Auf einen Blick
- Die Mitte sucht Nachfolge für Viola Amherd
- Markus Ritter gab heute seine Kandidatur bekannt
- Bis 3. Februar können Kantonalparteien Kandidaten nominieren
Die Mitte hat endlich einen offiziellen Kandidaten für das Amt des Bundesrats: Gestern hat die St. Galler Kantonalpartei Markus Ritter (57) vorgeschlagen. «Ich stehe als Kandidat für die Wahl in den Bundesrat zur Verfügung», sagte der Nationalrat und Präsident des Bauernverbands an einer Medienkonferenz. In den letzten Wochen hatten sich Kronfavoriten wie Parteipräsident Gerhard Pfister (62) oder Nationalrat Martin Candinas (44) reihenweise aus dem Rennen genommen.
«Kann niemanden zwingen»
Die vielen Absagen haben Ritter auch zu seiner Kandidatur bewegt, wie er vor den Medien bestätigte. «Die Absage von Martin Candinas war der Tiefschlag», sagt Ritter. Die Mitte verfüge über viele fähige Personen für den Bundesrat. «Aber man kann niemanden zwingen», sagt er. Wenn Gerhard Pfister oder Martin Candinas für den Bundesrat kandidiert hätten, wäre er selbst nicht angetreten, so Ritter.
Auch sein Amt als Bauernpräsident würde er nur schweren Herzens abgeben. Der von ihm geführte Bauernverband funktioniere heute wie eine gut geschmierte Maschine – zuverlässig und leistungsfähig. Diese Eigenschaften brauche es jetzt auch im Verteidigungsdepartement, das mit dem Rücktritt von Viola Amherd (62) frei wird. «Die Liste mit den anstehenden Führungsaufgaben ist lang.» An solchen Herausforderungen sei er bisher immer auch persönlich gewachsen, erklärte Ritter.
Ritters Erzählung hat eine klare Botschaft: Er trete vor allem an, um für seine Partei Verantwortung zu übernehmen. Und er lässt durchblicken, dass er der richtige Mann dafür sei. Er könne führen, sei bereit anzupacken, sagt er – und erzählt, dass er gerne im Militär gewesen sei. Das krisengeschüttelte VBS würde er auch nicht bei der ersten Gelegenheit verlassen. «Ich habe noch nie ein Haus verlassen, das ich nicht aufgeräumt habe.»
Kritik von Mitte-Frau
Mit einer Aussage zur Geschlechterverteilung im Bundesrat stiess er allerdings auf Kritik. Ein Journalist wollte von Ritter wissen, wie er zur Geschlechterverteilung im Bundesrat stehe. Diese sei wichtig, begann Ritter. Und führte aus: Die Frauen aus der Mitte würden sich für andere Departemente interessieren, und das «VBS ist schwierig für sie».
Christina Bachmann-Roth, Präsidentin der Mitte-Frauen, kritisiert dies gegenüber «20 Minuten». Die Diskussion sei extrem überholt. «Wir Frauen lassen uns doch nicht auf Themen abschieben, die jemand als Frauen-Themen definiert hat.» Ausserdem sei die Aussage ein Affront gegenüber der aktuellen Mitte-Verteidigungsministerin Viola Amherd.
Ritter machte die Ochsentour
Ritter gilt als einer der einflussreichsten Politiker in Bundesbern. 2011 schaffte er erstmals die Wahl in den Nationalrat. Seit 2012 präsidiert er den Schweizer Bauernverband. Seine politische Karriere begann er 1993 als Stadtrat von Altstätten SG.
Die Kantonalparteien der Mitte können bis am 3. Februar mittags zuhanden der Findungskommission Kandidierende für den Bundesrat vorschlagen. Am 21. Februar entscheidet dann die Bundeshausfraktion der Mitte über die Zusammensetzung des Tickets. Die Bundesratswahl findet am 12. März durch die Vereinigte Bundesversammlung statt.
Medienkonferenz ist vorbei
Die Medienkonferenz ist nun beendet. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
Was würde seine Wahl für den Armeechef bedeuten?
Ein Journalist will wissen, ob Ritter am aktuellen Armeechef Thomas Süssli festhalten würde. Ritter weicht der Frage aus: «Wenn ich gewählt werde, werde ich Vollgas geben», wiederholt er. Es sei seine Art, dass er immer zuerst mit den Leuten reden wolle, ehe er über sie urteile. Wichtig sei ihm jedoch eine gute Fehlerkultur und Kommunikation.
