Mehrere Schweizer im Rennen um den Impfstoff
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Schweizer Corona-Impfstoff:Mehrere Schweizer im Rennen um den Impfstoff

Hier entsteht der Schweizer Corona-Impfstoff
Die Viren-Jäger von Bümpliz

In Bern-Bümpliz arbeitet Janssen Vaccines an einem Corona-Impfstoff. Janssen-Impfchef Dirk Redlich gibt BLICK exklusiv Einblick in die Entwicklung. Da man auf Erfahrungen mit dem Ebola-Impfstoff aufbauen kann, habe die Corona-Impfung made in Switzerland gute Aussichten.
Publiziert: 04.05.2020 um 23:06 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2020 um 06:57 Uhr
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Auf dem Areal von Janssen Vaccines in Bümpliz BE wird derzeit der Impfstoff gegen Corona entwickelt.
Foto: zVg
Claudia Gnehm

Das Labor von Janssen Vaccines in Bern-Bümpliz mischt im weltweiten Rennen vorne mit. Die Ausgangsposition für die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs könnte besser nicht sein: denn die Impftochter des internationalen Konzerngiganten Johnson&Johnson hatte am Berner Standort bereits im Schnellverfahren einen Ebola-Impfstoff entwickelt. Dieser entstand nach einem neuen Verfahren. Dieses wird jetzt auch für die Entwicklung des Corona-Impfstoffs genutzt. Bewährt hat es sich auch bereits beim HIV-Impfstoff.

Der Corona-Impfstoff aus Bümpliz wird ab September bis Ende Jahr erstmals an Menschen in der ganzen Welt getestet. Den Standort Bümpliz, einer von vielen weltweit, bezeichnet Dirk Redlich (52), der oberste Chef der technischen Impfstoffentwicklung von Janssen global, als das «Schweizer Sackmesser» von Janssen Vaccines.

Ein Heer von tausend Mitarbeitern arbeitet an Corona-Impfstoff

Bümpliz mit seinen Hightech-Technologien spiele eine wichtige Rolle, wenn es um schwierige Fragen gehe, erklärt er BLICK. Das Gespräch findet wie so oft in Corona-Zeiten via Videocall statt. Bis der Konzern mit den klinischen Tests startet, also denen an Menschen, werden zwar diverse andere Hersteller bereits am Menschen getestet haben.

Doch Redlich bereitet der Vorsprung anderer keine Bauchschmerzen: «Bei dieser Pandemie gibt es kein Konkurrenzdenken. Ich fände es super, wenn auch ein anderer Impfstoff gut wirkt.» Alle Entwickler wüssten zudem, dass sie Partner brauchten, um ans Ziel zu kommen. Bei Janssen selber und bei Partnern aus der Wissenschaft arbeiteten derzeit einige Tausend Mitarbeiter am Impfstoff. In Bümpliz ist rund die Hälfte der 250 Angestellten involviert.

Die neuen Impfstoffe aus Bern bauen auf einem Adenovirus auf, das auch in der Natur vorkommt und eine Erkältungskrankheit erzeugt. Redlich und sein Team haben das Adenovirus genetisch so verändert, dass es nicht krank macht und sich nicht vervielfältigen kann. So dient es als Vektorvirus für den Impfstoff – also als eine Art Taxi mit Botschaft für den Körper. Mithilfe dieses Taxis wird ein Antigen im eigenen Körper produziert. Dieses veranlasst den Körper zur Herstellung von Antikörpern.

Ergebnisse von Tests an Tieren unterwegs

Seit der Entwicklung des Ebola-Impfstoffs wüssten die Entwickler genau, wo sie beim Taxi-Virus genetische Information einfügen könnten, erklärt Redlich. In den nächsten Wochen erwartet er die Daten zu den Tierversuchen. Doch wieso soll es ausgerechnet der Corona-Impfstoff von Janssen in die klinische Phase schaffen, wenn das im Schnitt nur zehn Prozent aller Impfstoffe gelingt?

Die neuen Impfstoffe seien bereits 67'000 Menschen verabreicht worden und seien sehr gut verträglich gewesen. «Wir erwarten nicht, dass sich dieser Impfstoff anders verhält», führt er aus. Vor Ende Jahr erhoffe er sich positive Resultate aus den klinischen Versuchen am Menschen. Ab Januar 2021 soll der Impfstoff für Notfälle bereits auf den Markt kommen.

Die beschleunigte Herstellung sei möglich, da Janssen das Verfahren sehr gut verstehe, so der Experte. Zudem sei es robust genug für die Herstellung grosser Mengen. Parallel zur klinischen Entwicklung des Impfstoffs werde bereits in den Ausbau der Produktion investiert. Am Hauptsitz in Leiden (Niederlande) könnten schon bis zu 300 Millionen Dosen hergestellt werden. Für Skepsis gegenüber so schnell entwickelten Impfstoffen hat Redlich Verständnis. Doch er betont: «Wir können viele Schritte parallel machen – die Bevölkerung muss keine Angst haben, dass wir irgendwelche Schritte auslassen.»

Gesundheitspersonal dürfte zuerst geimpft werden

Der Bund geht davon aus, dass die Schweiz nicht erste Priorität hat, um einen Impfstoff aus dem Ausland zu bekommen. Wird Janssen die Schweiz priorisieren? Redlich: «Wir wollen eine Milliarde Impfdosen herstellen – wie das verteilt wird, muss international nach objektiven Kriterien beurteilt werden.» Die Firma wolle eine Verteilung aufgrund von medizinischer Notwendigkeit, nicht nach Nation.

