Auf einen Blick
- Schweiz baut nachhaltigen Pavillon an Expo 2025 in Japan
- Einer der Hauptsponsoren ist das Kreuzfahrtunternehmen MSC Cruises
- Nicht zum ersten Mal sorgt ein Expo-Sponsoring des Bundes für Kritik
Die Schweiz will als Vorzeigeland glänzen. An der Weltausstellung 2025 im japanischen Osaka soll sich der Schweizer Pavillon durch einen besonders niedrigen CO2-Fussabdruck auszeichnen. So hat es der Bund angekündigt. Der Bau verkörpere «Leichtigkeit und Nachhaltigkeit».
Schliesslich steht die Expo unter dem ehrgeizigen Motto «Designing Future Society for Our Lives». Für den zuständigen Aussenminister Ignazio Cassis (63, FDP) bietet der Grossanlass gar ein «Schaufenster für Best Practices im Bereich Nachhaltigkeit», wie er in einer Parlamentsdebatte sagte.
Umso ungewöhnlicher ist der Deal, den das Aussendepartement (EDA) abgeschlossen hat. Blick weiss: Einer der Hauptsponsoren des Schweizer Pavillons ist MSC Cruises.
Das Kreuzfahrt-Unternehmen mit Hauptsitz in Genf gibt in Bezug auf Umweltverträglichkeit immer wieder zu reden. Doch an der Expo setzt das EDA auf die Partnerschaft mit MSC Cruises und der Muttergesellschaft Mediterranean Shipping Company.
EDA sieht keinen Widerspruch
Der Bund will den Auftritt in Japan teilweise mit Sponsorengeldern finanzieren. Im Gegenzug dürfen sich die beteiligten Firmen mit dem Image der «offiziellen Schweiz» schmücken.
Laut gut informierten Quellen verläuft die Sponsorensuche eher schleppend. Wie viel Geld zumindest das MSC-Sponsoring einbringt, sagt das EDA nicht – «aufgrund der Vertraulichkeit des Vertrags».
Kreuzfahrtschiffe gelten als schwimmende Freizeitparks – mit entsprechendem Energieverbrauch. Allein die Schiffe von MSC Cruises stiessen zuletzt über 2,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr aus. Das entspricht mehr als fünf Prozent des CO2-Ausstosses der Schweiz.
Wie gut also passt ein Kreuzfahrt-Riese zum Schweizer Expo-Auftritt, bei dem die Nachhaltigkeit im Zentrum steht? Das EDA sieht in der Partnerschaft keinen Widerspruch. Der Schweizer Pavillon werde ein Ort des Dialogs sein, «an dem gemeinsam mit allen beteiligten Akteuren Lösungen für globale Herausforderungen gefunden werden sollen».
Hauptziel des Auftritts sei, die Schweizer Innovationskraft ins Zentrum zu rücken. Weiter verlautet das Departement: «MSC engagiert sich für die Reduktion seines ökologischen Fussabdrucks und hat einen Aktionsplan für Nachhaltigkeit entwickelt, obwohl es in einer stark belastenden Industrie tätig ist.»
Netto-Null-Ziel im Blick
Auch MSC Cruises betont auf Anfrage seine Fortschritte. «Wir arbeiten daran, unsere Schifffahrtsaktivitäten zu dekarbonisieren und die Auswirkungen auf die Luftqualität zu reduzieren», sagt ein Sprecher. Er verweist unter anderem auf verbesserte Technologien und den «Übergang zur Nutzung erneuerbarer Kraftstoffe».
Bis 2050 strebe man das Netto-Null-Ziel bei den Treibhausgas-Emissionen an. Und das Ziel, die Kohlenstoffintensität um 40 Prozent gegenüber 2008 zu senken, soll bereits Ende 2024 erreicht werden – sechs Jahre früher als geplant.
Derzeit setzt das Unternehmen etwa auf das Flüssigerdgas LNG, um die Emissionen zu reduzieren. Kritiker werfen MSC jedoch vor, zu viel zu versprechen. Denn die LNG-Technologie setze Methan frei und sei damit insgesamt klimaschädlicher als CO2, moniert die Non-Profit-Organisation Fairunterwegs.
Ihr Geschäftsführer Jon Andrea Florin (60) sagt: Trotz Fortschritten seien die ökologischen Auswirkungen von Kreuzfahrten weiterhin massiv, die Schiffe würden immer grösser. «Deshalb ist es fragwürdig, wenn der Schweizer Staat MSC Cruises eine Plattform gibt, sich als besonders nachhaltiges Unternehmen darzustellen.»
Tabak-Affäre bei letzter Expo
Brisant ist: Schon früher sorgten Sponsoren von Schweizer Expo-Pavillons für Kritik. An der letzten Weltausstellung in Dubai war der Tabakkonzern Philip Morris als Partner vorgesehen.
Nach heftigem Widerstand – auch aus dem Ausland – liess Bundesrat Cassis den Deal platzen. Für die Expo 2025 gelten bei der Sponsoren-Akquisition erstmals die neuen Richtlinien, die das EDA nach der Tabak-Affäre erarbeitet hat.
Droht bei einem potenziellen Sponsor ein erhöhtes Reputationsrisiko, muss neu vor den Verhandlungen eine Bewilligung von Aussenminister Cassis eingeholt werden. War dies auch beim MSC-Deal der Fall? Das EDA wiegelt ab. Präsenz Schweiz, die Abteilung für Landeskommunikation, habe vorgängig eine Risikobewertung vorgenommen. Resultat: alles im grünen Bereich.
«In der Schweiz finden gelegentlich Diskussionen über die Umweltverträglichkeit der Kreuzseeschifffahrt statt», räumt das EDA zwar ein. Diese rechtfertigten jedoch «keinen Verzicht auf eine Partnerschaft im Rahmen einer Weltausstellung». Zudem weist das Departement auf das gute Image von MSC im Gastland Japan hin.