Die Absage von Candinas hat ihn gepusht
«Die Absage von Martin Candinas war der Tiefschlag», sagt Ritter. Die Mitte verfüge über viele fähige Personen für den Bundesrat. Er könne viele Namen aufzählen, und nennt dann Parteipräsident Gerhard Pfister, Ständerätin Isabelle Chassot oder Philipp Matthias Bregy. «Aber man kann niemanden zwingen», sagt er über die vielen Absagen, welche die Mitte vermeldet habe. Besonders im Ständerat gäbe es viele fähige Kandidaten. Ritter sagt klar, er wäre nicht angetreten, wenn sich nicht so viele fähige Kandidaten zurückgezogen hätten.
Zwei St. Galler in der Regierung sind für Ritter kein Problem
Das Bewerbungsdossier von Ritter hat einen Makel: Mit Bundesrätin Karin Keller-Sutter sitzt bereits eine St. Gallerin in der Regierung. «Wir diskutieren vor allem eine Departementszuteilung und wer das lösen kann», sagt Ritter darauf angesprochen. Es gehe nicht darum, ob es einen St. Galler oder einen Landwirt in der Regierung braucht. «Sondern, wer kann das?», so Ritter. Er sei daran interessiert. Er sei dafür auch bereit, seine «geliebte Aufgabe» als Bauernpräsident aufzugeben dafür.
«Ich war gerne in der Armee»
Eine starke Armee sei wichtig, so Ritter. Es gebe einen Krieg nicht weit weg von der Schweiz, darum sei ein grosszügiges Budget für eine starke Armee sehr wichtig. «Ich war gerne in der Armee», sagt er. Er konnte mit 22 Jahren den Landwirtschaftsbetrieb übernehmen, weshalb er seine Armeekarriere nicht weiter verfolgt habe, sagt er vor den Medien.
«Ich habe noch nie ein Haus verlassen, das ich nicht aufgeräumt habe»
Nun beginnt die Fragerunde: «Ich habe noch nie ein Haus verlassen, das ich nicht aufgeräumt habe», sagt Ritter. Damit antwortet er auf die Frage, ob er nicht das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport wieder verlassen würde, wenn das Bundesamt für Landwirtschaft frei würde.
«Ich nehme die Nomination gerne an»
«Die Armee bleibt eine wichtige Institution in unserem Land», so Ritter. Sollte er in die Regierung gewählt werden, gehe er mit der gleichen Energie in den Bundesrat, wie er sich als Nationalrat und Bauernpräsident engagiert habe. Als Teamplayer werde er sich in den Bundesrat einbringen. Er könne mit Links wie Rechts gut verhandeln. Er bedankt sich bei seiner Familie, die ihn unterstütze. «Ich nehme die Nomination gerne an und stehe als Kandidat für den Bundesrat zur Verfügung», schliesst er sein Votum.
«An solchen Aufgaben bin ich bisher gewachsen»
«Bis vor wenigen Tagen konnte ich mir ein solches Engagement nicht vorstellen», sagte Ritter über das Amt des Bundesrats. Der von ihm geführte Bauernverband funktioniere heute wie eine gut geschmierte Maschine. Dies brauche jetzt auch das VBS. Es brauche jemanden aus der Mitte, der sich dieser Aufgabe annehme. «An solchen Aufgaben bin ich bisher gewachsen.»
«Gegen ihn zu spielen ist nicht einfach, mit ihm macht Freude»
Benedikt Würth, Mitte-Ständerat, spricht nun vor den Medien. Es sei eine wichtige Wahl, die anstehe. «Wir brauchen eine starke Regierung.» Man frage sich zu wenig, was es brauche für das Amt eines Bundesrates. Drei Punkte müssten seiner Meinung nach erfüllt werden: rasche Auffassungsgabe, Gestaltungs- und Durchsetzungswillen und ausgeprägte Kommunikationsstärke. Es gebe nur wenige, die diese Punkte erfüllen, doch Ritter gehöre dazu, so Würth. Jeder wolle so einen Kandidaten. «Gegen ihn zu spielen ist nicht einfach, mit ihm macht Freude.»
Parteipräsidentin ergreift das Wort
«Es ist unbestritten, dass Markus Ritter alle Fähigkeiten mitbringt, die ein Bundesrat haben muss», sagt Franziska Steiner-Kaufmann, Parteipräsidentin Mitte St. Gallen.
Die letzten Tage hätten gezeigt, dass es nicht nur die Fähigkeiten seien, die zählen. «Ebenso wichtig ist es eben auch, den Willen, die Lust oder das Feuer zu haben, sich in diesem Gremium und in einem anspruchsvollen Departement für unser Land zu engagieren», heisst es in der Mitteilung der Partei. Bei Markus Ritter kommen alle Parameter stimmig zusammen.