein. Bei einem Bevölkerungsanteil von etwas mehr als 50 Prozent müssten die Frauen mindestens drei, vielleicht sogar vier Sitze einnehmen. In der Gesamtbetrachtung schneiden sie noch schlechter ab: Seit der Wahl von Elisabeth Kopp (1936–2023) zur ersten Bundesrätin 1984 regierten nur 10 Frauen unser Land. Ihnen stehen 113 Männer gegenüber.
Zürich
Der Kanton Zürich ist nicht nur ein wirtschaftlicher Hotspot, sondern zählt mit 1,62 Millionen auch die meisten Einwohnerinnen und Einwohner. Trotzdem ist ausgerechnet dieser Kanton seit dem Rücktritt von Ueli Maurer (74) im Jahr 2022 nicht mehr im Bundesrat vertreten.
Zentralschweiz
Seit 2003 nicht mehr in die Landesregierung geschafft hatte es die Zentralschweiz mit den Kantonen Luzern, Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug. Die Region stellte damit seit 22 Jahren keinen Bundesrat mehr. Mit der Wahl des Zugers Martin Pfister (61) hat sich das jetzt geändert.
Städte und Agglomerationen
In der Schweiz leben 49 Prozent der Menschen in Städten. Nimmt man die angrenzenden Regionen mit dazu – die Agglomerationen –, so sind es gar 74 Prozent der Bevölkerung. Von den Bundesratsmitgliedern hingegen leben nur Karin Keller-Sutter (61, Wil SG) und Beat Jans (60, Basel) in einer Stadt, alle anderen kommen aus Landgemeinden. Mit Martin Pfister (61) gesellt sich ein Vertreter eines urbaneren Kantons in die Landesregierung. Er stammt aus dem Zuger Weiler Allenwinden in der Grossgemeinde Baar.
Die Jungen
Der jüngste Bundesrat ist 57, der älteste 65. Damit liegt der Altersdurchschnitt bei 61 Jahren. Dass keine jüngeren Vertreterinnen und Vertreter in der Landesregierung sitzen, kritisieren insbesondere die Jungparteien immer wieder. So auch zuletzt, als die Mitte ihr Ticket bekannt gab, wie Blick berichtete. Der neu gewählte Martin Pfister ist mit 61 Jahren gleich alt wie seine Amtskolleginnen Elisabeth Baume-Schneider und Karin Keller-Sutter.
Menschen mit Migrationshintergrund
Laut Bundesamt für Statistik hatten 2023 rund 40 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer einen Migrationshintergrund. In der Landesregierung ist diese Bevölkerungsgruppe bisher kaum vertreten. Einzige Ausnahme ist Ignazio Cassis (63): Er ist zwar in der Schweiz geboren, hat aber von seinem Vater die italienische Staatsbürgerschaft geerbt. Mit 15 Jahren liess er sich in der Schweiz einbürgern und war bis zu seinem Amtsantritt 2017 Doppelbürger.
Menschen mit Behinderung
In der Schweiz hat jede fünfte Person eine geistige oder körperliche Behinderung, wie der Bund schreibt. Im Bundesrat war bisher noch nie eine Person mit Behinderung vertreten.
Unternehmer und Juristinnen
Drei Mitglieder im Bundesrat haben einen landwirtschaftlichen Hintergrund. Nicht vertreten sind dagegen die Unternehmerinnen und Unternehmer sowie mit dem Abgang von Viola Amherd (62) die Juristinnen und Juristen. Martin Pfister ist Historiker.
Nichtakademiker
Sechs der sieben Bundesrätinnen und Bundesräte besuchten früher oder später in ihrer Laufbahn eine Hochschule oder Universität. So auch der Neue im Bunde: Nach dem Lehrerseminar studierte Martin Pfister an der Universität in Freiburg Geschichte und Germanistik. Der einzige Nichtakademiker in der Runde ist Guy Parmelin (65). Nach seiner Matura entschied er sich für eine Lehre als Landwirt. Damit gehört Parmelin zur Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer: Im Jahr 2023 hatten hierzulande gut zwei Drittel der 25- bis 64-Jährigen keinen Hochschulabschluss, wie das Bundesamt für Statistik schreibt.
Alleinstehende
In der neuen Regierung sind alle sieben Mitglieder verheiratet. Damit auch Alleinstehende angemessen repräsentiert wären, müssten mindestens zwei Bundesräte Single sein. Die abtretende Viola Amherd (62) war Single. Übrigens: Sechs Bundesräte gehören einer Landeskirche an. Rund ein Drittel der Bevölkerung ist dort aber nicht mehr Mitglied.