Darum gehts
- Martin Pfister in den Bundesrat gewählt. Soll Verteidigungsdepartement übernehmen
- Parteien erwarten rasche Strategie und Lösung von Führungsproblemen
- Grünen-Präsidentin befürchtet bürgerlichen Fünferblock im Bundesrat
Martin Pfister (61) ist gewählt! Der Mitte-Mann aus Zug zieht in den Bundesrat ein – und alles deutet darauf hin, dass er das Verteidigungsdepartement (VBS) übernehmen muss. Dieses machte unter Viola Amherd (62) zuletzt mit Negativschlagzeilen von sich reden: Rücktritte, Pannen, sogar eine Korruptionsaffäre.
Pfister muss liefern – und die Parteien haben klare Erwartungen an ihn. «Martin Pfister wird nicht zu viel Schlaf kommen», prophezeit FDP-Fraktionschef Damien Cottier (49). «Es gibt für ihn definitiv keine Schonzeit. Er muss rasch eine neue Strategie für das VBS liefern.» Die üblichen 100 Tage werde Pfister angesichts der angespannten Lage nicht in Anspruch nehmen können.
Pfister müsse die Führungsprobleme im VBS angehen, sagt Cottier. «Er muss dafür sorgen, dass sich das VBS stabilisiert.» Erste Priorität hat für den FDP-Fraktionschef die Besetzung des Chefpostens beim Nachrichtendienst des Bundes (NDB). Dass NDB-Chef Christian Dussey (60) erst Ende März 2026 zurücktreten will, hält Cottier für falsch. «Der Posten muss früher besetzt werden.»
Auch für SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (46) ist klar: «Wenn Pfister VBS-Chef wird, muss er die Verteidigungsfähigkeit und die bewaffnete Neutralität der Schweiz wiederherstellen.» Die SVP-Fraktion hatte zuvor grossmehrheitlich die Kandidatur von Markus Ritter (57) unterstützt. Dass mit Pfister ein Zuger – und damit ein Politiker aus seiner Heimat – gewählt wurde, freut Aeschi dennoch. «Wir werden den VBS-Chef an seinem Auftrag messen.»
«Der Bundesrat ist nach rechts gerutscht»
Eher ernüchtert zeigt sich Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone (37). «Es ist zu befürchten, dass die Mitte, die bisher im Bundesrat eher für Ausgewogenheit eingestanden ist, jetzt für ein Ungleichgewicht sorgt. Es besteht die Gefahr eines bürgerlichen Fünferblocks, der an der Bevölkerung vorbeipolitisiert.»
Es scheint ausgemacht, dass Pfister das VBS übernehmen wird. Mazzone jedoch findet: «Eigentlich müsste jetzt die SVP das VBS übernehmen. Sie steht in der Verantwortung, weil sie massgeblich zum Rücktritt von Amherd beigetragen hat.»
SP-Co-Chef Cédric Wermuth (39) bilanziert nach der Wahl: «Der Bundesrat ist nach rechts gerutscht. Für die SP ist es in diesen Zeiten wichtig, dass wir Haltung zeigen gegen die Angriffe auf die Demokratie.»
«Pfister könnte ein Bundesrat der Herzen werden»
Und in Pfisters eigener Partei? Der Zuger hat bisher nie in Bern politisiert, selbst für viele Mitglieder der Mitte-Fraktion war er bis zu seiner Bundesratskandidatur ein unbeschriebenes Blatt. Pirmin Bischof (66) ist Chef der Mitte-Ständeräte. Er sagt: «Pfister ist ein erfahrener Exekutivpolitiker und Oberst, er kann das!» Als Aussenstehender werde er dem oft zerstrittenen Bundesrat guttun.
«Pfister könnte ein Bundesrat der Herzen werden», ist Bischof überzeugt. Er verstelle sich nicht, komme mit seiner authentischen Art gut an – und sei trotzdem entscheidungsfreudig.