Auf einen Blick
- Honorarkonsuln: Amateur-Diplomaten im Dienst der Schweiz mit steigender Bedeutung
- Zahl der Schweizer Honorarkonsuln stieg in zehn Jahren um 20 Prozent
- Interessante Persönlichkeiten wie Sportler, Geschäftsleute oder Gastgeber vertreten das Land
Ihre Welt ist geheimnisvoll, ihr Wirken diskret. Sie sind schwerreiche Unternehmer, lokale Grössen oder auch Prominente – und stehen nebenbei im Dienst der Schweiz. Wer Honorarkonsul ist, verkehrt in diplomatischen Kreisen und geniesst hohes Ansehen.
Ein Honorarkonsul ist eine Art Hobby-Diplomat. Er vertritt ehrenamtlich bestimmte Interessen der Schweiz in einem anderen Staat. Er hilft Schweizer Bürgern in Not, repräsentiert bei Anlässen und pflegt Beziehungen zu Behörden oder Wirtschaftsvertretern.
Die Honorarkonsuln – so werden sie in der Mehrzahl genannt – sind dort tätig, wo Profi-Vertretungen wie Botschaften fehlen. Für ihr Ehrenamt erhalten sie nur eine geringe Entschädigung. Sie verfügen aber zumindest in Ausübung ihres Amtes über eine gewisse Immunität.
Die Hobby-Diplomatie boomt: Das Eidgenössische Aussendepartement (EDA) von Bundesrat Ignazio Cassis (63) ernennt rund um den Globus immer mehr Honorarkonsuln, wie offizielle Daten nun zeigen. Zwischen 2013 und 2023 hat ihre Zahl um 20 Prozent zugenommen.
Schweiz hat heute über 200 Honorarkonsuln
Zuletzt verfügte die Schweiz über 218 Honorarkonsuln in 103 Staaten. Warum setzt das EDA so gerne auf sie? «Dank den Honorarkonsulaten ist eine engere Zusammenarbeit und Präsenz der Schweiz in verschiedenen Regionen weltweit möglich», erklärt eine Sprecherin. Touristen oder Auslandschweizer könnten so besser betreut werden.
Ein Honorarkonsul muss wirtschaftlich unabhängig sein, einen engen Schweizbezug haben, mit den lokalen Verhältnissen bestens vertraut sein und über ein breites Beziehungsnetz verfügen. «Die private berufliche Tätigkeit muss mit dem Amt vereinbar sein», erklärt das Aussendepartement weiter. Er muss über einen unbescholtenen Leumund verfügen und sollte keine Vorstrafen haben. Honorarkonsuln arbeiten ehrenamtlich. Um ihre Auslagen zu decken, erhalten sie eine jährliche Entschädigung von 6500 Franken. Spezielle Mandate werden teilweise zusätzlich entschädigt.
Ein Honorarkonsul muss wirtschaftlich unabhängig sein, einen engen Schweizbezug haben, mit den lokalen Verhältnissen bestens vertraut sein und über ein breites Beziehungsnetz verfügen. «Die private berufliche Tätigkeit muss mit dem Amt vereinbar sein», erklärt das Aussendepartement weiter. Er muss über einen unbescholtenen Leumund verfügen und sollte keine Vorstrafen haben. Honorarkonsuln arbeiten ehrenamtlich. Um ihre Auslagen zu decken, erhalten sie eine jährliche Entschädigung von 6500 Franken. Spezielle Mandate werden teilweise zusätzlich entschädigt.
Das Schweizer Aussennetz ist traditionell gross, die Zahl der Berufsvertretungen insgesamt stabil. Die Honorarkonsuln ermöglichen eine noch breitere Präsenz der Eidgenossenschaft. Viele von ihnen sind selbst Schweizer Bürger, einige auch Bürger des Landes, in dem sie die Schweiz vertreten.
Das sind die schillernden Konsuln
Doch wer sind die Menschen, die nebenbei ein Honorarkonsulat betreiben? Über sie ist wenig bekannt. Dabei handelt es sich oft um schillernde Persönlichkeiten. Blick stellt einige von ihnen vor.
Die Superreichen
Gabriel Barbier-Mueller (68), Honorarkonsul in der US-Metropole Dallas, ist der Sprössling einer vermögenden Genfer Immobiliendynastie. In seiner Wahlheimat schuf er mit seiner Firma ein neues Quartier, zudem besitzt er eine Samurai-Sammlung von Weltrang. Äusserst wohlhabend ist auch die Unternehmerfamilie Gherardi. Aus ihr stammt Eleonora Gherardi, die auf Gibraltar als Honorarkonsulin fungiert. Sogar ein milliardenschwerer Saudi-Scheich ist Honorarkonsul der Eidgenossenschaft: Khaled Juffali (67) ist einer der wichtigsten Geschäftsleute Saudi-Arabiens. Er leitet ein weltweit tätiges Handelsunternehmen mit Sitz in der Hafenmetropole Jeddah.
