Auf einen Blick
- Bundesratswahl steht bevor. Rückblick auf denkwürdige Momente vergangener Wahlen
- Überraschende Wahlen und Abwahlen prägten die Geschichte des Bundesrats
- 2003 brach Blocher die 44-jährige Zauberformel und gewann zweiten SVP-Sitz
Die Bundesratswahl steht vor der Tür. Am 12. März entscheidet sich, wer den frei werdenden Sitz von Viola Amherd (62) erobert. Das Zweierticket der Mitte sieht entweder Bauernpräsident Markus Ritter (57) oder den Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister (61) vor.
Theoretisch können aber auch Personen auf dem Wahlzettel stehen, die nicht offiziell für den Bundesrat kandidieren. Das hat in der Vergangenheit schon das eine oder andere Mal für Überraschungen gesorgt. Blick blickt zurück auf die denkwürdigsten Momente der vergangenen Bundesratswahlen.
Elisabeth Kopp: An- und Abtritt mit grossem Knall
Die erste Bundesrätin in der Geschichte der Schweiz wurde 1984 direkt im ersten Wahlgang gewählt. FDP-Politikerin Elisabeth Kopp (1936–2023) hatte Kultstatus. Nicht nur, weil sie als erste Frau im Bundesrat ein starkes Zeichen für die Gleichberechtigung setzte. Sondern auch, weil sie nur fünf Jahre später mit einem Paukenschlag zurücktreten musste.
In einem Telefongespräch informierte sie damals ihren Ehemann über laufende Ermittlungen wegen Geldwäscherei gegen eine Firma, deren Verwaltungsratspräsident er war. Dieses verhängnisvolle Gespräch löste eine parlamentarische Untersuchung aus.
Die Durchleuchtung der Dossiers und Akten führte schliesslich zum Fichenskandal und damit zur Empörung der gesamten Schweizer Bevölkerung. Es kam ans Licht, dass heimlich Informationen über die Bevölkerung gesammelt wurden. Kopp verlor mit einem Schlag das Vertrauen ihrer Partei und der gesamten Schweizer Bevölkerung.
Blocher bricht mit Zauberformel
Das Jahr 2003 war in zweierlei Hinsicht ein denkwürdiges Wahljahr. Die amtierende Bundesrätin Ruth Metzler (60, damals CVP) stellte sich der Wiederwahl. Dann geschah das Undenkbare: Zum ersten Mal seit 131 Jahren wurde ein Bundesratsmitglied abgewählt.
Statt der Wiederwahl von Ruth Metzler schaffte Christoph Blocher (84, SVP) den Sprung in den Bundesrat. Damit brach er die 44 Jahre alte Zauberformel und schnappte der CVP (heute: Die Mitte) einen Bundesratssitz weg. Diese zwei Sitze hat die SVP bis heute verteidigt. Der Coup gelang der SVP unter anderem wegen eines Ultimatums des damaligen Parteipräsidenten Ueli Maurer (74) und einer entscheidungsschwachen CVP.
Tschüss Blocher, hallo Widmer-Schlumpf
Es ist bereits 18 Jahre her, seit der grosse Coup gelang. Im Jahr 2007 wurde der damals amtierende SVP-Bundesrat Christoph Blocher überraschend abgewählt und Eveline Widmer-Schlumpf (68, damals SVP) als neues Bundesratsmitglied begrüsst. Die Gesamterneuerungswahlen alle vier Jahre sind eigentlich Routine. Die Wiederwahl von Blocher stand ganz am Ende an.
Diese Situation war für die anderen Parteien besonders günstig, um ein Manöver zu starten, da die eigenen Bundesrätinnen und Bundesräte bereits bestätigt waren. So gelang einer Allianz der Mitte-Links-Parteien die absolute Überraschung. Gewählt wurde Widmer-Schlumpf, obwohl sie offiziell gar nicht als Kandidatin angetreten war. Dass die Bündner Regierungsrätin die Wahl annahm, hatte weitreichende Folgen. Die SVP schloss Widmer-Schlumpf aus, was die Partei spaltete und zur Gründung der Bürgerlich-Demokratischen Partei (BDP) führte.
Beinahe-Bundesrat Hansjörg Walter
Für Spannung im Bundeshaus sorgte 2008 eine Ersatzwahl. Offizieller und einziger Kandidat der SVP war Ueli Maurer. Doch Mitte-Links hatte andere Pläne: Sie wollten SVP-Nationalrat Hansjörg Walter (74) im Bundesrat sehen. Prompt erhielt Walter im ersten Wahlgang mit Abstand die meisten Stimmen.
Nicht zuletzt verhinderte er seine Wahl aber selbst: Auf massiven Druck der SVP-Fraktion erklärte er im Vorfeld, er werde eine allfällige Wahl nicht annehmen. So schaffte es Maurer mit nur einer Stimme Vorsprung in den Bundesrat. Der Sprengkandidat räumte später ein, dass er das Amt vielleicht doch angenommen hätte, wenn er tatsächlich gewählt worden wäre.
Baume-Schneider und die Schwarznasenschafe
Elisabeth Baume-Schneiders (61, SP) Kandidatur für den Bundesrat stand unter einem schlechten Stern: Als französischsprachige Jurassierin kam sie aus der «falschen» Sprachregion, war in Bundesbern wenig bekannt und hatte mit Eva Herzog (63, SP) eine starke Konkurrentin. Dennoch gelang es ihr, 2022 als Nachfolgerin von Simonetta Sommaruga (64) in den Bundesrat gewählt zu werden.
Am Ende dürfte die herzliche und charismatische Art von Baume-Schneider zu ihrem Triumph beigetragen haben. Sie ist auf einem Bauernhof aufgewachsen und kam demnach bei den Bauern gut an. Sinnbildlich dafür steht das Foto von Baume-Schneider mit ihren Schwarznasenschafen, das zuerst bei Blick zu sehen war. Wie Recherchen weiter ergaben, kam bei Baume-Schneider noch etwas Wahlkampfhilfe seitens der FDP dazu, und der Coup war perfekt.