Eigentlich ein Grund zum Feiern: Swissmedic gab gestern den Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson (J&J) für den Einsatz frei. Damit ist das Vakzin neben dem Moderna- und Pfizer-Impfstoff das dritte, das von der Schweizer Heilmittelbehörde zugelassen wurde. Viel bringt uns das derzeit aber nicht – das Bundesamt für Gesundheit (BAG) verzichtet auf den Impfstoff.
Am Schluss versuchte es der Chef
Im BLICK-Interview hatte BAG-Chefin Nora Kronig (40) den Entscheid damit begründet, dass die Lieferung erst ab dem dritten Quartal möglich gewesen wäre. Bis dahin sollte die Schweiz aber schon genügend anderen Impfstoff haben. Der J&J-Impfstoff käme also zu spät. Zudem setze das BAG im Moment eher auf mRNA-Impfstoffe, die eine höhere Wirksamkeit aufwiesen – besonders für gefährdete Personen, so Kronig damals. Ausserdem könnten mRNA-Impfstoffe falls notwendig rascher an Virusmutanten angepasst werden.
Dabei hatte die Schweiz auf höchster Ebene versucht, den J&J-Impfstoff rechtzeitig zu bekommen. Eine Woche bevor der Kauf Mitte März gescheitert war, hatte sich Gesundheitsminister Alain Berset (48) persönlich dafür eingesetzt, doch noch eine erste Lieferung zwischen Mai und Juni zu erhalten. Das bestätigen BLICK drei unterschiedliche Quellen.
Bestellung kam zu spät
Wie es bei J&J heisst, kam die Anfrage der Schweiz aber zu spät. Bei einer Bestellung im Herbst 2020 wäre eine Lieferung im zweiten Quartal noch möglich gewesen. Allerdings sahen damals andere Impfstoffe noch vielversprechender aus.
Dabei wurde das Vakzin gar in einem Schweizer Labor mitausgetüftelt. Nämlich im Berner Labor von Janssen Vaccines, einer Tochterfirma des US-Pharmariesen Johnson & Johnson. Die Virenjäger von Bern-Bümpliz haben 2015 bereits einen Ebola-Impfstoff entwickelt. Trotzdem wurde dem Bund keine zügigere Lieferung gewährt. Man sei beim besten Willen nicht mehr in der Lage, vor Juli zu liefern.
Bund hofft auf das Wunder von Bern
Wie der Bund durchblicken lässt, hat das BAG die Türen aber nicht für immer zugeschlagen. Finde J&J widererwarten Mittel und Wege, doch rascher zu liefern, sei man wieder im Geschäft. Der Bund hofft quasi auf das Wunder von Bern. (dbn/tic)