Die Glanzvollen
In Japan vertritt eine Spitzensportlerin die Schweizer Interessen: Tomoka Takeuchi (41) trainierte als Snowboarderin zeitweise mit dem Schweizer Team, 2014 holte sie für Japan Olympia-Silber. Seit 2024 ist sie Honorarkonsulin in der Präfektur Hokkaido. Ein illustrer Kopf ist auch Hanspeter Sauter (60), Honorarkonsul im deutschen Düsseldorf. Der Julius-Bär-Banker verkehrt dort in bester Gesellschaft. Im brasilianischen Belo Horizonte übernimmt Astrid Boller die konsularischen Aufgaben. Die Social-Media-Posts der Ärztin mit Fokus «Gesundheit und Schönheit» erfreuen sich grosser Beliebtheit.
Die Exoten
Einige Honorarkonsuln fallen durch ungewöhnliche Tätigkeiten auf. Zum Beispiel Christoph Jud, der in der liberianischen Hauptstadt Monrovia eine Brauerei leitet. Oder Marcel Schütz (35), der erste Honorarkonsul überhaupt in Longyearbyen auf der hocharktischen Inselgruppe Spitzbergen. Dort hilft er unter anderem gestrandeten Forschern.
Die Feingeister
Zu den Honorarkonsuln gehören auch einige Feingeister von Rang und Namen. Im bayerischen Nürnberg trägt der Kunsthistoriker Daniel Hess (61), Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums, den Titel Honorarkonsul. Honorarkonsul in der österreichischen Alpenstadt Innsbruck ist der renommierte Architekt Christoph M. Achammer (67), ein Vordenker des «integralen Planens». Und in Houston im US-Bundesstaat Texas führt der Künstler John Bernhard (67) das Honorarkonsulat. Er ist vor allem für seine surrealistischen Aktstudien bekannt.
Blackbox Honorarkonsuln? Ihr Tun und Wirken war im Bundeshaus bisher kaum Thema. Das dürfte sich ändern: Die zuständigen Aufseher der ständerätlichen Geschäftsprüfungskommission haben dazu 2024 eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Dabei sollen sowohl die schweizerischen Honorarkonsulate im Ausland als auch die ausländischen Honorarkonsulate in der Schweiz genauer unter die Lupe genommen werden. Die Untersuchung läuft.
Blackbox Honorarkonsuln? Ihr Tun und Wirken war im Bundeshaus bisher kaum Thema. Das dürfte sich ändern: Die zuständigen Aufseher der ständerätlichen Geschäftsprüfungskommission haben dazu 2024 eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Dabei sollen sowohl die schweizerischen Honorarkonsulate im Ausland als auch die ausländischen Honorarkonsulate in der Schweiz genauer unter die Lupe genommen werden. Die Untersuchung läuft.
Die Businessleute
Unternehmer oder Abgesandte von Schweizer Firmen sind unter den Honorarkonsuln ebenfalls gut vertreten. Christian Coquoz war jahrzehntelang Privatbankier in Nassau auf den Bahamas. Der Manager Michael Eggenschwiler (66), Honorarkonsul in Hamburg, stand über 20 Jahre an der Spitze des dortigen Flughafens. Honorargeneralkonsul in Bahrain ist Humbert Buemi. Er vertritt Firmen am Arabischen Golf. Sein Neffe, der Ex-Formel-1-Pilot Sébastien Buemi, war zeitweise bei ihm einquartiert. Und in Douala, der grössten Stadt Kameruns, ist der Ölmanager Antoine Ndzengue das Gesicht der Schweiz.
Die Gastgeber
Wer das Gastgeber-Gen in sich trägt, ist auch als Honorarkonsul gut geeignet. Auffallend viele von ihnen führen Restaurants oder Hotels. Darunter etwa der Luxushotelier Damian Killer (35) in Laos, Hotelmanagerin Simone Höch im ägyptischen Hurghada oder die Safari-Camp-Unternehmerin Claudia Stuart in Kenia. In Windhoek, der Hauptstadt Namibias, machte sich Honorargeneralkonsul Urs Gamma (67) als Gastronom einen Namen. Unter anderem betrieb er viele Jahre ein Gourmetrestaurant, das sich auf Wild spezialisiert hatte. Auf der Speisekarte standen je nach Angebot auch Krokodil oder Kudu-Leber, wie die «Weltwoche» einmal nach einem Besuch berichtete.