Auf einen Blick
- Bauern-Mehrheit im Bundesrat? Kandidatenfeld für Amherd-Nachfolge mit Agrarvertretern
- Viele Kandidaten haben landwirtschaftlichen Hintergrund oder Verbindungen zur Agrarbranche
- Bereits 3 von 7 Bundesräten haben Erfahrung in der Landwirtschaft
Dass sie mächtig sind in der Schweizer Politik, das ist allgemein bekannt. Kaum ein Berufsstand gilt in Bern als so einflussreich und durchsetzungsstark wie die Bauern. Dank taktischen Geschicks gelingt es Bauernpräsident Markus Ritter (57, SG) immer wieder, seine Anliegen durchzubringen.
Doch kommt es bald auch zur Bauern-Mehrheit im Bundesrat? Werden die Bauern im Kampf für ihre Anliegen noch mächtiger? Das ist ungewiss.
Verwurzelt im Agrarbereich
Erst am 12. März wählen National- und Ständerat die Nachfolge von Verteidigungsministerin Viola Amherd (62). Doch das Kandidatenfeld hat sich bei der Mitte merklich gelichtet. Alle Top-Favoriten haben abgesagt. Und unter den Verbliebenen sind jedoch auffällig viele Vertreter der Agrarbranche vorne dabei:
- Priska Wismer-Felder (54) überlegt sich eine Kandidatur. Die Luzerner Nationalrätin ist Bäuerin.
- Bauernpräsident Markus Ritter rechnet sich offenbar Chancen aus. In einem Interview mit CH Media liebäugelte er am Mittwoch schon mit dem Amt.
- Noch nicht aus dem Rennen ist Christophe Darbellay (53): Der Walliser Staatsrat und frühere CVP-Präsident hatte Agrarwissenschaften studiert. Er war einst Vizedirektor des Bundesamtes für Landwirtschaft.
- Die Nidwaldner Regierungsrätin Karin Kayser-Frutschi (58) ist gelernte Gärtnerin, hat aber mit ihrem Ingenieurstudium in Obst-, Wein- und Gartenbau auch gewisse Nähe zur Landwirtschaft.
Dabei sind die Bauern im Bundesrat schon extrem gut vertreten: Mit Weinbauer Guy Parmelin (65), dem studierten Agronomen Albert Rösti (57) und dem ausgebildeten Landwirt (und Umweltwissenschafter) Beat Jans (60) sitzen bereits drei Vertreter des Agrarstandes in der Landesregierung. Dies ist bereits ein äusserst hoher Anteil – verglichen mit der Zusammensetzung der ganzen Schweizer Bevölkerung. Denn nur rund 160'000 Personen arbeiteten 2023 in der Landwirtschaft – bei damals 8,85 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern.
Welche Berufe sonst noch im Rennen sind
Im lichter werdenden Kandidatenfeld finden sich allerdings auch noch einige Namen ohne bäuerlichen Hintergrund: Etwa die Luzerner Ständerätin Andrea Gmür (60, Anglistin und Romanistin) oder der Berner Nationalrat Reto Nause (53, studierte Geschichte und Politologie). Auch noch nicht entschieden hat sich Philipp Kutter (49, ebenfalls Geschichte und Politologie).
Kandidatinnen und Kandidaten mit dem nötigen Landliebe-Flair haben es im Parlament aber offenbar einfacher, gewählt zu werden: Das zeigte nicht nur die Wahl von Rösti, Jans und Parmelin. Fast schon legendär ist die Mini-Herde an Schwarznasenschafen, die Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider an ihrem Zuhause in Les Breuleux (JU) hält. Im Konkurrenzkampf um das Bundesratsamt soll das Bild mit den Schafen die damalige Ständerätin gehörig nach vorne katapultiert haben.