Wo die ersten Tests an Menschen stattfinden werden, hängt laut Redlich davon ab, wo es Probanden hat, die gesund sind und keine Vorerkrankung betreffend Coronavirus haben. «Da haben Sie in der Schweiz nicht viel zu melden», sagt er augenzwinkernd. Es sei nicht bekannt, wie viele Leute in der Schweiz infiziert sind oder waren. Derzeit werde abgeklärt, wo es noch Gegenden gebe, wo noch nicht so viele Menschen exponiert gewesen seien.

Vektorviren haben sich für Immunität bewährt

Nützt ein Corona-Impfstoff überhaupt etwas, wenn es möglich ist, dass man nach der ersten Erkrankung am Virus nochmals erkranken kann? Es gebe Krankheiten, wo es nicht ausreiche, natürliche Antikörper zu bilden. In diesem Fall müsse das Immunsystem zusätzlich stimuliert werden, antwortet Redlich.

Was genau den menschlichen Körper für eine gewisse Zeit vor dem Coronavirus schütze, müsse noch erforscht werden. «Aber wir sahen bei anderen Krankheiten, dass die Methode mit den Vektorviren verschiedene Teile des Immunsystems anregt und unterschiedlichen Schutz hervorruft», so Redlich. Bereits klar ist für ihn, dass der Corona-Impfstoff kein dickes Geschäft sein wird. Er betont: «Wir wollen an dieser Pandemie auch kein Geld verdienen.»

Lonza an Bord bei US-Corona-Impfstoff-Firma

Täglich gibt es neue Meldungen über aussichtsreiche Corona-Impfstoffe. Bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind derzeit knapp 80 Corona-Impfstoffentwickler erfasst. Obwohl fieberhaft geforscht wird, rechnen Experten frühestens bis Anfang 2021 mit dem ersten breit einsetzbaren Impfstoff.

Bereits im März mit Tests an Menschen startete die US-Firma Moderna. Mit im Boot: der Schweizer Pharmazulieferer Lonza. Dieser gab letzte Woche eine Vereinbarung mit Moderna über die Produktion des Corona-Impfstoffs bekannt. Im Juli will die US-Tochter von Lonza erste Chargen herstellen. Die beiden Unternehmen planen gemeinsam die Produktion von bis zu einer Milliarde Dosen. Das treibt Lonza an der Börse in die Höhe. Die Aktie legte am Montag zu – in einem sonst rückläufigen Handel. Allerdings: Bislang hat noch kein Impfstoff, der auf der genbasierten Methode von Moderna entstanden ist, die Zulassung erhalten.

Briten liegen im Rennen vorne

Als sehr aussichtsreich gilt der Impfstoff eines Forschungsteams aus Oxford (Grossbritannien). Er trat vor zwei Wochen in die heikle klinische Testphase. Die Briten verwenden abgeschwächte harmlose Viren, die als Coronavirus verkleidet werden, sogenannte Vektoren, um im Körper eine Immunreaktion auszulösen. Dieselbe Methode nutzt Janssen Vaccines bei seinem Corona-Impfstoff. Die Methode hat sich bereits bei Ebola und HIV bewährt. Die US-Regierung gab im April bekannt, je knapp eine halbe Milliarde Dollar in die Entwicklung und Produktion der Corona-Impfstoffe von Janssen als auch von Moderna zu investieren.

Schon klinische Tests machen auch chinesische Forschungsgruppen. Ab Juni will zudem das Team von Martin Bachmann (52) von der Universität Bern und weiteren Unis sowie der Firma Saiba mit klinischen Test starten. Grünes Licht für Tests an Menschen hat vor zwei Wochen ausserdem das deutsche Unternehmen Biontech in Kooperation mit Pfizer erhalten.

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Täglich gibt es neue Meldungen über aussichtsreiche Corona-Impfstoffe. Bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind derzeit knapp 80 Corona-Impfstoffentwickler erfasst. Obwohl fieberhaft geforscht wird, rechnen Experten frühestens bis Anfang 2021 mit dem ersten breit einsetzbaren Impfstoff.

Bereits im März mit Tests an Menschen startete die US-Firma Moderna. Mit im Boot: der Schweizer Pharmazulieferer Lonza. Dieser gab letzte Woche eine Vereinbarung mit Moderna über die Produktion des Corona-Impfstoffs bekannt. Im Juli will die US-Tochter von Lonza erste Chargen herstellen. Die beiden Unternehmen planen gemeinsam die Produktion von bis zu einer Milliarde Dosen. Das treibt Lonza an der Börse in die Höhe. Die Aktie legte am Montag zu – in einem sonst rückläufigen Handel. Allerdings: Bislang hat noch kein Impfstoff, der auf der genbasierten Methode von Moderna entstanden ist, die Zulassung erhalten.

Briten liegen im Rennen vorne

Als sehr aussichtsreich gilt der Impfstoff eines Forschungsteams aus Oxford (Grossbritannien). Er trat vor zwei Wochen in die heikle klinische Testphase. Die Briten verwenden abgeschwächte harmlose Viren, die als Coronavirus verkleidet werden, sogenannte Vektoren, um im Körper eine Immunreaktion auszulösen. Dieselbe Methode nutzt Janssen Vaccines bei seinem Corona-Impfstoff. Die Methode hat sich bereits bei Ebola und HIV bewährt. Die US-Regierung gab im April bekannt, je knapp eine halbe Milliarde Dollar in die Entwicklung und Produktion der Corona-Impfstoffe von Janssen als auch von Moderna zu investieren.

Schon klinische Tests machen auch chinesische Forschungsgruppen. Ab Juni will zudem das Team von Martin Bachmann (52) von der Universität Bern und weiteren Unis sowie der Firma Saiba mit klinischen Test starten. Grünes Licht für Tests an Menschen hat vor zwei Wochen ausserdem das deutsche Unternehmen Biontech in Kooperation mit Pfizer erhalten.

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